Kapitel 2: 007 - Lizenz zum Töten

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Es war Mitternacht. Langsam wurde es im Krankenhaus etwas ruhiger, sodass wir uns im Bereitschaftsraum aufhielten. Bailey hatte uns angepiept.
"Ich habe euch angepiept, weil ich eine Verkündung machen soll", sagte sie. "O'Malley. Dr. Burke möchte Sie morgen früh für die Appendektomie."
"O'Malley?", sagte Christina empört.
"Ja, O'Malley", erwiderte unsere Ausbilderin und sah Christina mahnend an. "Die Welt dreht sich nicht nur um Sie, Yang."
"Ist das Ihr Ernst?", fragte George.
"Sehe ich aus als würde ich scherzen?", fragte Bailey.
George schüttelte heftig den Kopf. "Vielen Dank."
"Bedanken Sie sich nicht bei mir, sondern bei Dr. Burke", sagte sie. "Ihr seht müde aus. Ruht euch ein paar Stunden aus."
Dr. Bailey lächelte kurz und ging dann.
"Hat Sie gerade gelächelt?", fragte Izzie.
"Ich werde bei der Appendektomie assistieren", sagte George.
"Das freut mich so für dich", sagte ich und umarmte ihn.
Meredith schrie in der Ecke auf. Ich hatte sie und Christina garnicht bemerkt.
"Was tut ihr da?", fragte ich.
"Dr. Shepherd hat die Assistenzärzte gebeten, herauszufinden, was Katie Bryce hat. Und wir haben es herausgefunden!"
"Was hat sie?", fragte Izzie.
"Du denkst doch nicht ernsthaft, dass wir dir das sagen", erwiderte Christina. Dann verließen sie den Raum.
"Ich leg mich hin", sagte Izzie.
Und so taten wir es auch.

Wir wachten gegen sechs Uhr auf. Nicht weil wir angepiept wurden, sondern weil Christina und Meredith redeten.
"Das kann ich einfach nicht glauben", sagte Christina. "Tut mir leid, aber ich bin besser als du. Ich bin besser als ihr alle. Ich bin überdurchschnittlich."
"Was ist hier los?", fragte Izzie und gähnte.
"Was hier los ist? Shepherd hat ihr die OP gegeben!", sagte Christina verärgert.
"Christina, ich kann doch nichts dafür", sagte Meredith.
"Oh, doch", widersprach Christina. "Aber wenigstens muss ich nicht mit dem Chefarzt schlafen, um eine OP zu bekommen. Und glaub mir, ich werde eine bekommen."
"Meredith hat mit Shepherd geschlafen?", sagte Izzie. "Wie war's?"
Ich wollte es nicht sagen, aber diese Frage interessierte mich auch ziemlich.
"Haltet die Klappe", sagte Meredith. "Christina, ich habe versucht die OP an dich abzugeben, aber er will mich."
Christina schüttelte den Kopf und verließ den Bereitschaftsraum.
"Wir sind gerade mal 24 Stunden hier im Krankenhaus und du hattest was mit Shepherd?", fragte ich.
"Es war vorgestern Abend. Und jetzt sieht er mich die ganze Zeit so an", sagte sie und verschränkte die Arme.
"Und er bevorzugt dich, weil du mit ihm geschlafen hast", sagte Izzie.
"Ja", erwiderte Meredith. "Aber das will ich doch garnicht."
Bailey kam herein.
"Geh doch mal mit ihm aus", schlug Izzie vor.
"Nein, spinnst du?", fragte Meredith.
"Stevens, Grey, ich will hier nichts von ihrem Liebesleben hören", mahnte Bailey uns. "Wo ist Yang? Ist ja auch egal. Grey auf die Intensivstation. Stevens und Thompson, dasselbe wie gestern. O'Malley, sie ruhen sich aus. Ich will nicht, dass sie ihre Appendektomie vermasseln. Ich habe euch ein wenig Zeit freigemacht, damit ihr O'Malley bei der OP zusehen könnt. An die Arbeit!"

"Guten Morgen", sagte ich zu der Patientin auf der Liege. "Wie heißen Sie?"
"Abigail Tyson", sagte sie 
"Welche Beschwerden haben Sie?", fragte ich und notierte mir ihren Namen.
"Ich habe ständig Kopfschmerzen, Schwindel und Rückenschmerzen... und ich..."
Plötzlich verstummte sie und fing an zu Krampfen. Ich drehte sie auf die Seite und gab ihr einmal Valium. Langsam hörte sie auf zu krampfen. Danach brachte ich sie in den MRT.
Auf dem Bildschirm war ein Tumor in Kopf zu sehen. Ich brachte die Patientin wieder auf ihr Zimmer und machte mich auf den Weg zu Dr. Shepherd.
"Dr. Shepherd", sagte ich, worauf er mich ansah. "Ich habe bei meiner Patientin Abigail Tyson nach einem Krampfanfall ein MRT durchgeführt. Sie hat einen Hirntumor."
"Gute Arbeit", sagte Dr. Shepherd und lächelte mich an. "Wieso haben Sie ein MRT durchgeführt, statt eines EKG?"
"Die Patientin klagte über Kopfschmerzen und Schwindel. Dann fing sie an zu krampfen. Ich nahm an, dass die Ursache von ihrem Kopf kam", sagte ich.
"Sehr gut", erwiderte er. "Sie sind die Auszubildende von Dr. Bailey, richtig?"
Ich nickte.
"Na dann. Viel Glück", antwortete er. "Wissen Sie schon, welches Spezialgebiet Sie später wählen möchten?"
"Nein, ich muss darüber erst nachdenken."
"Wenn Sie Lust haben, begleiten Sie mich mal. Wenn Sie wollen, können Sie mir sogar mit diesem Tumor behilflich sein", schlug er vor.
"Ist das Ihr Ernst?", fragte ich aufgeregt.
"Klar. Ich werde das mit Bailey regeln."

Wenig später machte ich mich auf den Weg

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Wenig später machte ich mich auf den Weg. Wir beobachteten von der Galerie aus Georges OP.
"Ich wette 20 Dollar, dass er ihn umbringt", sagte Alex.
"15, dass er schlapp macht", erwiderte Christina.
"Hört auf Wetten abzuschließen. Er schafft das schon", erwiderte ich.
Leider lag ich da komplett falsch. George wusste nicht weiter und so übernahm Dr. Burke die Operation.
"Ein typischer 007!", rief Alex.
"Du schuldest mir 15 Dollar", sagte Christina.
"007?", sagte Izzie.
"Lizenz zum Töten", erwiderte Meredith. "In jedem Jahrgang gibt es einen 007."

Wir trafen George zum Mittagessen.
"Da ist ja unser 007", sagte Alex, als er am Tisch vorbeiging und sich zu anderen Assistenzärzten setzte.
"Was?", erwiderte George.
"007-Lizenz zum Töten", sagte Christina.
"Ernsthaft? Spricht sich das schon herum?", fragte George.
"Das muss sich nicht erst herumsprechen. Fast alle Assistenzärzte waren da und wissen Bescheid."
"Scheiße", sagte George und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Das kann jedem mal passieren", versicherte ich ihm.
"Aber wieso musste es mir zuerst passieren?", sagte George.
"Alex ist ein Arschloch", sagte Izzie.

"Heute in der Intensivstation konnte er vor Dr

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"Heute in der Intensivstation konnte er vor Dr. Webber den Patienten nicht diagnostizieren, also habe ich das getan", sagte Meredith. "Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen. Er sah total wütend aus."
Wir brachen in Gelächter aus, sogar George musste lächeln.
Ich hätte diese OP wirklich gerne bekommen. Jetzt musste ich mich fragen, ob ich es geschafft hätte. Ich konnte mir gut vorstellen, unter welchem Druck George gestanden hatte. Er war immerhin der erste unseres Jahrgangs, der bei einer richtigen OP assistieren durfte. Jeder von uns hätte versagen können. Vielleicht hätten wir alle versagt... Bis auf Christina. Mit ihrem Selbstbewusstsein und Wissen hätte sie die Operation sogar leiten können. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie Christina zu Burke sagte: "Raus aus meinem OP!"
"Was gibt es bei euch neues?", fragte Meredith.
"Rektaluntersuchungen", sagte Izzie. "Denkt Bailey eigentlich, dass ich dumm bin, nur weil ich hübsch bin?!"
"Also ich habe heute ein MRT durchgeführt und es Shepherd gezeigt. Er hat mich dazu eingeladen, mal in der Neuro vorbeizuschauen und ihm eventuell mit dem Tumor zu helfen", sagte ich.
"Hat er das einfach so getan, oder hast du auch mit ihm geschlafen?", fragte Christina.
"Christina, du kannst deswegen nicht ewig wütend sein", warf Meredith ein.
"Nein, er hat das einfach so getan", erwiderte ich.
Christina und Meredith machten sich auf den Weg zu der OP. Meredith, um zu operieren und Christina, um zuzusehen.
"Hey, George. Lass den Kopf nicht hängen", sagte ich.
"Webber hat gesagt, dass sie jemanden bitten würden zu gehen. Ich hatte diese riesige Chance und hab alles ruiniert. Ich werde gefeuert", sagte er.
"Nein. Du wirst nicht gefeuert", sagte ich und legte meine Hand auf seine, damit er mich ansah. "Das war ein Rückschlag. Ein ziemlich großer Rückschlag sogar. Aber du warst der Erste von uns, der an den OP-Tisch getreten ist. Das können diese Idioten nicht von sich behaupten. Scheiß auf die. Scheiß auf Alex. Dass die dich 007 nennen... Da musst du eben durch. Aber jetzt hast du den Grund, um ihnen zu zeigen, was du draufhast. Du wirst es allen zeigen, George. Alle, die dich jetzt auslachen, hätten es nicht besser gekonnt. Alex hat sogar bei einer einfachen Diagnose versagt. Du wirst ein Chirurg werden. Ein fantastischer Chirurg. Dieser Fehler darf dich nicht definieren. Lass das nicht zu, okay?"

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt