Kapitel 11: Arschloch-Alex

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"Oh Gott", stöhnte ich.
"Hast du noch nicht genug?", fragte Alex und küsste meinen Hals.
"Hör auf, Alex", sagte ich, obwohl es mir insgeheim schon gefiel. "Ich will das nicht."
"Ach komm schon, Kate. Erst gestern und jetzt heute... und heute sogar mehrmals", raunte er in mein Ohr.
Ich rutschte von ihm weg. "Was tue ich hier eigentlich?"
"Keine Ahnung, aber wir könnten etwas Spaß ha-"
"Nein, Alex." Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Izzie und Cristina hassen mich, weil ich dich empfohlen habe und statt mich bei ihnen zu entschuldigen und für meine Prüfungen zu lernen, betrinke ich mich und schlafe mit dir. Wie tief bin ich nur gesunken?"
"Ouch", sagte Alex und setzte sich neben mir auf.
"Tut mir leid. So war das nicht gemeint."
"Kate, du bist nicht tief gesunken. Du bist eine gute Ärztin und du wirst eine viel bessere Chirurgin werden, egal wie viele Fehler du auf dem Weg machst."
"Du meinst Fehler wie dich?", fragte ich und kicherte.
"Zum Beispiel", erwiderte er lächelnd. "Du kannst dich morgen bei Izzie und Cristina entschuldigen. Und ich halte mich von euch fern."
"Das musst du nicht", sagte ich. "Ich kläre das mit ihnen und du kannst immernoch bei uns essen. Warum zeigst du keinem diese Seite von dir?"
"Weil ich nicht nur diese Seite habe, Kate. Da ist der nette Alex und der Arschloch-Alex und jedes Mal, wenn der Arschloch-Alex aus mir rauskommt, halten mich alle für einen Idioten", sagte er und zuckte mit den Achseln. "Und wenn dich alle für einen Idioten halten, warum solltest du dann etwas anderes sein?"
Warum wollte ich ihn jetzt küssen? Nein, Kate. Du bist stärker.
"Also ich finde den netten Alex viel besser als den Arschloch-Alex", sagte ich.
"Warum hasst du mich dann immernoch?", fragte er.
Darauf hatte ich keine Antwort. Hasste ich ihn denn überhaupt? "Lass uns Freunde sein."
"Das haut doch nie hin", erwiderte er.
"Wir könnten es doch mal versuchen. Wenn es nicht klappt, dann hassen wir uns wieder. Deal?"
Er nickte.

Am nächsten Morgen war ich zwar beschämt, aber nicht so beschämt wie am Tag zuvor. Immerhin war ich ja diejenige gewesen, die ihn zuerst geküsst hatte. Jetzt da wir versuchen wollten, Freunde zu sein, war es doch nicht ganz so schlimm, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Mit seinem Freund zu schlafen, war besser als mit seinem Feind zu schlafen.
"Izzie, Cristina, da seid ihr ja! Hört zu,  es tut mir leid, dass ich euch nicht vorschlagen habe."
"Ist schon gut", sagte Izzie. "Wir haben etwas überreagiert, aber es geht nunmal um Alex."
"Apropos Alex... Wir sind Freunde", antwortete ich.
"Ihr seid was?", fragte George und lachte.
"Er ist wirklich nett, wenn man ihn mal kennenlernt, also bitte gebt ihm eine Chance, okay?"
"Na schön", sagte Izzie.
"Morgen", sagte Alex und lächelte.
"Da mach ich nicht mit. Das ist einfach nur schräg", sagte Cristina. "Ich muss zu einem Patienten."
"Also du hast jetzt vor, nett zu sein?", fragte Izzie.
"Nein", erwiderte Alex.
"Nett", sagte Izzie. "Also dann bis später."
"Bis dann", sagte Alex.
"Du machst Fortschritte", lobte ich ihn.
"Ich versuche es."
"Wem bist du heute zugeteilt?", fragte ich.
"Montgomery-Shepherd."
"Du warst ihr in letzter Zeit ziemlich oft zugeteilt, oder?"
"Ja, sie ruiniert Vaginas für mich", sagte Alex und schüttelte den Kopf.
"Ich bin bei Shepherd", erwiderte ich.
"Steht er jetzt auf dich oder warum will er dich die ganze Zeit in seinem Dienst?"
"Eifersüchtig?", scherzte ich.
"Hättest du wohl gerne", erwiderte Alex und zwinkerte.
"Ich bin einfach eine verdammt gute Chirurgin. Er sagt, ich passe gut in die Neuro und ich will mich früh für mein Fachgebiet entscheiden!"
"Also willst du in die Neuro", hakte er nach.
"Ich denke. Ich tendiere eher zur Neuro, aber die Pädiatrie ist auch ein tolles Fachgebiet."
"Geht so", antwortete Alex und zuckte mit den Achseln.
"Warum gibst du nicht einfach zu, dass du die Pädiatrie magst?",fragte ich.
"Weil es nicht der Wahrheit entspricht. Ich will etwas Cooles, keine kleinen Babys. Das ist nicht hardcore."
"Ich habe neulich mit Dr. Robbins operiert und alleine einem Frühchen das Leben gerettet. Das war hardcore."
"Das mag ja sein, aber fast kein Assistenzarzt ist bei so vielen OPs dabei wie du. Die sehen dich an, als wärst du eine Göttin", behauptete Alex.
"Ernsthaft? Das ist mir nie aufgefallen!", gab ich zu. Es war mir tatsächlich nie aufgefallen. Ich war nur hier, um zu lernen und das tat ich. Die anderen wollten auch nur lernen. Ich hatte nie daran gedacht, dass es jemanden eifersüchtig machen könnte, wenn ich bei OPs assistierte. Für mich war es selbstverständlich. Ich half einfach so vor mich hin, erkannte die Arbeit, wenn sie da war.
"Warte, heißt das ich hatte die meisten OPs?"
"Ja, Kate", erwiderte Alex. "Mit Abstand die meisten."
"Oh, krass", sagte ich und lächelte. "Als mein Freund müsstest du dich jetzt für mich freuen."
"Yay?"
"Daran arbeiten wir", sagte ich.

*

"Gott, diese Spannung hält man kaum aus", sagte ich, als ich auf das Bild des CT wartete.
"Ja, das gibt einem den Kick", sagte Dr. Shepherd. "Sagen Sie, spricht Meredith je über mich?"
"Eher weniger. Sie versucht damit klarzukommen. Übrigens haben Sie das nicht von mir gehört!"
"Schon klar."
"Ich bin Ihre Assistenzärztin und ich will Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber warum haben Sie Meredith nie etwas von Ihrer Ehefrau erzählt?", fragte ich vorsichtig.
"Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich hätte es ihr gesagt. Aber als ich sie kennenlernte... Ich war am Boden zerstört und sie hat mich wieder repariert. Und ich wollte das nicht kaputt machen, indem ich ihr erzähle, dass ich verheiratet bin. Aber offensichtlich hat genau das unsere Beziehung zerstört. Ich weiß, dass ich mich für Addison entschieden habe, aber-"
"Sie wissen nicht, ob es die richtige Entscheidung war", beendete ich den Satz.
"Ja. Aber jetzt ist es wohl zu spät."
Da öffnete sich endlich das Bild. 
"Kein Tumor, ein gesundes Gehirn", sagte Derek. "Wir müssen weitersuchen. Und damit meine ich, dass Sie weitersuchen müssen, weil ich jetzt eine OP habe. Kommen Sie klar?"
"Natürlich", sagte ich, worauf er aufstand und zur Tür lief. "Dr. Shepherd?"
Er drehte sich zu mir um.
"Es ist nie zu spät", sagte ich.
Er lächelte. "Danke."

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt