Kapitel 6: Die Tampon-Frage

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"Findest du mich männlich?", fragte George und stocherte in seinem Essen herum.
"Klar, wieso fragst du?", erwiderte ich verwundert.
"Izzie und ich sind bei Meredith eingezogen. Und sie behandeln mich wie eine Frau. Wenn ich dusche kommen sie einfach rein und erledigen andere Dinge. Und das Schlimmste: sie wollen, dass ich ihnen Tampons kaufe."
Ich kicherte. "Nur weil du Tampons kaufen sollst, heißt das nicht, dass du weiblich bist."
Cristina und Alex setzten sich zu uns.
"Sie respektieren mich nicht als Mann", sagte George. "Sie sind meine Mitbewohnerinnen. Ich sollte eigentlich bedeutungslosen Sex mit ihnen haben, stattdessen kaufe ich Tampons."
"Warte, 007", sagte Alex. "Du bist nicht schwul?"
"Nein, ich bin nicht schwul", antwortete George genervt und spießte mit seiner Gabel ein Salatblatt auf.
"Ich hatte heute eine Patientin, deren Kind eine Osteogenosis imperfecta", wechselte ich das Thema.
Cristina sah mich unbeeindruckt an.
"Sie bekommt Drillinge."
"Wirst du bei der Kaiserschnitt dabei sein?", fragte George.
"Vielleicht. Wenn Dr. Robbins mich dabei haben will", erwiderte ich. "Oder sie wählt einen anderen Assistenzarzt."
"Pädiatrie ist was für Weicheier", schnaubte Alex.
Cristina stand auf.
"Wo willst du hin?", fragte George.
"Ich werde mich bei Robbins einschleimen. Ich will diese OP", sagte sie.
"Das kannst du vergessen", erwiderte ich.
"Wenn ich diese OP bekomme, dann nennt mich keiner mehr 007", sagte George.
"Also gut, wenn ihr die OP wollt, dann will ich sie auch. Schließlich will ich ja nicht, dass ihr sie bekommt", sagte Alex.
"Da musst du früher aufstehen", sagte Cristina und rannte los. Wir folgten ihr bis zur Pädiatrie, wo wir Dr. Robbins begegneten.
"Dr. Robbins", sagte Christina. "Wer wird Ihnen bei der Osteogenosis imperfecta assistieren."
"Thompson wird das tun. Sie hat es entdeckt und richtig diagnostiziert, also wird sie dabei sein", antwortete Dr. Robbins. "Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte."
"Okay, Kate", sagte Cristina, als wir wieder losliefen. "Verrate mir dein Geheimnis."
"Geheimnis?", fragte ich verwundert.
"Du durftest einen Tumor entfernen und darfst bei einem komplizierten Kaiserschnitt dabei sein. So viele Operationen hatte kein anderer Assistenzarzt. Schläfst du auch mit Shepherd? Und wie hast du dich bei Robbins eingeschleimt?"
"Ich habe mich mit ihnen unterhalten und wurde ihnen zugeteilt. Ich habe Patienten richtig diagnostiziert und durfte bei ihren Operationen dabei sein, weil ich Talent habe", erwiderte ich.
"Wieso bekomme ich dann keine Operationen? Stattdessen bekomme ich nur langweilige Diagnosen", sagte Cristina.
"Vielleicht solltest du etwas einfühlsamer sein?", erwiderte ich.
"Was meinst du damit? Ich bin einfühlsam!", argumentierte Cristina.
"Eher weniger", sagte George. "Du bist wie Alex."
"Wage es nicht mich so zu beleidigen, George."
"Du bist wie Alex ohne die herablassenden Kommentare gegenüber Patienten", bestätigte ich.
"Ich bin nicht wie Alex. Er ist ein Idiot und ich bin brilliant", sagte Christina.
"Ich wette, dass du es nicht schaffst eine Woche einfühlsam zu sein", sagte George.
"Die Wette gilt, Bambi."
"Ihr wisst schon, dass ich die ganze Zeit hinter euch war, als ihr über mich gelästert habt?", fragte Alex.
"Wussten wir", erwiderte Cristina. "War uns egal."
Ich lachte, worauf ich von Cristina ein High Five kassierte.
"Lach nur, Thompson", antwortete Alex. "Die Chefärzte mögen dich wohl am liebsten, aber machst du einen Fehler, kann sich das ganz schnell ändern."
"Sie hat gerade gesagt, sie würde einfühlsamer sein und hat sich über Alex lustig gemacht", sagte George. "Sie hat die Wette verloren."
"Nein, hat sie nicht. Die Wette gilt ab jetzt. Ab heute bist du einfühlsam", verkündete ich.
"Na toll, also muss ich jetzt wie ein Mädchen sein?"
Ich nickte.
Cristina rollte genervt mit den Augen.
"Na gut. Bis später!"

Es waren noch 36 Stunden von meiner Schicht übrig. Ich erledigte einfache Aufgaben, bis Robbins mich anpiepte. Ich begab mich so schnell ich konnte in die Pädiatrie.
"Mrs. Traynors Kreislauf wird schwach. Ihr Puls ist niedrig. Wir operieren sobald wir sie stabilisiert haben."
"Sofort?", fragte ich.
"Habe ich mich undeutlich ausgedrückt?", antwortete Dr. Robbins.
"Nein! Nein, natürlich nicht."
"Machen Sie sich steril", sagte sie.
Ich machte mich steril und begab mich in den OP.
"Wir holen alle 3 Babys. Sie übernehmen die Osteogenosis imperfecta, halten Sie das Baby am Leben. Ich übernehme das zweite Baby, Thompson das erste. Untersuchen sie das Baby. Außerdem haben mich die Eltern gebeten, Sie über den Namen entscheiden zu lassen. Abigail und Jenna."
Dr. Robbins begann mit dem Kaiserschnitt. Sie holte zuerst das Baby mit der Osteogenosis imperfecta heraus.
"Dr. Robbins?", sagte der Anästethesist. "Die Vitalfunktionen der Babys versagen."
"Aller Babys?", fragte Dr. Robbins.
"Ja."
Sie übergab das erste Kind einer Schwester, dann holte sie das zweite Kind.
"Abigail", sagte ich.
"Schön, Sie übernehmen Abigail. Tun Sie was Sie können, um dieses Baby am Leben zu halten!"
Sie übergab mir das Kind und wir brachten es in OP 2. Dr. Robbins hatte alle Babys in einzelne OPs bringen lassen, falls sie schnell operieren müsste.
"Dr. Thompson... das Baby kann nicht Atmen."

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt