Kapitel 32: Geheimnisse

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Seufzend lief ich durch die Eingangshalle des Krankenhauses und betete, dass Bailey mich irgendwo weit weg von Alex einteilen würde. Ich stieg in den Aufzug und bevor sich die Türen schlossen, quetschte George sich hindurch. Hektisch drückte er den Notstopp-Knopf des Aufzugs.
"Was tust du denn da?", fragte ich und blickte ihn verdutzt an. "Du schwitzt ja!"
"Kate! Du hättest mir nicht verraten dürfen, dass Alex und du... Wie soll ich das vor Izzie geheim halten?", fragte er und kratzte sich nervös am Hinterkopf, wobei er so oft blinzelte, dass es ungesund wirkte.
"Beruhig dich, George. Sex hatten wir nur, bevor er mit Izzie zusammengekommen ist! Und danach haben wir uns nur geküsst. Er liebt Izzie."
"Aber er liebt auch dich", fügte George hinzu.
"Ja, aber darüber kommt er hinweg."
"Okay, sag jetzt einfach nichts mehr", erwiderte George seufzend.
"Du hast angefangen!", gab ich zurück. "Und jetzt drück den Knopf. Du willst doch nicht bei Baileys Visite zu spät kommen?"
"Verdammt", murmelte George und drückte den Kopf erneut. Der Aufzug begann wieder zu summen und ich seufzte.
"Tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe", entschuldigte ich mich.
Der Aufzug öffnete sich und wir liefen gemeinsam durch den langen Gang zum Aufenthaltsraum. Wir zogen uns um und gingen zur Visite. Erst dort sah ich Alex. Er stand mit verschränkten Armen bei Izzie und sah nur kurz zu mir. Ich zwang mich, ihm nicht in die Augen zu sehen. Ich konnte einfach nicht.
"O'Malley, Stevens, Sie sind bei Robbins", sagte Bailey. "Grey, sie sind bei Montgomery. Karev, Notaufnahme. Thompson, Neurologie bei Shepherd. Versuchen Sie niemanden umzubringen!"
"Wir tun unser bestes", erwiderte Meredith und machte sich mit mir auf den Weg zum Aufzug.
"Wie läuft es mit Montgomery?", hakte ich nach.
"Wir kommen klar. Sie ist mit Derek zusammen und ich komme damit klar. Cristina ist mit Burke verlobt und ich bin single. Mir geht's gut damit", erwiderte sie. "Ehrlich."
"Burke und Cristina sind verlobt?", fragte ich.
"Du hast einiges verpasst", sagte Meredith, als der Aufzug sich öffnete. "Viel Glück mit McArsch."
"Danke", rief ich ihr hinterher.
Der Aufzug schloss sich und ich fuhr weiter in die Neurologie. Dr. Shepherd stand schon am Empfangstresen und lächelte, als er mich sah.
"Hey, Dr. Thompson!", rief er. "Freut mich, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?"
"Es geht mir gut", sagte ich.
"Sind Sie sicher schon wieder bereit zu arbeiten?", fragte er nach.
"Ganz sicher", erwiderte ich.
"Schön!", sagte er und ging los. "Dann mal los!"
"Sie sehen heute so fröhlich aus", merkte ich an.
"Ja, ich habe die beste Neurologie-Assistenzärztin hier", sagte er. "Und ich unterschreibe heute Mittag meine Scheidungspapiere."
"Wow, danke", erwiderte ich. "Und... ich schätze, das freut mich für Sie?"
Er lächelte und öffnete eine Tür.
"Guten Morgen, Mrs. Miller", begrüßte Dr. Shepherd die Patientin. Sie sah noch ziemlich jung aus, vielleicht um die 30 und lächelte ihn an.
"Dr. Shepherd, schön Sie zu sehen", sagte sie.
"Das ist Dr. Thompson", stellte er mich vor.
"Hallo", sagte ich freundlich und sah in die Krankenakte.
"Legen Sie los."
"Anna Miller, 32 Jahre. Sie kam vor einer Woche mit einem scheinbar inoperablen Tumor ins Krankenhaus."
"Scheinbar inoperabel", betonte Shepherd.
"Ich kann es kaum erwarten, dieses Ding endlich aus meinem Kopf zu haben", sagte sie. "Ich war bei 15 Ärzten, bevor ich Dr. Shepherd fand."
"Dr. Thompson wird noch ihre Blutwerte nehmen und ein weiteres CT machen, bevor wir heute Abend operieren."
"Kann's kaum erwarten", jubelte Mrs. Miller.
"Wir sehen uns später", sagte Shepherd und ging weiter.
"Okay, Mrs. Miller", begann ich, doch wurde von ihr unterbrochen.
"Nennen Sie mich doch Anna", bot sie an.
"Gerne", erwiderte ich. "Ich bin übrigens Kate."
"Meine Tochter heißt auch Kate", sagte sie, als ich das Equipment zum Blutabnehmen aus dem Schrank holte.
"Wie alt ist sie?", fragte ich nach.
"Sie ist zehn Jahre alt", sagte sie. "Sie lebt momentan bei meinem Mann. Seit ein paar Monaten. Der Tumor führt manchmal dazu, dass ich ausraste... Und ich will ihr nicht sagen, dass ich daran sterben werde."
"Das tut mir leid", sagte ich, als ich mich auf den Hocker neben dem Bett setzte.
"Ist schon gut", erwiderte sie und wischte eine Träne weg. "Gott, dieses Blutabnehmen macht mir immer Angst. Können Sie das glauben? Ich habe CTs, MRTs, Chemotherapien gemacht... Und das Blutabnehmen ist trotzdem noch schlimm."
"Keine Sorge, sie werden kaum etwas spüren."
Ich band den Stauschlauch um ihren Arm, desinfizierte die Stelle und sah sie an. "Das ist der Stauschlauch. Mit ihm finden wir gleich die perfekte Vene... Sehen Sie, da ist sie schon! Und jetzt nehme ich die Spritze. Keine Sorge, ist gleich geschafft."
Ich stach in ihre Haut ein und entnahm zwei Ampullen Blut. "Sehen Sie, schon geschafft."
Ich klebte ein Pflaster auf die Stelle und nahm die Ampullen.
"Danke", bedankte sie sich.
"Ich bringe die Proben jetzt ins Labor und hole sie dann nachher zum CT ab", kündigte ich an.
"Ist gut", erwiderte Anna und griff nach ihrer Zeitschrift.

"Könnten Sie diese Proben bitte für mich untersuchen? Wir operieren heute Abend", sagte ich.
"Klar, sie können die Proben in 3 Stunden abholen."
"Danke", erwiderte ich und wollte gerade losgehen, als ich mit Alex zusammenstieß.
"Sorry", murmelte ich und ging weiter.
"Kate, warte."
Ich lief weiter, doch er hielt mich am Arm fest.
"Es tut mir leid", sagte er. "Dass ich ausgerastet bin."
"Ist schon in Ordnung."
"Nein, ist es nicht", erwiderte er und schüttelte den Kopf. "Ich werde mit Izzie reden, okay?"
"Du liebst sie, Alex. Und ich weiß, dass du auch Gefühle für mich hast, aber ich will nicht, dass du etwas tust, was du später bereust."
"Kate-"
"Nein, Alex. Bevor du Dummheiten machst und dich von ihr trennst, denk bitte nochmal darüber nach, okay?"
Er nickte.
"Ich muss jetzt los zum CT."

Nachdem ich das CT erledigt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg zur Blutbank. Auf dem Gang kam mir Izzie entgegen.
"Hey, bist du auf dem Weg zur Blutbank?", fragte sie und sah auf ihren Pager. "Ich werde gebraucht und diese Proben müssen ins Labor."
"Klar, ich nehme sie mit", sagte ich, worauf sie mir die Tüte in die Hand drückte.
"Danke", erwiderte sie und rannte los.
Ich war erleichtert, dass ich nicht länger mit ihr reden musste.
Ich lief weiter und stellte mich in die Schlange an der Blutbank.
Als ich näher kam, warf ich einen Blick auf Izzies Probe.
"Was zum..."
Die Blutprobe war nicht von Izzie entnommen worden, sondern von einer Krankenschwester.
PATIENTIN: Isobel Stevens

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt