Kapitel 25: Wo man anfängt

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"Daniel", begrüßte ich meinen kleinen Patienten. "Wie geht's uns denn heute?"
"Die Bauchschmerzen sind echt schlimm", klagte der Kleine und hielt sich den Bauch.
Seine Mutter warf mir einen besorgten Blick zu. "Er hat Angst vor der Operation."
"Vor der Blinddarm-Operation?"
Er nickte, worauf ich seine Hand nahm.
"Dr. Robbins wird dich operieren und du kannst mir glauben, dass sie die beste Ärztin hier ist! Und außerdem darfst du nach der OP mit deinem Lieblingseis belohnt werden."
"Aber warum muss mein Blinddarm denn raus? Brauche ich ihn denn nicht?"
"Weißt du, den Blinddarm finde ich auch ziemlich komisch. Er erfüllt zwar eine Aufgabe in deinem Körper, aber trotzdem brauchst du ihn nicht unbedingt, weil andere Bestandteile deines Körpers seine Aufgabe übernehmen können. Bei vielen Menschen entzündet sich der Blinddarm, weil er einfach so viel arbeiten muss! Und deshalb tut dir dein Bauch weh. Wenn dein Blinddarm so überarbeitet ist, muss man ihn entfernen, weil er sonst kaputt geht und das würde die Schmerzen stark verschlimmern."
Er nickte.
"Du musst keine Angst haben", versicherte ich ihm und lächelte ihn an. "Wir werden gut auf dich aufpassen."
In diesem Moment ging mein Pager los und ich entschuldigte mich und ging weiter zum nächsten Patienten.
Ich schaute bei einer Patientin namens Ashley vorbei. Sie war gerade erst eingeliefert worden, nachdem sie Kopfschmerzen und Krampfanfälle erlitten hatte. Mein Instinkt sagte mir, es wäre das beste zuerst ein CT zu machen, weshalb ich sie dorthin brachte. Zum Glück war nicht viel los und ich konnte sie sofort untersuchen. Als ich auf mein Bild wartete, kam George rein.
"Hey, Kate", begrüßte er mich und setzte sich neben mich. Er betrachtete die Patientin. "Was hat sie?"
"Kopfschmerzen, Krampfanfälle", sagte ich. "Vielleicht ein Tumor."
"Oder ein subdurales Hämatom", schlug George vor, worauf ich zustimmend nickte.
"Warum bist du hier?"
"Ich bin mit Burkes Post-Operativen fertig und musste eine Patientin zum MRT bringen, ein Pfleger hat das übernommen."
"Wie läuft's eigentlich mit Doc?", hakte ich nach, worauf George seufzte.
"Ich hasse diesen Köter", gab er zu.
"Ernsthaft?! Aber er ist so süß!!!", schwärmte ich.
"Noch ist er süß, aber er tyrannisiert Izzie und mich. Ich weiß nicht wie lange ich das aushalte."
"Ach, Georgie... Du musst dich eben an ihn gewöhnen!!!"
Er rollte mit den Augen und sah zum Bildschirm. "Dein Bild ist da."
"Ein subdurales Hämatom", murmelte ich.
"Gewonnen!", sagte George triumphierend. "Ich seh mal nach meinem Patienten."
"Bis später", erwiderte ich und schaltete die CT-Maschine aus. Ich holte die Patientin ab und brachte sie auf ihr Zimmer.
Ihr Vater sah mich erwartungsvoll an.
"Hatte Ihre Tochter in letzter Zeit einen Unfall?", fragte ich.
"Eigentlich nicht", murmelte er. "Sie hatte vor ein paar Wochen einen Fahrradunfall, aber es ging ihr gut. Sie ist nur gestürzt"
"Sie hat eine Hirnblutung. Die können schon bei den kleinsten Erschütterungen entstehen. Vermutlich war sie zuerst klein, aber jetzt ist die Blutung akkut. Ich werde mit dem Chefarzt der Neurochirurgie sprechen, aber vermutlich wird man die Blutung stillen müssen", erklärte ich.
"Sie meinen eine Operation?", fragte er und rieb sich die Augen.
"Ja", erwiderte ich. "Ich halte Sie auf dem Laufenden."
Ich machte mich auf den Weg in die Neurologie und hoffte Dr. Shepherd anzutreffen, der gerade an der OP-Tafel stand.
"Dr. Shepherd", sagte ich, worauf er mich ansah.
"Was gibt's?"
"Ich habe eine 14-jährige Patientin mit einer Hirnblutung. Ich vermute es ist eine chronische interkranielle Blutung, die sie sich bei einem Fahrradunfall zugezogen hat. Sie hat Kopfschmerzen und Krampfanfälle", erklärte ich und gab ihm die CT-Bilder.
"Diese Blutung müssen wir entfernen", stellte er fest. "Wir machen es morgen, falls sie nicht zu einem Notfall wird."
"Okay", sagte ich. "Danke, Dr. Shepherd."

Ich begab mich zurück zur Pädiatrie, sah nochmals nach Dr. Robbins post-operativen Patienten. Als ich sie auf dem Gang traf, gab ich ihr über die Hirnblutung Bescheid.
"Gute Arbeit", sagte sie. "Unsere Appendektomie ist erst in 3 Stunden. Ich habe hier ein paar Akten der afrikanischen Kinder für Sie, vielleicht möchten Sie sie schon studieren. Ich hätte sie wirklich gerne mit an Bord."
"Nichts lieber als das", erwiderte ich und nahm die Akten an mich. Ich begab mich in den Bereitschaftsraum und ging die Akten durch. Diese Kinder hatten unzählige Krankheiten. Viele davon waren für uns einfach zu heilen, aber dort war es schwer. Ich war froh, dass Dr. Robbins mich dabeihaben wollte. Das hieß, dass sie mich mochte, oder nicht? Sie fand also ich war eine gute Assistenzärztin. Ich legte mich hin, um mich vor der OP noch eine Stunde auszuruhen.

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt