Kapitel 5: Knochen aus Glas

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Es war unser 4. Tag im Krankenhaus. Wir hatten zuerst die 48-Stunden-Schicht, dann nur 24 Stunden und nun wieder 48 Stunden. Wir waren alle sehr müde und überarbeitet, weshalb wir mehrere Tassen Kaffee tranken, als wären sie Sauerstoff.
"Christina, was tust du da?", fragte ich.
"Ich nähe eine Banane und hoffe das mein Gehirn aufwacht", sagte sie.
Wenig später kam Bailey mit Alex Karev auf uns zu. Ich wusste nicht, was ich von ihm denken sollte. Er war nicht sonderlich nett gewesen.
"Erstens, machen Sie die Augen auf. Ich weiß, dass Sie müde sind, aber es wird verdammt nochmal Zeit aufzuwachen. Zweitens, Karev ist ab jetzt ein Mitglied unserer Gruppe. Und drittens, Thompson", sagte Bailey. "Ich habe Sie gestern im OP gesehen. Reife Leistung. Weiter so."
"Danke, Dr. Bailey", sagte ich. "Das bedeutet mir sehr viel."
"Weniger schleimen, mehr aufwachen", erwiderte Bailey, doch sie lächelte.
"Karev kommt zu uns?", fragte Christina und rollte mit den Augen.
"Ich bin auch nicht besonders erfreut darüber", erwiderte Alex.
"Wollte dein Ausbilder dich nicht mehr?", ärgerte ich ihn.
"Tatsächlich ist das so", beantwortete Dr. Bailey meine Frage. "Dr. Burke fand Alex etwas zu... frech und unfreundlich gegenüber Patienten. Aber das wird sich jetzt ändern."
Wir begannen mit der Visite. Alex wurde Dr. Shepherd zugeteilt, George und Izzie durften heute Dr. Burke assistieren, Christina war heute bei Dr. Webber und ich war Dr. Robbins zugeteilt.
"Thompson, freut mich Sie zu sehen!", sagte Robbins.
"Freut mich auch, Dr. Robbins. Was kann ich tun?", fragte ich.
"Zuerst werde ich Sie einer Patientin vorstellen. Sie ist im 8. Monat schwanger... und sie bekommt Drillinge! Danach müssen Sie typische Assistenzarbeiten übernehmen, tut mir leid."
Wir liefen in eines der Behandlungszimmer. Eine Frau saß auf der Liege, ihr Mann saß daneben.
"Das sind Mr. und Mrs. Traynor. Und das ist Kaitlin Thompson, eine Assistenzärztin in unserem Krankenhaus", sagte Dr. Robbins.
"Hallo, schön Sie kennenzulernen", sagte ich und schüttelte beiden die Hand. "Herzlichen Glückwunsch zu den Drillingen."
"Vielen Dank", sagte Mrs. Traynor.
"Thompson, machen Sie bitte einen Ultraschall und bringen Sie mir die Ergebnisse", sagte Robbins. "Sie sind in guten Händen, Mrs. Traynor."
Mrs. Traynor war eine wunderschöne Frau. Sie sah aus, als wäre sie aus Lateinamerika.
"Das muss sicher sehr aufregend für Sie sein. Haben Sie denn schon Kinder?", fragte ich und trug die Koppelpaste auf.
"Nein, wir hatten vor 3 Jahren eine schlimme Fehlgeburt, aber jetzt könnten wir nicht glücklicher sein", sagte Mrs Traynor.
"Das tut mir sehr leid", erwiderte ich. "Wissen Sie denn schon das Geschlecht?"
"Ja. Zwei Mädchen und ein Junge", erwiderte Mr. Traynor mit einem breiten Lächeln.
"Mit Geschwistern aufzuwachsen ist toll. Meine Schwester und ich hatten früher sogar immer dieselben Träume und konnten sie einander zu Ende erzählen", sagte ich.
Mrs. Traynor lächelte mich liebevoll an. "Wir wollen die Mädchen Jenna und Abigail nennen."
"Und den Jungen?", fragte ich neugierig nach, als ich auf dem Bildschirm die Babys ansah.
"Wir überlegen noch... Was meinen Sie... Will oder Aiden?", fragte Mr. Traynor.
Ich überlegte kurz. "Das ist eine schwere Entscheidung. Aber ich tendiere eher zu Will."
"Will Traynor", murmelte Mrs. Traynor und sah ihren Mann an. "Das hört sich gut an."
"Wollen Sie die Drei mal sehen?", fragte ich.
Sie nickten eifrig und ich bewegte den Schallkopf langsam über ihren Bauch. "Das hier ist Will. Da ist sein Kopf, seine Füßchen. Das hier sind die Mädchen. Sie müssen entscheiden, wen Sie wie nennen."
"Werden Sie bei dem Kaiserschnitt dabei sein?", fragte Mr. Traynor.
"Das weiß ich nicht. Sie müssen Dr. Robbins fragen", erwiderte ich.
"Falls Sie dabei sind, dann entscheiden Sie, einverstanden?", fragte er.
"Na gut", antwortete ich. "Ihre Babys sehen für mich gesund aus. Trotzdem werde ich das Dr. Robbins ansehen lassen, immerhin bin ich kein Profi. Und ich würde wirklich gerne noch mit Ihnen reden, aber ich bin leider Assistenzärztin, was bedeutet, dass ich schnell arbeiten muss, sonst bekomme ich Ärger."

Ich ging ins Labor und holte die Akte der Traynors. Ich nahm das letzte Ultraschallbild heraus. Eines der Mädchen saß noch genau gleich. Das war merkwürdig. Ich schlug in einem Buch nach, um meinen Verdacht zu bestätigen.
"Dr. Robbins", sagte ich, als ich sie auf dem Gang entdeckte. "Ich habe da etwas seltsames entdeckt... auf den Ultraschallbildern. Ich vermute eines der Mädchen könnte eine Osteogenesis imperfecta haben. Trotzdem sollten Sie sich das nochmals ansehen."
Sie nahm mir die Bilder ab und betrachtete sie ausführlich. "Ja. Sie haben Recht. Das erklärt, warum sie so klein ist. Ich muss nochmals eine Untersuchung machen, aber wir sollten mit den Eltern sprechen."
Ich wusste, dass dies eines der schlimmsten Gespräche in meinem Leben sein würde.
"Hallo", begrüßte Dr. Robbins die Eltern.
"Hallo", erwiderte Mr. Traynor.
"Dr. Thompson hat bei ihrer Untersuchung etwas festgestellt. Eine ihrer Töchter hat womöglich eine Osteogenesis imperfecta. Das ist die Glasknochenkrankheit. Ich würde gerne noch weitere Untersuchungen feststellen, um Klarheit zu erlangen", sagte Dr. Robbins.

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Hi! So ich hatte jetzt genug Zeit, um zu schreiben, weil mir 2 Weisheitszähne gezogen wurde und ich nicht wirklich Lust habe mich zu bewegen... Und trotzdem liefere ich so ein kurzes Kapitel ab!!! Tut mir leid, aber hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen.

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt