Kapitel 13: Willkommen in der Arena

839 35 1
                                    

Als wir hier am Krankenhaus anfingen, hatte Dr. Webber gesagt, das Krankenhaus, der OP, seie unsere Arena. Wie gut wir kämpfen würden, läge an uns. Ich hatte gut gekämpft. Immer gewonnen. Aber würde ich heute auch gewinnen? Würde ich dem Tod wieder ins Auge sehen und ihn davonjagen?
Diese OP war wichtig. Wenn etwas schief ging, dann konnte ich meine Karriere an den Nagel hängen. Viele wichtige Leute sahen sich diese OP an. Wenn ich einen folgenschweren Fehler machte, dann konnte ich im Krankenhaus kündigen.
Daran hatte ich die Tage vor der Operation gedacht, aber jetzt dachte ich nur an eines: diesen Mann.
Mr. Burton, der von seiner Krankheit aus dem Leben gerissen wurde, vertraute uns. Vertraute mir. Es war mein Plan gewesen. Der Patient hätte ihn ablehnen können, aber er hatte sich für die OP entschieden. Er legte sein Leben in unsere Hände. Und das war mutig. Wenn er uns schon sein Leben anvertraute, dann würde ich auch für ihn kämpfen. Ich würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Ich wollte mir nicht den Rest meines Lebens Schuldgefühle machen wollen, weil ich nicht gekämpft hatte.

"Meine Damen und Herren. Ein wunderbarer Abend, um Leben zu retten. Haben wir etwas Spaß", sagte Dr. Shepherd und verkündete somit den Beginn der Operation.
Alex machte den Patienten auf und ich durfte die Dura mater öffnen. Es war schwierig, da viele Nerven daran entlang laufen. Ich durfte es auch nur machen, da ich schon so viele neurologische Erfahrungen gemacht hatte.
"Sehr schön", sagte Dr. Torres. "Dann fangen wir mal an."
Alex und ich standen in sicherem Abstand, sodass wir nicht im Weg umgingen, aber bei Problemen sofort zur Stelle sein könnten.
Als Dr. Torres anfing die Knochen zu entfernen, hielt ich die Luft an. Erst jetzt merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Meine Hand zitterte ununterbrochen. Ich warf einen Blick zu Alex, der einen Blick auf mich und dann meine Hand warf. Wie konnte er denn nicht so nervös sein?
Alex sah wieder zum OP-Tisch und ich fühlte wie er seine Hand mit meiner zitternden veschränkte. Er drückte meine Hand ein Mal, was irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich hatte.
Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis das letzte Stück Knochen weg war.
"Wir brauchen das Implantat. Karev?"
Alex reichte Dr. Torres das Implantat, welches sie mit Alex' Hilfe einsetzte.
"Thompson, Sie sind doch interessiert in die Neurologie?", fragte Dr. Shepherd, worauf ich nickte.
"Kommen Sie rüber."
Ich trat neben ihm an den Tisch. "Sobald das Implantat eingesetzt ist, werden wir die Nerven wieder miteinander verbinden. Das ist ein schwieriger Teil, von dem das Leben des Patienten abhängt. Würden Sie mir gerne helfen?"
"Nichts lieber als das!"
Die Nerven wurden mit anderen Implantaten aus dem Körper des Patienten wiederhergestellt. Ich durfte Shepherd seine Werkzeuge reichen und zusehen, aber mehr durfte ich leider nicht machen. Andererseits war ich so erleichtert, dass er es machte... So konnte ich wenigstens keinen Fehler machen.
Bis jetzt war ja alles gut gelaufen. Dr. Shepherd verschloss die Dura mater und ich durfte den Patienten zumachen.
Dr. Torres und Dr. Shepherd machten ein paar letzte Tests, die schon im voraus die teilweise Funktion der Nerven beweisen sollten.
Ich stand wieder mit Alex da. Dieses Mal hatte ich seine Hand genommen, weil ich so voller Glücksgefühle war, dass ich mich irgendwo festhalten musste, um nicht umzufallen.

*

"

Denkst du er wacht auf?", fragte ich.
"Ich hoffe", erwiderte Alex.
"Es war unser Plan und es hat funktioniert. Kannst du das glauben?"

Er lächelte mich an, mit seinem etwas schiefen Alex-Lächeln. "Es ist ein Wunder. Es sei denn er wacht nicht auf."
"Sag sowas nicht", sagte ich und biss auf die Innenseite meiner Wange, eine Angewohnheit, die ich von meiner Mutter hatte.
"Was meinst du? Gehen wir noch in die Bar und stoßen an?", fragte er.
"Das klingt nach einem guten Plan."
W

ir gingen in Jo's Bar und stießen dort auf ein paar Drinks an. Anschließend brachte Alex mich nach Hause.
Er trat etwas näher an mich heran und lächelte. "Soll ich noch mit dir reinkommen?"
"Nein, danke. Wir sind jetzt nur Freunde und ich bin ziemlich müde."
Ich küsste ihn auf die Wange und öffnete die Wohnungstür.
"Ach ja... Danke, dass du meine Hand gehalten hast."
"Dafür sind Freunde da", sagte er und lächelte.

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt