Kapitel 12: Das Gesamtpaket

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Ich wurde angepiept und begab mich zu Dr. Shepherd. Auch Alex war da.
"Wurdest du auch angepiept?", fragte ich, worauf er nickte.
"Karev, Thompson! Mr. Burton hat Beschwerden. Wir werden ihn noch ein bis zwei Stunden beobachten. Bessert sich sein Zustand nicht, müssen wir noch heute operieren", sagte Dr. Shepherd.
"Heute noch?", fragte ich. Ich wusste nicht, ob ich schon bereit war. Ich war zwar nur Assistenzärztin, aber ich durfte mir keinen Fehler erlauben.
"Ja, heute noch. Deshalb möchte ich, dass sie sich hinlegen. Schlafen sie noch eine Weile. Sie sollten bei Kräften sein, wenn wir operieren. Keine Störungen. Sie gehen in den Bereitschaftsraum, schließen die Tür ab und warten auf eine Anweisung von mir."
Wir nickten beide und gingen zum Bereitschaftsraum. Wie befohlen, verschlossen wir die Tür.
"Oh mein Gott, mir wird schlecht", sagte ich. "Das ist eine wichtige OP, Alex. So eine OP, die in den Nachrichten läuft. Und wir beide sind dabei. Was, wenn einer von uns ihn umbringt."
"Mach dich nicht verrückt", sagte Alex und legte sich hin. "Wenn ihn einer umbringt, dann bin das wahrscheinlich ich."
"Du hast recht", zog ich ihn auf und legte mich auf das andere Bett.

Egal, wie sehr ich es auch versuchte, an Schlaf war nicht zu denken. In meinem Kopf waren so viele Fragen und Sorgen. Ich war schon bei vielen OPs dabei gewesen. Ich hatte ein Frühchen gerettet und einen Tumor entfernt. Aber diese OP war viel wichtiger. Wir würden ein Wirbelsäulenimplantat setzen, was äußert gefährlich ist. Ich wollte nicht diejenige sein, die einen solchen Plan vorschlägt, der dann schief ging.
"Alex?", flüsterte ich. Keine Antwort. "Alex."
"Was?", sagte er verschlafen.
"Bist du wach?"
"Jetzt schon", stöhnte er und setzte sich auf. "Was ist los?"
"Ich kann nicht schlafen. Ich mache mir einfach zu viele Gedanken."
"Und was soll ich da tun?", fragte er.
"Ich dachte, du könntest vielleicht zu mir kommen und mit mir schlafen."
"Wir brauchen Ruhe, Kate", sagte er.
"Nein, ich meinte... mit mir schlafen... in einem Bett."
"Meinst du etwa kuscheln?", fragte er. Ich sah ihn zwar nicht, doch ich wusste, dass er das Gesicht verzog.
"Blöde Idee. Tut mir leid."
"Na schön", murmelte er und legte sich zu mir. Sein Körper strahlte sofort Wärme aus.
"Danke", flüsterte ich.
"Nicht der Rede wert", sagte er und schlang seine Arme um mich.
"Alex... Was tust du da?"
"Du wolltest kuscheln, also bekommst du das Gesamtpaket", murmelte er.
"Na schön", erwiderte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust.

*

Mein Pieper riss mich aus dem Schlaf. Alex starker Körper lag immernoch neben mir, mein Kopf auf seiner Brust. Erst als ich nach dem Pieper greifen wollte, merkte ich, dass ich seine Hand hielt. Irgendwie fühlte es sich richtig an, aber ich verdrängte den Gedanken schnell.
"Alex", sagte ich und griff nach meinem Pieper. Dr. Shepherd wollte uns in 20 Minuten in OP 3.
"Was ist?", sagte er verschlafen.
"Wir müssen los! Die OP!!!"
Er schreckte auf. "Hab ich verschlafen?"
Ich schüttelte den Kopf und lachte. "Wir müssen jetzt aufstehen."
Er rieb sich die Augen. "Darf ich dir was erzählen? Du darfst niemandem davon erzählen."
"Na gut, aber nur unter der Bedingung, dass du niemandem von der Kuschel-Aktion erzählst."
"Ich schwöre es hoch und heilig!", sagte er. "Ich habe Angst. Vor der OP. Dass ich versage. Ich weiß, ich wollte es dir ausreden, aber ich habe selbst Angst."
Ich setzte mich neben ihn und legte meinen Arm um ihn. "Wir bekommen das hin. Wir sind doch jetzt Freunde! Wir arbeiten zusammen. Wir werden nicht versagen, Alex. Wir sind verdammte Superhelden. Wir geben diesem Mann sein Leben zurück."
Er lächelte. "Na dann... steht uns ja nichts mehr im Weg."

*

"Sind Sie bereit?", fragte Dr. Shepherd, während wir uns steril machten.
"Ja", erwiderten Alex und ich.
Ich zog mir Handschuhe an und betrat den OP-Saal. Ich war schon oft dort gewesen, aber an diesem Tag war die Atmosphäre anders. Alle strahlten Selbstbewusstsein aus, da sie bei einer solchen OP dabei sein durften. Aber es lag auch Nervosität in der Luft. Sobald der Knochen entfernt war, musste man das Implantat setzen. Falls es nicht passte, gab es keine Möglichkeit den Knochen wiederherzustellen. Es gab nur eine Chance. Einen Plan.

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt