Zayn’s POV
Als der Stundenzeiger der Uhr auf der elf stand war ich so müde, dass ich kaum noch meine Augen offen halten konnte. Ich konnte mich nicht mal daran erinnern, was in der Show passiert war, die ich mir angesehen hatte.
Gähnend stand ich auf und ging aus dem Wohnzimmer, nicht vergessend die Lichter auszuschalten.
Dann ging ich nach oben zu meinem Schlafzimmer.
Als ich die Tür öffnete hätte ich nie erwartet, einen auf meinem Bett liegenden Niall vorzufinden. Er sah aus wie ein normaler Mensch, wie er da so lag.
Ich runzelte die Stirn. Es musste einen Haken geben. Es war kaum möglich, dass er mich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. Womöglich wollte er mich wieder erschrecken, wie er es doch so oft tat.
Selbst nachdem ich lange Zeit so in der Tür gestanden hatte tat Niall nichts. Bis jetzt hatte ich einfach nur gewartet und mich innerlich auf das Schlimmste vorbereitet.
Aber vielleicht war es dieses Mal gar kein Trick von ihm und er bemerkte mich wirklich nicht.
Ich entscheid mich irgendwann dazu, einfach seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Schließlich wollte ich immer noch mit ihm ins Gespräch kommen.
„Niall?“, fragte ich, stolz, dass ich nicht stotterte und meine Stimme nicht zitterte.
Meine Stimme schein ihn aus den Gedanken zu reißen. Als er aufschreckte und mich ansah, konnte ich Überraschung und ein bisschen Angst in seinen Augen sehen. Aber die Gefühle wechselten innerhalb weniger Sekunden zu purem Zorn als er aufsprang.
„Bist du etwa immer noch hier? Ich dachte, ich hätte dir klar genug gezeigt, dass du verdammt noch mal verschwinden sollst!“, schrie Niall, spuckte mir die Worte förmlich vor die Füße als er nach ein paar Schritten fast bei mir war.
Aber dieses Mal ließ ich ihn nicht näher an mich herankommen.
„Nein, stopp.“, sagte ich mit fester Stimme und zu meiner Bewunderung blieb Niall abrupt stehen.
„Ich möchte mit dir reden.“
Ein bitteres Lachen verließ die Lippen des Blondhaarigen.
„Reden? Willst du wirklich das tun, was Liam dir gesagt hat?“, fragte er mich und ich nickte.
„Ja, aber das wollte ich schon bevor Liam mit mir geredet hat.“, sagte ich wahrheitsgemäß. Ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich innerlich ausflippte. Ich musste stark bleiben.
„Gut, dann rede. Du hast eine Minute.“, sagte Niall, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte leicht mit seinem Fuß auf den Boden.
„Ich will bloß wissen warum du dich in Gegenwart mir und meiner Freunde so verhältst. Warum willst du, dass ich verschwinde?“, fragte ich augenblicklich und kam sofort zum Punkt.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und jetzt sah er mich wieder durchdringend böse an.
„Das ist mein verdammtes Haus. Du hast kein Recht hier zu wohnen!“, schrie er mich an.
Ich ging langsam einen Schritt zurück und zögerte.
„Okay, ich weiß, dass dich das wütend macht. Aber du bist eigentlich tot. Als ich das Haus gekauft habe wusste ich nicht, dass du hier noch lebst. Und ich habe keine Möglichkeit zu verschwinden. Ich kann nirgendwo hin. Es würde mir nichts ausmachen, mit dir hier zusammen zu wohnen, aber mir wäre es lieber wenn du nicht mehr so… angsteinflößend tun würdest.“, erklärte ich.
Niall schnaubte verächtlich.
„Na selbstverständlich.“, sagte er sarkastisch.
„Hör zu, ich will dich nicht hier haben. Ich will alleine sein. Mir ist es egal, ob du auf der Straße leben musst, bleib einfach weg von mir!“, brüllte er.
„Lass uns die ganze Sache ruhiger angehen und das erst ein Mal überdenken.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Er machte mir immer noch Angst. Er hatte etwas Übernatürliches an sich und ich wusste einfach nicht zu was er fähig war.
„Da gibt es nicht zu überdenken, Zayn. Verschwinde einfach.“
Zu meiner Erleichterung hatte er sich etwas abgeregt.
„Hey, du kennst meinen Namen.“, rief ich plötzlich aus, ungewollt erfreut.
Der Ausdruck in seinem Gesicht, der bei den Worten entstand, war urkomisch. Es war als hätte ich das dümmste, was er je gehört hatte, gesagt habe.
Niall rollte genervt mit den Augen.
„Natürlich weiß ich deinen Namen. Deine Freunde haben dich so angesprochen und Liam weiß ebenfalls wie du heißt. Er ist immer noch mein Freund.“
„Oh.“. Das klang logisch. „Aber warum hasst du mich so sehr?“, fragte ich.
„Das ist keine deiner Angelegenheiten.“, kam es schnell von Niall.
Ich blinzelte ein paar Mal.
„Aber es muss einen Grund geben. Ich möchte bloß wissen warum. Habe ich was falsch gemacht?“
„Ich habe doch gesagt, das ist nicht deine Angelegenheit. Lass gut sein.“, erwidere Niall. Er stemmte seinen Arm in die Seite und es sah so aus, als ob jeden Moment in seinen Augen das Feuer aufflammen würde.
„Sieh mal“, sagte ich seufzend, „Ich weiß, dass was mit dir und deiner Familie passiert ist, war alles andere als fair. Es war fürchterlich, dass diese Leute so etwas getan haben und es hätte nicht passieren sollen. Ich habe verstanden, dass du wütend bist für das, was sie getan haben. Aber dafür kann ich nichts. Es ist passiert, noch bevor ich geboren wurde und es tut mir wirklich leid für dich, dass gerade dir so etwas passiert ist.“
Als ich ihm in die Augen sah, hätte ich nicht mit tränengefüllten Augen gerechnet. Es gab mir Hoffnung, dass es doch noch ein bisschen was von dem freundlichen Jungen von damals gab, also fuhr ich fort.
„Ich kann nichts dafür, dass es passiert ist. Glaub mir, wenn ich könnte, hätte ich es versucht zu verhindern. Alles was ich will ist, dass du versuchst hier mit mir zu leben. Und vielleicht können wir sogar Freunde werden.“, schlug ich vor. Aber der letzte Satz war wohl zu weit gegriffen.
Nialls Augen verdunkelten sich. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und ich wusste, er musste über aus sauer sein.
„Du weißt gar nichts über mich! Ich will nichts mit dir zu tun haben! Wenn du denkst, wir könnten Freunde werden, denkst du falsch! Ich hasse dich, Zayn Malik und ich schwöre dir, ich werde alles tun, damit du endlich verschwindest!“
Nialls Stimme hallte im ganzen Haus wieder, so laut hatte er mich angeschrien.
Ich zuckte zusammen und wünschte mir, er würde mir so etwas nicht antun.
Niall kam weiter auf mich zu und ich wich automatisch zurück um die Lücke zwischen uns zu erhalten.
„Verschwinde hier! Lass mich verdammte scheiße noch mal alleine! Ich hasse dich!“, schrie er. Dann verschwand er.
Ich war so gefesselt gewesen, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich meinen Atem angehalten hatte. Diesen gab ich jetzt laut frei.
Ich musste zugeben, das war sehr beängstigend gewesen. Aber ich wusste, ich hatte was erreicht.
Bei den letzten Sätzen hatte er geweint.
Ich ging durchs Zimmer und schmiss mich erschöpft auf mein Bett. Ich lächelte, wohl wissend, dass der von außen so harte Geisterjunge gar nicht so kalt war. Und ich würde der sein, der ihn wieder zusammenflickte. Wenn er mich lässt.
Ich schlief schnell ein. Mich würde heute Nacht nichts aufwecken, da war ich mir sicher.
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The dead boy (German Translation)
Random12 April 1934, Die Familie Horan wurde brutal ermordet in ihrem Haus aufgefunden. Das verheiratete Paar wurde geknebelt und verstümmelt, bevor ihnen in den Kopf geschossen wurde. Ihr 17- Jähriger Sohn, Niall Horan, wurde in dem Schrank seines Schlaf...