17. Kapitel

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I love you 

17. Kapitel

Was zum? Habe ich gerade richtig gehört? Harry und Alex sind Halbbrüder? 

"Oh, anscheinend wusstest du das nicht", nervös kratzt sich Robin an seinem Nacken und ich schaffe es doch irgendwie meinen Toast hinunterzuschlucken. "Es ist kompliziert", fügt Anne hinzu. "Harry redet nicht gerne darüber." 

So wie Harry sich um Alex kümmert, könnte man wirklich meinen, sie sind in irgendeiner Hinsicht miteinander verwandt. Ich nicke kurz, ehe ich mich meinem Essen wieder widme. 

Die Stunden am Tag vergehen - ich habe meine Arbeit am Hof gemacht, Mathe gelernt und war sogar laufen. Harry hat heute einen langen Tag, weswegen ich mich auch etwas langweile.  Ich greife nach meiner Jacke und verlasse das Haus. Ein bisschen die Beine vertreten. 

Ich gehe und gehe, in Gedanken versunken. Doch als ich nach langer Zeit meine Umgebung betrachte, werde ich schlagartig in die Realität zurückversetzt. Ich kenne mich in dieser Gegend nicht aus. Ich sehe nur Bäume. Ich bin in einem Wald. Verdammt nochmal, ich habe mich verlaufen. 

Ich werde panisch. Aus welcher Richtung bin ich gekommen? Ich laufe hin und her, doch es fällt mir nicht ein. Es wird langsam dunkel und kein Mensch ist hier. Was mache ich nun? Kurz bevor ich davor bin endgültig auszurasten, höre ich Schritte, die auf mich zukommen und mein Herz bleibt stehen. Oh mein Gott, jetzt werde ich in der Wildnis von einem wilden Tier zerfetzt.

Ich bereite mich mental auf meinen Tod vor, als ich plötzlich eine bekannte Stimme höre. "Wieso guckst du so verängstigt?" Alex steht mit einem belustigten Gesichtsausdruck vor mir und ich atme hörbar erleichtert aus. "Ach du meine Güte, ich dachte du bist ein wildes Tier!" Glücklich darüber, dass nur er es ist, versuche ich meinen Herzschlag wieder zu normalisieren. 

"Du sollst wissen, dass man nicht alleine in einem Wald herumlaufen sollte?" Er nähert sich mir - bis zu dem Punkt, wo ich merke, dass die Grenze langsam überschritten wird. "Ja, das weiß ich, deswegen wollte ich auch gerade weg von hier!" Ich trete langsam nach hinten. Ich muss gestehen, dass mich seine Präsenz ziemlich unbehaglich fühlen lässt. 

"Na, wohin denn so schnell? Ich bin jetzt da, um dich vor den furchterregenden Dingen, die hier lauern, zu beschützen!" Er greift nach meinem Arm und das nicht gerade sanft. "Lass mich los." Ich winde mich in seinem Griff, keine Chance, er ist zu stark. "Ach komm doch, wir sind hier im Wald. Alleine. Kein Harry. Wir können uns doch ein paar schöne Stunden machen, er muss davon auch nichts erfahren!", grinst er süffisant und ich drehe instinktiv mein Gesicht weg, als er sich mit seinem nähert. 

"Ich habe gesagt, dass du mich loslassen sollst!" Ich erhebe meine Stimme und zapple mit meinen Armen herum. Das darf doch nicht wahr sein. 

"Ich habe doch deine Blicke gesehen, du willst mich, gib es zu!" Völlig angewidert von seinen Gedanken hebe ich mein Knie an, das Bekanntschaft mit seinem Willy macht. "Was zum?". Er sackt in sich zusammen, auf seine Knie und anhand seines Gesichtsausdrucks erkenne ich, dass mein Tritt ziemlich wirkungsvoll war. Innerlich bedanke ich mich bei meinen Eltern, dass sie mich mal bei einem Selbstverteidigungskurs, den ich nur einmal besucht habe, angemeldet haben. 

Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper und ich renne so schnell ich kann in den Wald hinein. Je länger ich laufe, desto dichter wird er und ich bleibe nach Luft schnappend stehen. Meine Hände auf meine Knie stützend, keuche ich und hoffe darauf, dass mein Frühstück auch wirklich im Magen bleibt. Ich lasse mich auf den Boden fallen und sammle meine restliche Kraft. 

Was denkt er sich dabei? Was denkt er sich dabei, sich an die Freundin seines Halbbruders ranzumachen?  Mir stockt der Atem, als ich die letzten Minuten Revue passieren lasse. Ich fasse es einfach nicht. Tief ein- und ausatmend richte ich mich wieder auf und versuche mich zu orientieren. Verdammt, aus welcher Richtung bin ich nun gekommen? 

Life |H.S|Where stories live. Discover now