1. Kapitel

612 34 11
                                    

Don't put yourself down, just because there are jealous fuckers in the world. Be yourself, be faithful to yourself - you are unique and just because some people can't deal with that doesn't mean something is wrong with you.

1. Kapitel

Schon zum vierten Mal versuche ich den perfekten Eyelinerstrich zu ziehen, doch er will einfach nicht hinhauen. Heute steigt eine wichtige Party - es werden viele wichtige Leute da sein, ich kann es mir nicht leisten, wie ein Waschbär auszusehen. Dann bin ich bei den anderen völlig unten durch.

Seufzend lasse ich das Schminkutensil auf meinen Schminktisch fallen, als ich endlich einigermaßen zufrieden mit meinem Augen-Make-Up bin. Mein heutiges Outfit besteht aus einem schwarzen enganliegendem Kleid und dazu passenden Pumps. Mein Erscheinungsbild runde ich noch ab, indem ich mir leichte Locken in die Haare eindrehe.

Ich werfe noch einen letzten Blick in mein aufgehübschtes Spiegelbild, bevor ich nach meiner Tasche greife und aus meinem Zimmer laufe. Die Absätze klackern auf dem frischpolierten Keramikboden, während ich den Flur entlanglaufe. Der Geruch von Lavendel steigt mir in die Nase, was bedeuten muss, dass meine Mutter wohl von der Arbeit gekommen sein muss und sich gerade ein Bad mit Lavendelduft einlässt.

Gerade als ich die Treppen zum Erdgeschoss hinuntergehen will, laufe ich meinem Vater direkt in die Arme. Er hat einen Anzug an, was ihm eine ziemliche Autorität in seiner Ausstrahlung verleiht. "Junge Dame, wo gehst du hin?" Ich habe mich an seinen strengen Tonfall mittlerweile gewöhnt - so redet er immer mit mir, wenn ich ausgehen will. "Ich gehe auf eine Party", antworte ich kühl und will gerade weiterlaufen, als er mich am Arm packt. "Du solltest doch für deine Mathematikprüfung im Herbst lernen. Deine Mutter und ich werden es nicht dulden, dass du nochmal sitzen bleibst!" Mein Blick wandert zu seiner Hand, die leicht um meinen Oberarm geschlungen ist.

"Ich werde morgen lernen, jetzt werde ich auf diese Party gehen!", kontere ich weiter und ich kann seine Zähne knirschen hören. "Wirst du dich mal an unsere Regeln halten?" Es ist kaum zu überhören, dass er verärgert ist. Natürlich muss ich die perfekte Tochter mit den perfekten Noten sein, sonst bin ich nur eine Enttäuschung für diese Familie. "Regeln? Hm, leider hat mir nie jemand so richtig erklärt, wie man Regeln richtig einhält. Es ist auch schon ein Wunder, dass Mutter und du nach Hause gekommen seid. Solltet ihr euch nicht um eurer tolles Unternehmen kümmern, was höhere Priorität als eure eigene Tochter in eurem Leben hat?"

Mit diesen Worten befreie ich mich aus seinem Griff und greife nach meiner Jacke. Ich werfe noch einen Blick nach hinten, doch Dad ist nicht mehr zu sehen. War klar, dass er es nicht für nötig hält, mir hinterherzulaufen.

Ich habe seit drei Tagen Sommerferien - zwar ist mein Zeugnis nicht das beste, aber ich habe mir viele "Ungenügend" ausgebessert, nur habe ich es eben in Mathe nicht geschafft. Wieso sollte ich auch die Exponentialfunktion können, wenn ich sie nie wieder in meinem Leben anwenden werden muss? Im Herbst werde ich zur Herbstprüfung antreten, aber daran will ich momentan nicht meine Gedanken verschwenden. Ich will nicht noch mehr Druck ausgesetzt sein.

Ich schlendere durch unseren Vorgarten bis hin zur Straße, wo schon das Auto von Marc steht. Ich reiße die Beifahrertür auf und schwinge mich auf den Sitz, wo Marc mich schon mit einem strahlenden Lächeln ansieht. "Babe, du siehst toll aus", lächelt er und nähert sich mir mit seinem Kopf, um mir einen Kuss zu geben. Automatisch heben sich meine Mundwinkel.

Ich habe auch nur drei Stunden in den Look investiert.

Auf der Fahrt zur Party des Jahrhunderts redet Marc über seinen erfolgreichen Tag im Fitnessstudio. Ich nicke ab und zu, werfe manchmal ein leichtes Lächeln hinterher. Es läuft immer so bei uns ab - er redet über seinen Tag, was er für Sachen erlebt hat - ohne zu fragen, wie es mir geht - und ich lächle immer und tue so, als ob ich daran interessiert bin, was er so gemacht hat. Obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.

Life |H.S|Where stories live. Discover now