19. Kapitel

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Heute ist mein letzter Tag. Heute ist mein letzter Tag hier in Irland und dieser Gedanke zerreißt mir das Herz. Es ist ruhig im Haus. Anne und Robin sind schon in den frühen Morgenstunden aufgebrochen. 

Schlaftrunken setze ich mich auf und drehe meinen Kopf zu Harrys Gesicht, der immer noch schläft. Seine Brust hebt sich regelmäßig, woraufhin sie wieder sinkt. Die Falte auf seiner Stirn, mit der er gestern Abend schlafen gegangen ist, war verschwunden und ich streiche mit meinen Finger über seine weiche Haut.

Nur langsam schaffe ich es, mich auf meine Beine zu hieven, um nach unten in die Küche zu gehen, um Frühstück zu machen. Was soll ich heute bloß machen? Toast und Aufstrich scheinen mir heute eher langweilig, also entschließe ich mich dazu Waffeln zu machen. Ahornsirup steht schon auf der Ablage. 

Die Fenster sind gekippt. Vögel zwitschern draußen. Der Sommer ist klar zu spüren. Als die Waffeln fertig werden, spüre ich, wie sich zwei Arme um meinen Körper schlingen und wie sich seine Nase an meinen Nacken schmiegt. "So eine schöne Frau, die so lecker aussehende Waffeln macht. Träum ich denn?" 

Eine Gänsehaut breitet sich auf meiner glühend heißen Haut aus und ich kann mir kein Lächeln verkneifen. Nach einem Teller schappend, löse ich mich aus seinem Griff und lege das fertige Essen darauf. "Darf ich dir mal sagen, wie sehr ich denn ich-bin-erst-aus-dem-Bett-Haar liebe?", ich streiche durch sein durchwühltes Haar und erhalte als Antwort darauf ein Grinsen seinerseits.

So sitzen wir am Tisch, wohl wissend, dass heute unser letzter gemeinsamer Tag ist, bevor es für mich wieder nach England geht. "Weißt du was mir aufgefallen ist?" Harry sieht mich mit einem vollen Mund an. 

Ich schüttle den Kopf. "Ich habe dich noch nie wirklich an den Strand mitgenommen!"

Er hat recht. Ich war  zwar schon mal am Strand joggen, doch nie drinnen. "Zieh dir was Passendes an, wir gehen an den Strand!" Mit einem Satz ist er aufgestanden, räumt den Tisch in einem Rekordtempo ab und verschwindet in sein Zimmer, bevor ich etwas darauf sagen kann. 

Mit einem dicken Grinsen ziehe ich mir einen Badeanzug und darüber ein leichtes Sommerkleid an. "Ich fasse es noch immer nicht, dass du seit fast zwei Monaten hier bist und noch immer nicht hier im Meer schwimmen warst." Während der Autofahrt wiederholt er diesen Satz permanent, bis ich ihn stoppen muss. "Ich verstehe es, du bist geschockt, also kannst du damit aufhören." 

Wir halten auf einem leeren Platz an und ich spüre schon, wie die Sonnenstrahlen meine Haut kitzeln. Nun habe ich nur mehr Bock ins Meer zu springen. 

"Wer zuerst da ist!" Wie von der Tarantel gestochen, rennt er los in Richtung Meer. Ich habe Schwierigkeiten damit bei seiner Geschwindigkeit mitzuhalten, weswegen er natürlich einen größeren Vorsprung hat. Noch im Laufen reißt er sich seine Kleider vom Leib, sodass er mit Badeshorts ins Meer springt. 

Man könnte ihn mit einem nassen Hund vergleichen, als er wieder auftaucht und seine Haare schüttelt. "Komm rein, das Wasser ist herrlich!" Wieder taucht er unter und ich greife nach dem Saum meines Kleids, um es mir auszuziehen. Bevor ich ganz ins Wasser gehe, halte ich einen Zeh hinein und ich erschaudere sofort, als ich realisiere, wie kalt es ist. 

"Was ist jetzt? Kommst du nun rein?" Gespannt sieht er mich an. Ich stehe ungefähr 5 Meter entfernt von ihm im Trockenen. "Es ist kalt." 

Mit schnellen Schritten nähert er sich, sodass er nur mehr wenige Zentimeter vor mir steht. "Es ist dir zu kalt?", wiederholt er und ich nicke. Lange sieht er mich stumm an, macht nichts. 

Es geschieht alles so schnell, als er mich plötzlich packt und mich mit sich im Arm ins Wasser reißt. Ich kreische laut auf, als mich die plötzliche Kälte umgibt und japse nach Luft, als ich an die Oberfläche zurückkehre. "Spinnst du?" Ich schubse ihn ein wenig von mir weg und will wieder aus dem Wasser steigen, doch er greift nach meinem Arm und zieht mich erneut unter Wasser. 

Life |H.S|Where stories live. Discover now