Kapitel 14

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Morgenröte

Kapitel 14

Ich war etwas überrascht darüber, dass ich unter Chester aufwachte. Er lag ganz ruhig da und schien noch zu schlafen. Seine dürren Arme lagen um meinen Körper geschlungen und das Gesicht kuschelte sich noch immer in meine Halsbeuge. Obwohl mein Rücken schmerzte, lächelte ich zufrieden. Es fühlte sich so gut, dass er mir so nahe war. Nur irgendwie war es auch falsch. Anna gehörte dort hin wo sich der Brünette gerade bequem machte. Der Hase, der noch gestern Abend neben meinem Kopf gelegen hatte, war verschwunden, und wohl lag er nun in seinen Armen. Genauso hatte er irgendwann diese Nacht, als ich geschlafen hatte, die Decke über uns gezogen.

„Hey Mikey." Er schmatzte gemütlich, gähnte dann und vergrub sein Gesicht immer weiter tiefer in meine Halsbeuge. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seinen Hinterkopf und strich durch seine Haare. Sie waren nicht mehr so kurz wie am Anfang und nun deutlich länger und lockten sich. Sie waren ziemlich flauschig, ich mochte sie wirklich gerne.

„Chazy." Ich lächelte und zog ihn mit der anderen Hand fester an mich. Ich fühlte mich in diesem Moment verdammt glücklich, es erfüllte mich sehr jemanden so bei mir haben zu können.

„Du bist ein wundervoller Mann." ,strich er vorsichtig über meine Brust. Seine Bewegungen wirkten irgendwie verträumt. Seine Finger waren so weich, so zärtlich, so wundervoll. Ich konnte kaum verstehen, weshalb es mich so sehr beruhigte von ihm in dieser Form umsorgt zu werden. Es war schön. Anna tat es oft, wenn wir zusammen freiwillig mit einander geschlafen hatten. Sie kuschelte sich an meine Seite, legte ihre Arme um mich und streichelte im Trance über meine Haut. Ich legte dann den Arm, an dessen Seite sie sich angeschmiegt hatte, um sie und drückte sie an mich. Früher, vor viel zu langer Zeit, hatten wir dann beide immer gelächelt, wir hatten keine Worte gebraucht um mit einander zu kommunizieren.

„Du bist auch nicht schlecht." Langsam richtete ich mich auf, es fühlte sich allmählich zu falsch an.

„Mike?" Sein Blick war fragend als er meiner Bewegung folgte und mich müde ansah.

„Ich kann das nicht, Chester." Mit meinen Händen fuhr ich durch meine Haare und steckte sie dann in die Hosentaschen. Ich sah ihm ins Gesicht, doch konnte das nicht wirklich lang. Der Brünette sah zu seinen Füßen herab.

„Ich liebe dich, aber ich kann es nicht." Erschöpft sank ich zusammen, bis ich vor ihm auf dem Boden kniete.

„Das ist alles viel zu komplex für mich. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht." Ich kann das nicht.

„Ach Mikey..." Seine Stimme war so ruhig.

„Ich würde dir gerade gerne eine scheuern." Irgendwie lag ein Lachen in seiner Stimme. Es war irgendwie spöttisch.

„Weil du mich immer abstößt egal was ich versuche." Er schlug zur Wut über. Feste packte er mich an meinen Schultern. Ich verstand die Welt nicht mehr. Er warf mich nach hinten und ich lag vor ihm. Weinte. Seinen Fäusten war ich schutzlos ausgeliefert, immer wieder schlug er zu. Zumindest war er so schwach, dass es nicht wirklich schmerzte. Ich rollte mich nicht zusammen, ich blieb dort einfach liegen und sah unter Tränen die Decke an. Vielleicht brauchte ich diesen Schmerz wieder, um mich meiner Realität wieder bewusst zu werden.

„Ich hasse dich!" Er schrie aus voller Kehle. Wutentbrannt spannte sich noch immer sein ganzer Körper an und aus meinem Winkel wirkten seine Pupillen tief schwarz. Über ihnen pumpte unter der dünnen Haut sichtbar eine dicke Ader.

„Mr. Bennington!" Ich atmete innerlich aus, als eine der Schwestern hinein stürmte und vorsichtig seine Hände fasste.

„Beruhigen Sie sich. Niemand tut Ihnen etwas." Ich konnte erkennen wie er sich allmählich beruhigte und seine eigentlich recht schmale Figur wieder einnahm.

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