Kapitel 23

47 4 0
                                    

Morgenröte

Kapitel 23

„Wie war das Telefonat?" Ich hielt Otis in den Armen, streichelte seinen Bauch und sah meine Frau an. Ihr Gesicht war recht neutral, weder lächelte sie, noch schien sie bedrückt zu sein.

„Schön." ,streckte ich meine Hand aus und streichelte liebevoll ihre Wange.

„Was hat er erzählt?" Ich überlegte einen Moment, wie ich beschreiben sollte, was wir gesagt hatten. Wir hatten über vieles gesprochen, auch darüber wie wir uns fühlten und, dass er mich vermisste. Ich freute mich schon darauf ihn, trotz aller Probleme, bei mir Zuhause Willkommen heißen zu können.

„Er hat gesagt er kommt vielleicht in ein-zwei Monaten frei." Anna lachte kurz auf.

„Mike, er ist doch nur in der Klinik." ,lächelte sie, streichelte meine Wange und küsste diese dann. Ich lächelte unbewusst und kuschelte mich an sie. Anna war eine wundervolle Frau. Wieso musste ich nur schwul sein?

„Ja. Dann wird er also entlassen." ,küsste ich nun ihre Stirn und lächelte zufrieden. Es war ein schönes Bild, wir als scheinbar perfekte Familie. So wie es alle sehen wollten. Ich fühlte mich schlecht immer nur dafür gelebt und gearbeitet zu haben.

„Hast du schon überlegt wo du dich bewerben möchtest?"

„Vielleicht bei meinem alten Job?" Meine Frau runzelte nur die Stirn.

„Die haben dich sicherlich nicht umsonst gefeuert. Du wärst dumm dich dort zu bewerben." ,fuhr sie meine Mundwinkel nach und legte dann Otis, der langsam eingedöst war in seinen Laufstall. Es war schließlich auch schon Abend und wir hatten gemeinsam gegessen. Da war es nur natürlich, dass er langsam einschlief. Anna kam mir wieder näher und setzte sich auf meinen Schoß, ihre Hände legte sie auf meinen Schultern ab.

„Baby." ,flüsterte ich leise, denn ich wollte ihr nicht näher kommen. Es fühlte sich einfach falsch an. Ich wusste nicht wieso, im Moment war ich einfach nicht in Stimmung für überhaupt irgendetwas.

„Ich kann nicht."

„Ach Mike. Früher haben wir doch auch immer." Ich brummte nur als Antwort und drückte sie von mir weg. Ich wünschte es würde alles besser sein. Viel besser als es nun war.

„Früher ist nicht jetzt." Wieder drückte sie sich zu mir und strich über meine Wange. Diesmal ließ ich die Nähe zu legte einen Arm um ihre Schultern als sie sich an mich kuschelte.

„Vielleicht hattest du recht, dass ich mir jemand anderen hätte suchen sollen. Aber du bist einfach ein viel zu wundervoller Mann." ,gestand sie mir und kuschelte sich immer näher an mich heran. Schüchtern lächelte ich doch noch vor mich hin und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab.

„Ich weiß einfach nicht, warum ich schwul sein muss." ,löste ich mich doch noch endgültig von ihr, indem ich sie neben mich aufs Sofa drückte, und legte meinen Kopf nieder, stützte ihn auf meinen Händen ab.

„Ja und? Da kannst du doch nichts für." ,lehnte sie sich auf mich, küsste das schwarze, dicke Haare meines Hinterkopfes und legte ihre Arme um meinen Bauch. Ich begann zu weinen. Sie lastete wie die Schuld auf mir.

„Alles ok." ,flüsterte sie leise, küsste mich weiter und streichelte meinen Bauch führsorglich.

„Das wird schon alles wieder." ,zog sie sich ein wenig zurück und das Gewicht auf meinem Rücken wurde weniger, angenehmer und ich strich die letzten Tränen fort.

„Magst du denn irgendwas anderes machen?" ,fragte sie liebevoll, setzte sich nun wieder neben mich und sah mich versöhnend an. Ich verstand nur nicht so ganz wieso versöhnend, doch ich kuschelte mich an ihre Brust und brummte leise.

MorgenröteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt