Kapitel 31

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Morgenröte

Kapitel 31

Ich war gerade in der Küche und bereitete Chesters gewünschte Kürbispastete vor, als Anna nach Hause kam. Neben ihr her tapste Otis und rief schon nach mir kurz nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte. An meinem Fingern klebte dummerweise der Teig.

„Dad!" ,beschwerte er sich und lief wankend zu mir in die Küche. Lächelnd kniete ich mich zu ihm auf den Boden. Es war wundervoll mit ansehen zu können wir er jeden Tag ein bisschen besser laufen konnte. Zwar war er immer noch sehr klein und auf uns angewiesen, doch er war aber auch in einem gewissen Sinne eigenständig. Irgendwie wünschte ich mir, dass er nie älter wurde und nie fragen könnte weshalb seine Eltern, wir, ein nicht sehr übliches Verhältnis haben.

„Es tut mir leid meine Finger sind klebrig." .lächelte ich ihn an und sah dann hinauf zu Anna, die gerade hineinkam.

„Was kochst du?" ,fragte sie mich liebevoll, nahm Otis hoch in ihrem Arm und küsste dann meine Wange.

„Kürbispastete." ,lächelte ich und wusch mir den Teig von den Fingern. Dann nahm ich Otis in den Arm und drückte ihn liebevoll an mich. Er war schließlich mein einziger Sohn.

„Seit wann essen wir das?" ,fragte Anna weiter. Ich lachte kurz auf, da hatte sie schon Recht. Bei uns gab es nur sehr selten mal so etwas und das letzte Mal war sicherlich schon Jahre her.

„Chester hat es sich gewünscht." ,verteilte ich den pürierten Kürbis in der Metallform und deckte die Oberseite dann mit einer Platte aus dem restlichen Teig ab. Den überlappenden Rand drückte ich mit einer Gabel fest. Schließlich schnitt ich den Teig kreuzförmig ein und bepinselte alles mit einer Mischung aus Eigelb und Olivenöl. Obwohl ich Otis im Arm hatte ging alles sehr gut, mir gefiel es sogar sehr ihn so nahe bei mir zu haben und den Jungen auf diese Art und Weise in mein Leben zu integrieren beziehungsweise um meiner Rolle als Vater gerecht zu werden.

„Und wo ist der?" Skeptisch sah sie mich an, ich lehnte mich mit dem Rücken an der Arbeitsfläche an und sah sie liebevoll an.

„Er wollte duschen." ,erklärte ich schnell und schob dann die Form in den Backofen.

„Okay." Nun lächelte sie wieder und strich mir durch die Haare.

„Ich freu mich schon ihn kennenzulernen." Wieder nahm sie mir Otis ab und ging mit ihm herüber und setzte ihn in seinen Hochstuhl. Immer noch sah Otis zu mir herüber, ich winkte ihm und er kicherte.

Nur etwas später kam Chester wieder herunter. Gerade waberte der Duft der Pastete schon durch die Räume. Fasziniert sah ich zu ihm. Seine Haare waren nun gezähmter, überall bis auf oben kurz gehalten, aber nicht so kurz wie bei mir selber, und über seinen Lippen lag ein atemberaubender Glanz. In diesem Moment wollte ich sie nur noch berühren, doch ich wusste, dass es falsch war. Weil ich nicht schwul sein sollte. Weil es vor Otis falsch war. Er schien ziemlich zufrieden zu sein, küsste kurz meine Wange, denn Anna war gerade oben. Gerade beschäftigte ich mich mit Otis, laß ihm etwas aus einem Kinderbuch über einen Fuchs vor. Als der Kleine das sah quietschte er laut so als würde er wissen, dass das nicht wirklich normal ist. Chester lächelte nur verschmitzt, stupste vorsichtig die noch immer winzige Nase des Kleinen.

„Erzähl das nicht deiner Mommy." ,zwinkerte er schließlich, legte seinen Arm noch einmal um mich und küsste meine Wange. Otis sah ihn etwas verwirrt an, doch blieb nun still. Schließlich löste sich Chester wieder von mir und ging hinüber in die Küche.

„Ich darf an den Kühlschrank, oder?" Ich nickte, widmete mich wieder meinem Sohn und las ihm vor. Wie der kleine Fuchs die andere Waldtiere, die er wohl nur ein einem Zoo sehen könnte, kennenlernte. Sie hatten nur leider Angst vor ihm. Das machte ihn traurig und so verkroch er sich in seinem Bau und weinte.

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