Kapitel 35

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Morgenröte

Kapitel 35

Es war verdächtig ruhig als ich neben Annas kleinerem Auto in der Einfahrt parkte. In der Küche brannte das Licht und auch hinter dem Fenster im Treppenhaus. Langsam stieg ich aus, nahm Otis, der inzwischen eingeschlafen war, in dem Kindersitz in die eine Hand und trug mit der anderen die Tüte mit meinen Einkäufen. Bevor ich die Tür aufschloss stellte ich ihn auf dem Boden ab und sah ihn an. Er trug auf seinen Lippen ein zufriedenes Lächeln, hatte seine Hände trotzdem zu Fäusten geballt. Schließlich schloss ich die Türe auf und trat hinein, war dicht gefolgt von Chester. Leise ging ich hinein, streifte meine Schuhe ab und lief hinüber ins Wohnzimmer. Von Anna war hier keine Spur, wahrscheinlich war sie gerade oben am Computer oder machte etwas anderes im Haushalt. Ich sah wie Chester mir folgte und sich auf das Sofa setzte, während ich vorsichtig Otis das Jäckchen auszog und dann in den Laufstall legte. Zuletzt wickelte ich dann die Decke um ihn.

„Ich gehe mal zu ihr. Sei leise." ,richtete ich mich wieder ganz auf und ging in Richtung der Treppe. Dann stieg ich diese hinauf und ging in Richtung des Arbeitszimmers, wo sie wohl war. Leise klopfte ich an der hölzernen Tür.

„Komm rein." Langsam öffnete ich die Tür und sah sie am Schreibtisch sitzen und schreiben. Vorsichtig kniete ich mich neben sie, legte meine verschränkten Arme auf die Platte und lehnte meinen Kopf darauf ab.

„Was schreibst du?"

„Hab ich dir das nicht schon einmal erklärt?" Unwissend zuckte ich mit den Schultern und sah sie einfach nur aufmerksam an. Schließlich begann sie zu erzählen.

„Nach all dem, was passiert ist, kann ich einfach nicht mehr aufhören daran zu denken, was mit uns passierte. Dadurch, dass ich es niederschreibe, will ich damit abschließen. Und es soll dir Hoffnung schenken." Ein Happy End. Sie wollte ein Happy End. Nur wie? Mein Leben war ein Dilemma. Ich war an Anna gebunden, wollte mich um sie und Otis kümmern. Ich war in Chester verschossen, wollte bei ihm sein. Beides zusammen schien unrealistisch zu sein.

„Denkst du denn ich bekomme es?" Nun sah sie mich verwundert an, unsicher nahm sie meine Hand und streichelte über diese.

„Natürlich. Du bist so ein wundervoller Mensch."

„Ja aber kommst du damit klar, dass ich nicht nur dich hab?" Unruhig verdrehte sie die Augen, streichelte weiterhin meine Hand und lächelte munter vor sich hin.

„Seitdem ich dich kenne wusste ich, dass du anders bist. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass wir keine traditionelle Ehe führen würden. Um ehrlich zu sein konnte ich mir das auch nie vorstellen." Ich begann zu lächeln, drückte mich zu ihr hinunter um ihre Wange zu küssen. Schüchtern strich sie durch meine Haare. Schließlich speicherte sie ihren Text und schaltete dann den Computer aus.

„Bist du schon auf dein Bewerbungsgespräch eingestellt?" Ich nickte, es war schließlich schon in zwei Tagen und danach konnte ich zum letzten Training vor meinen Spiel gehen. Ich hoffte nur, dass dieser Tag gut verlief.

„Muss nur noch alles in meine alte Arbeitstasche packen." Sie grinste zufrieden, dann stand sie auf und zog mich mit ihr nach unten. Willig folgte ich ihr.

Chester saß noch immer auf dem Sofa, hatte die dünnen Beine überschlagen und beschäftigte sich mit seinem Handy. Während Anna in der Küche war, setzte ich mich neben ihm hin und beobachtet Otis im Laufstall. Leise atmend lag er dort, nuckelte am Schnuller und hatte sich schon wieder fast aus der Decke gestrampelt. Diese stille Atmosphäre war schön: Nur Chesters Atem, manchmal seine grazilen Regungen und Annas Klappern während sie etwas suchte waren hörbar. Schließlich kam sie zurück, trug das Stilltuch um ihren Oberkörper gebunden. Langsam nahm sie Otis hoch und trug ihn zu mir, dann setzte sie sich neben mich und weckte ihn auf. Still beobachtete ich wie der Kleine seine Arme nach oben hob, sich streckte und dann gähnte. Nachdem sie ihn halbwegs stabil in das Tuch, das ich sonst auch zum Tragen benutze, gelegt hatte sog sie es so zurecht, dass Chester nicht ihre nackte Brust sehen konnte, sobald das Oberteil und der BH weggezogen war.

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