Kapitel 2

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Morgenröte

Kapitel 2

Die Zeit wollte kaum vergehen. Ich lag in meinem Bett, der Raum war dunkel, da das kleine Fenster verhangen war, und starrte an die Wand über mir. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich schon hier lag und wartete. Ich bereute es irgendwie, dass ich beim Abendessen einfach gegangen war. Nun konnte ich unser gemeinsames Frühstück kaum erwarten. Dieser Mann begann mich zu faszinieren, er aß sehr viel und sprach ebenfalls erstaunlich offen mit mir, obwohl er schüchtern zu sein schien. Irgendwie stand es im Konflikt mit ihm selbst.

Schließlich schloss ich wieder meine Augen, versuchte mich zu konzentrieren, damit ich endlich schlafen konnte. Mein Kopf denkt immer, er kann damit nicht aufhören, es ist eine Qual, denn ich muss mich selbst korrigieren. Ich könnte natürlich raus gehen und eine Krankenschwester nach Schlafmittel bitten. Wahrscheinlich würde sie mir dieses auch geben, sodass ich endlich schlafen konnte.

Wieder öffnete ich meine Augen und sah mich in dem kleinen Raum um. Er war ziemlich klein, es gab einen kleinen Tisch mit Stuhl, das Bett in dem ich lag, sowie einen kleinen Schrank, den ich abschließen konnte, für meine persönlichen Sachen. Insgesamt recht bedürftig gehalten, ich war schließlich auch nur hier, um wieder gesund zu werden. Nur gesund wovon? Ich sah ein, dass ich krank war, aber ich wusste trotzdem nicht, weshalb man mich deshalb hier her brachte. Ich hatte allen doch nur helfen wollen.

Irgendwann kam der Morgen doch noch. Ich hatte die ganze Nacht wachgelegen oder war doch zumindest mehrfach eingeschlafen, jedoch aber gleich wieder aufgewacht. Wie jeden Morgen wurde ich von der Schwester geweckt, die mir meine Medikamente brachte. Sie knipste das Licht an und ich musste blinzeln.

„Ihr Medikamente, Mr. Shinoda." ,stellte sie ein kleines Pappschälchen, in dem sich die Pillen befanden und einen Becher Wasser auf den Tisch, dann zog sie die Vorhänge vom Fenster und das milde Blau des Himmels strahlte hinein. Ich lag noch im Bett und beobachtete die Blondine, sie trug weiße Schuhe und diese grünliche Hose mit einem passenden Oberteil. Diese typische Kleidung wurde von allen Schwestern und Pflegern getragen. Nur die Ärzte, Psychologen und das Sicherheitspersonal waren anders gekleidet. Schließlich ging sie, ließ das Licht jedoch an, weshalb ich dazu gezwungen war, trotz meiner Schlaflosigkeit, aufzustehen. Mein Bein war dabei ein klein wenig unhandlich. Unter Schmerzen, die aus meinem rechten Oberschenkel quollen, setzte ich mich langsam auf und angelte nach meinen Krücken. Als ich sie endlich in den Händen hatte, robbte ich auf meinem Becken zum Rande des Bettes, sodass meine Füße schon unbelastet den temperaturlosen, weder kühlen noch warmen, Fußboden berührten. Sorgsam richtete ich mich schließlich auf, belastete dabei ganz mein Körpergewicht auf die Krücken. Ich hatte es schon einmal im Krankenhaus geschafft mein defektes Bein zu belasten und hatte in der kommenden Nacht höllische Schmerzen gehabt, weshalb ich sehr starke Schmerzmittel bekommen hatte.

Langsam ging ich einige Schritte durch die kleine Kammer und setzte mich dann vor den Tisch auf dem die Medikamente standen. Drei Pillen, eine Kapsel weiß, die andere beiden ebenfalls, jedoch als gepresstes Pulver. So weit ich wusste war eine der beiden, wahrscheinlich die Kapsel, ein Stimmungsaufheller, auch Antidepressiva genannt, und das Andere ein Schmerzmittel. Die letzte nahm ich schon eine ganz weile, da es sich um das Medikament gegen das Asthma handelte, und so nahm ich sie ohne Probleme ein. Mit leicht zitternden Fingern nahm ich schließlich die erste der beiden Pillen und spülte sie mit etwas Wasser runter. Es ist schon eine kleine Weile her, seitdem ich sie jeden Morgen einnehmen muss, doch seit dem ersten Tag habe ich noch immer das Gefühl, dass ich dadurch gar nicht mehr ich selbst wäre und diese ganzen fremden Stoffe in meinem Körper gar nicht helfen würden.

Als meine Fingerkuppen sich schließlich um die andere Pille legten zitterten sie nicht mehr so stark. Das schlimmste war schon rum und das Schmerzmittel würde nur weiterhin helfen. Ich hatte das Gefühl bekommen, dass ich beides brauche, um ein halbwegs angemessenes, normales Leben führen zu können. Irgendwie hatte ich erst durch diese Tabletten das Gefühl bekommen und war trotz der scheinbar schlechten Wirkung trotzdem abhängig davon.

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