Kapitel 16

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Morgenröte

Kapitel 16

Auch das Haus hatte sich kaum verändert. Es war noch immer in dem Pastellblau gestrichen und die Fenster mit einigen Vorhängen verdeckt. Ganz oben war ein Fenster, es war das, welches zu Otis Zimmer gehörte, das mit einigen bunten Bildern beklebt war. Das Auto meines Bruders stand in der Einfahrt, ich erkannte es an seinem Kennzeichen, obwohl ich mir diese allgemein gar nicht merkte. Noch ein paar andere Autos standen auf der Straße, doch das war nicht wirklich besonders für mich. Da parkten oft irgendwelche Autos. Auch Anna parkte auf der Straße und schließlich stand das Auto neben der Einfahrt am Bürgersteig.

„Freut es dich wieder Zuhause zu sein?" Sie sah mich lächelnd an.

„Ja." Ich nahm meine Krücken, die zwischen meinen Beinen gestanden hatten und stieg aus. Anna nahm derweilen meine Tasche und den Karton aus dem Auto und ging neben mir über den gerade gepflasterten Weg zum Haus hinauf.

„Egal was passiert. Bleib ruhig." Ich sah sie verwirrt an. Wieso sollte ich denn ruhig bleiben? Ich würde nach Hause kommen, nur Otis und Jason waren dort, Letztere würde auch bald verschwinden.

„Bleib einfach ruhig, Mike." ,küsste sie meine Wange und schloss dann die Tür auf. Es war im Haus lauter als sonst, einige Stimmen riefen verwirrt durcheinander. Anna lächelte mich aufmunternd an. Sie stellte meine Sachen auf dem Treppenansatz ab und fasste mich unterm Arm.

„Du bekommst das schon hin." Lächelte sie aufmunternd und öffnete dann die Tür, die ins Wohnzimmer führte. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Meine halbe Familie und eine Hand voll Freund saß dort umzingelt von Süßigkeiten und Kuchen. Ich musste lächeln und humpelte hinein. Meine Eltern, die Ältesten im Raum, machten mir auf dem Sofa schnell platz und Anna lotste mich dort hin. Sie lächelten und meine Mutter legte sofort einen Arm um mich als ich saß.

„Es ist schön dich wiederzusehen." ,klopfe sie auf meine Schulter. Ich nickte und legte meine Hände in meinen Schoß. Wie meine Mutter Donna so war legte sie mir schnell ein riesiges Stück Kuchen auf den Teller und goss mir Kaffee ein. Mir dagegen war ganz und gar nicht danach, ich war so aufgeregt und nervös, dass mir schlecht davon wurde.

„Mike soll wegen den Medikamenten nicht so viel Koffein zu sich nehmen." Das war mir neu. Naja vielleicht war es ja der Grund, weshalb der Kaffee in der Klinik so ekelig war.

„Ich werde dir einen Tee kochen." Ich nickte und ließ meinen Blick weiter durch den Raum wandern. Mein alter Schulfreund Brad Delson saß mit seiner Frau und Rob Bourdon, den ich fast genauso lange kannte, auf den Küchenstühlen neben dem Fernseher und redeten. Ab und zu schauten sie auch neugierig zu mir herüber. Dave Phoenix Farrell, den ich etwas später über Freunde kennengelernt hatte unterhielt sich mit meinem Bruder, seine Frau Lindsey, die erneut schwanger war, beobachtete wir ihre Tochter, die einige Jahre älter als Otis war, mit ihm versuchte zu spielen. Mein letzter enger Freund, wir hatten uns auf dem College kennengelernt, war draußen auf der Terrasse mit seiner Frau. Wohl stritten die beiden mal wieder, obwohl sie doch ein perfektes Paar zu sein schienen. Persönlich war ich sehr froh, dass Anna und ich uns nicht stritten oder zumindest nur sehr selten und uns danach sehr schnell wieder vertrugen. Obwohl ich der Falsche für sie bin, waren wir ein perfektes Paar.

„Danke." Leise ging Anna in die Küche.

„Micheal?" Ich sah zu meinem Vater, der alte Japaner lächelte glücklich vor sich hin.

„Iss den Kuchen für deine Mutter." Ich nickte müde und nahm den ersten Bissen mit der Gabel auf. Ich kaute viel zu lange auf dem Stückchen Sahnetorte herum und würgte diesen dann hinunter. Mir wurde augenblicklich schlecht und ich sah zu meinen Füßen hinab.

MorgenröteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt