Morgenröte
Kapitel 24
„Wie fühlen Sie sich?" Ich sah die Psychologin an. Ich kannte sie nun schon seit zwei Jahren, Dr. Flores, die mexikanische Wurzeln hatte, war mir trotzdem noch immer recht fremd. Im Gegensatz zu Teilen des Personals der Klinik erzählte sie kaum etwas über sich.
„Es ist ziemlich schwer gerade. In einer Minute liebe ich Anna und in der nächsten fühle ich mich schlecht, dass ich sie gar nicht mehr anfassen will." ,setzte ich mich in dem Sessel anders hin, legte die Beine übereinander und sah hinaus aus dem Fenster. Das Büro und das Behandlungszimmer waren in einem Ärztehaus untergebracht. So schaute ich hinaus aus dem zweiten Stock des Hauses mit dem Flachdach auf dem Parkplatz. Weit dahinter verdeckt von Hochhäusern lag das Meer weit wie eine Decke über dem fallenden Boden bis zum Horizont.
„Nehmen Sie denn auch ihre Medikamente?" Ich nickte auf ihre Frage, denn ich kannte sie doch noch gut genug, dass diese Frage nur eine stille Antwort bekommt.
„Ich bin mir sicher diese Situation ist schwer, aber da müssen Sie einfach warten, Mr. Shinoda. Das wird sich schon noch einpendeln." ,festigte sie den kurzen Zopf an ihrem Hinterkopf und lächelte mich dann aufmunternd an.
„Sie müssen nur Vertrauen haben, Mr. Shinoda." Ich glaubte nicht was sie in diesem Moment erzählte.
„Und wenn nicht?" Sie schwieg eine ganze Weile bevor sie wieder antwortete.
„Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber in diesem Sinne kann kaum etwas anderes empfehlen. Mr. Shinoda, Sie sollten wirklich auf das, was sie wollen, achten. Im Zweifelsfall müssen Sie sich darauf einstellen sich von ihrer Frau scheiden zu lassen." Sie wurde immer leiser und sah mich dann etwas verlassen an. Sie schien sich für das Gesagte schlecht zu fühlen. Ich sah die Psychologin nur verblüfft an. Wie konnte nur jemand empfehlen sich zu trennen und seine Homosexualität auszuleben?
„Meinen Sie das ernst?" Wieder schwieg sie einen Moment.
„Oder Sie nehmen stärkere Medikamente und leben damit." Ich seufzte leise und sah wieder hinaus. Es wurde nun allmählich Herbst, auch wenn das nicht sehr viel aussagte und es auch nicht sonderlich kalt wurde. Einzig und allein wurde es zehn, manchmal auch fünfzehn Grad kälter, ein wenig windiger und mehr Wolken zogen über den Himmel. Vor der Welt zu schweigen war keine Lösung, genauso wie weiterhin dieses Leben zu führen.
„Es ist gestern eskaliert." Nickend schrieb sie sich etwas auf, wahrscheinlich in Stichpunkten Aussagen von mir und andere Dinge, die etwas über meinen geistigen Zustand berichteten.
„Anna saß dort mit Otis. Ich habe mich falsch gefühlt." Ich erinnerte mich gut daran wie ich im Bad saß, weinte und einfach alles hasste.
„Es war als würde ein anderer Mike, zu den beiden gehören. Ein normaler Mike. Nicht der, der ich bin." Eilig schrieb sie mit, ihr neutrales Gesicht verblasste langsam.
„Und?"
„Ich war im Badezimmer und hab mich davor weggesperrt." ,beschrieb ich wie es für mich war und drückte mich näher in den Sessel hinein.
„Ich bin leider keine Paartherapeutin, aber bitte, bitte bleiben Sie bei ihr." Ich winkte ihren Satz ab und schüttelte den Kopf. Sie hatte doch gerade eben noch etwas ganz anderes gesagt...
„Sie wissen nicht wie schwer es ist. Ich habe diesen Mann kennengelernt und kann mich nicht entscheiden." ,brummte ich und sah hinab auf den eierschalenfarbenen Linoleumboden.
„Wie fühlen Sie sich mit beiden?"
„Anna ist meine Frau. Ich liebe sie auf gewisse Art und Weise als Person. Als ein gewisser Teil meines Lebens, der mich und meine Familie zusammenhält. Nur kaum fühle ich mich von ihrem Äußeren angezogen, ich muss gestehen ich finde den weiblichen Körper sogar ein wenig eklig... Chester dagegen... Er... Er hat einfach einen wundervollen Körper. Ich liebe ihn deswegen. Ich will nicht sagen, dass ich ihn nur körperlich mag. Es fühlt sich besser an ihn anzufassen, ich weiß was ich tun muss und es ist mir nicht fremd... Das alles ist so verwirrend! Beide haben etwas, was der andere nicht an sich hat und ich liebe." Sie nickte, schrieb viel und ich verstummte bis sie sich alles notiert hatte, wartete auf ihre Antwort.
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Morgenröte
Fanfiction[fertig gestellt] Schon seit Ewigkeiten ist Mike alleine in einer psychiatrischen Klinik, von seiner Frau und seinem Sohn fehlt jede Spur. Eines Tages lernt er den Patienten Chester kennen. Er mag ihn sehr, doch dahinter steckt mehr als Mike glauben...