Kapitel 5

547 29 4
                                    

Endlich hat er mir alles erzählt. Ich muss zugeben zuerst dachte ich der verarscht mich, aber dann kapierte ich, dass das kein Scherz ist. Ich kann es immer noch nicht glauben, das ist alles so unreal. Und das Schlimmste ist auch noch, dass ich in dem allem sozusagen die Hauptrolle spiele.

Rückblick

Zusammen sitzen wir am Lagerfeurer vor unserem Zelt. ,,Jetzt sag schon," drängel ich ungeduldig. ,,Jaja, ist ja gut. Alsoo... " er macht eine Pause. Aufgeregt fummel ich an dem Reisverschluss meiner Jacke herum und sehe ihn erwartungsvoll an. ,,Du-bist-die-Hüterin-des-Schlüssel-zur-Unterwelt," rattert er so schnell runter, dass ich nur irgendwas von Schlüssel und Unterwelt verstehe. Verwirrt blicke ich ihn an: ,,Was ist mit Unterwelt und Schlüssel?" Seufzend wiederholt er seinen Satz und macht diesmal nach jedem Wort eine Pause: ,,Du bist die Hüterin des Schlüssels zur Unterwelt." Es dauert ein paar Sekunden bis die Worte in meinen Verstand gesickert sind und einen sinnvollen Satz ergeben. ,,Was?!" frage ich nochmal, obwohl ich es eigentlich verstanden habe. ,,Also nochmal sage ich es nicht," meint er genervt. ,,Das ist also dein Ernst?" frage ich immer noch verwirrt. ,,Sehe ich so aus als mache ich Scherze?" stellt er eine Gegenfrage. Ich atme einmal tief durch und lasse mir den Sinn der Worte nochmal durch den Kopf gehen, bevor ich erwiedere: ,,Und warum sind dann diese Männer hinter mir her?" Er scheint kurz zu überlegen, dann sagt er: ,,Äh... naja das hat eine längere Vorgeschichte, also fasse ich mich kurz. Sie wollen das Tor zur Unterwelt öffnen, um die anderen Wesen der Dunkelheit zu befreien und die Menschen von der Erde verdrängen." ,,Wenn du sagst die anderen, dann...-" ,,Das bedeutet wir sind es auch," beendet er meinen Satz. Ok, das hier wird mir langsam alles zu viel. Erschöpft streiche ich mir mit den Händen über mein Gesicht. Mit ein wenig erfurcht in der Stimme frage ich: ,,Was bist du?" ,,Man nennt uns Schatten. Wir können Dinge mit bloßer Vorstellungskraft erschaffen." Fragend sehe ich ihn an: ,,Wie, alles was du willst?" ,,Alles was ich will," bestätigt er meine Frage. Er streckt seine Hand aus und plötzlich bildet sich aus einer art schwarzen Rauch die Gestalt eines Vogels. Der schwarze Vogel schaut uns beide prüfend an, ehe er seine kleinen Flügel ausbreitet und im Wald verschwindet. ,,Wow das ist ja unglaublich. Kannst du noch irgendwas cooles?" frage ich ihn fasziniert. Er lacht kurz auf und sagt dann: ,,Naja ich kann noch das hier." Er steht auf und stellt sich neben das Feuer. Auf einmal verwandelt er sich in sowas wie einen Schatten und wandert über den Boden. Auf der anderen Seite des Feuers nimmt er wieder seine normale Gestalt an. ,,Deshalb also der Name 'Schatten'," murmel ich mehr zu mir selbst. ,,Genau," erwiedert er und lässt sich wieder auf den Platz neben mir fallen.

Rückblick ende

Nagut, wenn ich mir das Alles nochmal so durch denn Kopf gehen lasse, hört sich das ehr so an wie ein schlechter Fantasyfilm, nur dass dieser Film mein Leben ist. Schon seltsam wie schnell sich das Leben ändern kann. Von einem einsamen Waisenmädchen, zur Hüterin des Schlüssels der Unterwelt. Das soll mir erstmal einer nach machen. Über meine eigenen Gedanken muss ich grinsen. ,,Was grinst du denn so?" fragt mich Lukas der neben mir im Gras liegt. Ich drehe den Kopf in seine Richtung und antworte lächelnd: ,,Nicht so wichtig, hatte nur einen blöden Gedanken." ,,Achso," brummt er und lächelt nun auch.

Schweigend liegen wir in der warmen Frühlingssonne und beobachten wie die Wolken über uns hinwegziehen. Als ich gerade dabei bin einzudösen, ruft Lukas plötzlich: ,,Überraschungsangriff!" und springt auf. Sofort stelle auch ich mich hin und mache mich kampfbereit. Noch bevor Lukas dazu kommt mich anzugreifen, stürme ich schon auf ihn zu und reiße ihn zu Boden. Lachend liege ich auf seiner Brust und schaue ihn an. ,,Damit hast du jetzt nicht gerechnet was?" gebe ich neckend von mir. Er grinst mich schief an, packt mich an der Hüfte und dreht uns rum, sodass er nun seine Arme rechts und links von mir abstützt. Triumphierend schaut er mich an und erwiedert: ,,Und? Hast du damit gerechnet?" ,,Haha, sehr witzig," meine ich sarkastich, muss aber trotzdem lachen. Eine paar Sekunden liegen wir lachend da, bis wir beide verstummen und uns in die Augen schauen. Seine grünen Augen bohren sich in meine und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Für ein paar Sekunden denke ich er beugt sich eine Stück zu mir runter und mein Herz droht zu platzen, doch dann entfernt er sich wieder von mir und klettert von mir runter. Die Liebe, von grade eben ist aus seinem Blick verschwunden und er reicht mir mit emotionslosem Gesicht die Hand, um mir aufzuhelfen.

Still laufen wir nebeneinander her zurück zu unserem Zeltplatz. Wir haben in den letzten Tagen immer mal wieder den Platz gewechselt, sind aber trotzdem in dem Wald geblieben. Lukas meinte, dass der Ort den ich in meiner Vision gesehen habe, der wäre, an dem der Schlüssel versteckt ist. Nur habe ich leider keine Ahnung, wo das sein soll. Also bleiben wir erstmal weiter im Wald und hoffen darauf irgendein Lebenszeichen von Linda und Victor zu bekommen. Wir haben keine Ahnung wo sie sich gerade befinden und ob es ihnen gut geht. Das Einzige was wir im Moment machen können ist hoffen. Hoffen, dass wir auf das Versteck des Schlüssels stoßen werden und dass es Linda und Victor gut geht.

Die Stimmung ist seit dem Vorfall auf der Wiese angespannt. Wir reden nur noch das nötigste miteinander und Lukas ist wieder so kalt wie damals als ich zu ihnen kam. Ich verstehe nicht was ich falsch gemacht habe, dass er plötzlich so komisch ist. Ich will den alten lustigen Lukas zurück haben, doch das scheint wohl nicht so schnell zu passieren.

Wie auch in den letzten Nächten, bekomme ich heute mal wieder kein Auge zu. Krampfhaft versuche ich meine Augen geschlossen zu halten und einzuschlafen, doch es will einfach nicht funktionieren. Also drehe ich mich wieder auf den Rücken und schaue Lukas, neben mir, beim Schlafen zu. Er sieht so süß aus wenn er schläft. Seine Haare sind verwuschelt und seine Mund ist leicht geöffnet. Gedanken verloren streiche ich über seine Wange, bis mir klar wird was ich hier gerade tuhe und schnell meine Hand zurück ziehe. Irgendwas hat sich zwischen unserem Verhältnis geändert, seitdem, was auf der Wiese passiert ist. Ich meine nicht, dass er jetzt wieder so abweisend zu mir ist wie vorher, sondern dass ich ihn irgendwie nicht mehr als Freund oder Bruder sehe. Meine Gefühle für ihn haben sich verändert.

Immernoch starre ich auf sein engelsgleiches Gesicht und denke an sein wunderschönes Lachen.

Plötzlich werden meine Gedanken von einem Geräusch unterbrochen. Es klingt wie ein Zischen, ein Flüstern, das Säuseln des Windes. Erst bei genauerem hinhören kann ich die Worte verstehen. ,,Holly, komm zu mir. Ich bin hier. Du musst mich finden," flüstert es immer wieder. Ich bin mir nicht sicher ob die Stimme nur in meinem Kopf exisiert oder real ist. Trotzdem stehe ich, wie von alleine auf und trete vor das Zelt. Sie scheint irgendwo von links aus dem Wald zu kommen. Ohne drüber nach zu denken, schlüpfe ich in meine Chucks und folge ihr. Wie hypnotisiert folge ich den flüsternden Rufen immer tiefer in den Wald hinein. Vorbei an alten Buchen und Eichen über Laub und Geäst. Vor einer kleinen Höhle verstummen die Rufe auf einmal und mir wird bewusst wo ich mich befinde. Es ist die selbe Stelle wie in meiner Vision, nur dass es diesmal die Wirklichkeit ist. Leise schlüpfe ich durch den Eingang, in das innere der Höhle. Sie ist kleiner als gedacht und obwohl ich nirgends eine Lichtquelle ausmachen kann, wird sie von einem gespenstichen Licht durchflutet. Die Höhle endet ein paar Meter hinter dem Eingang mit einer Wand. Ohne zu wissen was ich tuhe, ziehe ich den Ärmel meines Pullis hoch und streiche, wie damals im Auto, über die Umrisse des Schlüssel. Plötzlich leuchtet er unter meinem Finger auf und in meinem ganzem Körper beginnt es zu kribbeln. Wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, presse ich die Innenseite meines Handgelenks auf einen kleinen Felsvorsprung an der Wand. Nun beginnt auch dieser zu glühen und seltsame Zeichen bilden sich darauf ab. Keine zwei Sekunden später ertönt ein lautes Knirschen und die Wand vor mir schiebt sich zur Seite. Mit behutsamen Schritten dringe ich in den Raum dahinter. Er ist nicht sehr groß, doch die Decke ist bestimmt drei Meter hoch. In der Mitte befindet sich ein Platteau. Als ich die steinere Treppe erklommen habe, stehe ich vor einem kleinem Tisch aus stein, in dem ein Wasserbecken eingelassen ist. Darin liegt eine etwa handgroßer, schwarzer Stein. Ohne groß zu überlegen tauche ich meine Hand in das Wasser und nehme den Stein heraus. Als ich ihn in meinen Händen halte, erwache ich plötzlich wie aus einer Trance. Mit dem Stein in der Hand renne ich zurück zu dem Durchgang. Gerade noch rechtzeitig zwänge ich mich durch den Ausgang der Höhle, bevor sich dieser mit einem quietschen verschließt.

---------------------------

Peace!!

Das kapitel ist zwar jetzt wieder etwas kürzer geworden, aber dafür denk ich ist es recht spannend. Ich hoffe man kann das mit den "schatten" ganz gut nach vollziehen. Denn ich wusste nicht wie ich es besser erklären sollte.

Schreibt mir eure meinung! ;)

Dark SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt