Kapitel 9

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Mein Körper wird von Kälte umhüllt. Mein Herzschlag verschnellert sich und ich beginne zu zittern. Mit starken Schwimmbewegungen gleite ich weiter in die Tiefe. Ich habe mich etwas verschätzt der Grund liegt etwa 4m unter mir. Ohne den schimmernden Punkt aus den Augen zu verlieren schwimme ich weiter. Nun kann ich erkennen, um was es sich bei dem Schimmern handelt. Es sieht aus wie eine kleine silberne Kiste aus Metall. Mit letzter Kraft strecke ich meinen Arm nach ihr aus und umschließe sie mit meinen Fingern. Gerade als ich mich abstoßen will, um wieder nach oben zu schwimmen, packt mich etwas am Bein. Ein Wesen, ähnlich einer Meerjungfrau, hält mich fest. Ich versuche mich zu befreien, doch sie krallt sich in mein Bein. Auf ihrem Gesicht bildet sich ein mordlustiges Grinsen und man kann die langen Fangzähne aus ihrem Mund ragen sehen. Meine Luft wird knapp und ich drohe, das Bewusstsein zu verlieren. Ich strampel um mein Leben, doch ich habe keine Kraft mehr. Plötzlich packt mich etwas am Arm. Ich recke meinen Kopf nach oben und das letzte was ich sehe sind zwei stechend grüne Augen, die meine Rettung bedeuten werden.

In mir herrscht eine unendliche Leere. Was ist passiert? Bin ich tot? Ich dachte, wenn man tot ist kann man auch nicht mehr denken. Doch ich kann meinen Körper nicht mehr spüren. Es ist so als wäre ich zwischen Leben und Tot gefangen. Ich versuche zu schreien, doch kein Ton entweicht meiner Kehle. Plötzlich spüre ich etwas warmes auf meinen Lippen. Mein Bewusstsein kehrt langsam wieder zurück. Etwas warmes, zartes liegt auf meinen Lippen, doch ich kann einfach nicht zuordnen was es ist. Mit einem mal kehrt wieder Gefühl in meine Arme und Beine und schlagartig wird mir bewusst was gerade geschieht. Ohne zu wissen wie mir geschieht, erwiedere ich den Kuss. Er ist voller Sehnsucht und Verzweiflung. Meine Gefühle spielen verrückt und mein Herz droht zu explodieren. Als ich vorsichtig meine Augen öffne blicke ich in Lukas' geschocktes Gesicht. Entschuldigend blickt er mich an und weicht von mir. Doch bevor er aufstehen kann ziehe ich ihn wieder zu mir runter und küsse ihn. Seine weichen Lippen bewegen sich synkron zu meinen. Als er sich von mir löst, blicke ich verlegen auf den Boden. Auch ihm scheint diese Situation ziemlich unangenehm zu sein. Unsicher reicht er mir seine Hand und hilft mir auf. Wir befinden uns immer noch am See. Die Kiste halte ich umschlossen in meiner Hand. Doch im Moment kreisen meine Gedanken um ganz andere Dinge. Was war das grade eben? Was ist denn bloß in mich gefahren? Sowas passt überhaupt nicht zu mir. Doch mein Körper scheint in diesem Moment seinen eigenen Willen entwickelt zu haben. Aber was war das für ein Gefühl? Mein ganzer Körper wurde von einem angenehmen Kribbeln durchzogen und in meinem Herz brach ein Feuerwerk aus. Nennt man so etwas Liebe? Ich hatte noch nie so ein intensives Gefühl.

Völlig benebelt starkse ich durch das Gras, bis mir einfällt, dass ich überhaupt keine Ahnung habe wie wir wieder zurück kommen. Und vor allem wo ist überhaupt Lukas? Verwirrt bleibe ich stehen und schaue mich nach ihm um. Ein paar Meter von mir entfernt ist er stehen geblieben und starrt verträumt in die Luft. Ihn muss der Kuss wohl genauso durcheinander gebracht haben wie mich.

,,Wie kommen wir überhaupt wieder zurück?" rufe ich ihm zu. Er schreckt aus seinen Gedanken hoch und schaut mich immer noch leicht abwesend an. ,,Dort vorne müsste irgendwo das Portal für zurück sein," meint er schließlich und zeigt auf einen Hügel.

Zusammen laufen wir in die Richtung des kleinen Hügels. Ich habe keine Ahnung wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Ich traue mich nicht mal mehr ihm in die Augen zu sehen. Lukas scheint auch nicht so recht zu wissen, wie er mit der ganzen Sache umgehen soll. Schweigend läuft er neben mir her und starrt gedankenverloren vor sich hin. Ich würde gerne mal wissen worüber er so angestrengt nachdenkt. Fand er den Kuss denn so schrecklich?

Als wir endlich den Hügel erklommen haben stehen wir vor einem Baum. Doch es ist kein normaler Baum. Der stamm des Baumes ist nach unten hin zerteilt, sodass es aussieht als habe er Beine. Die Beine sehen so aus wie eine art Durchgang. ,,Ist das, das Tor?" frage ich Lukas verwirrt. Er nickt stumm und schon ist er durch die Öffnung verschwunden. Mit einem letzten Blick auf die wunderschöne Blumenwiese, schreite auch ich durch das Portal.

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