Wir lassen uns für eine Weile in der nähe von Hamburg, bei Bekannten von Linda und Victor nieder. Michael und Luise sind echt nett und Gastfreundlich zu uns. Sie haben uns sofort angeboten ein paar Tage bei ihnen zu verbleiben. Wir erzählten ihnen, dass Linda und Victor auf Geschäftsreise wären und sie nicht wollten, dass wir die ganze Zeit alleine Daheim bleiben. Seitdem ist nun eine Woche vergangen. Langsam halte ich dieses Rumsitzen nicht mehr aus. Wir kommen einfach nicht mehr weiter. Die Kiste ist nach wie vor verschlossen und es sieht auch nicht so aus als ob sich das bald ändern würde. Von Linda und Victor gibt es immer noch kein Lebenszeichen, sodass wir weder wissen wo sie sich aufhalten oder wie es ihnen geht. Ich vermisse sie langsam echt. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Aber sie werden schon alleine klar kommen. Wenn ich und Lukas es alleine bis hier her geschafft haben, wird es für sie auch kein Problem sein. Immerhin sind sie erfahrene Kämpfer, während Lukas und ich einfach spontan unser vorgehen planen. Sie werden schon wissen was sie tuhen.
In eine Decke gekuschelt mache ich es mir vor dem Kamin, auf einem Sessel bequem. Gedankenversunken starre ich in die Flammen des Feuers, als sich plötzlich Lukas neben mir ins Polster fallen lässt. Müde lehne ich meine Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. Es breitet sich eine angenehme Stille aus, bis plötzlich Luise aus der Küche brüllt: ,,Wollt ihr noch etwas zu Knabbern haben?" Da Lukas keine Anstalten macht zu antworten, rufe ich ein "Nein, danke" zurück und lehne mich wieder zurück in den Sessel. Wieder herrscht Stille. Heimlich beobachte ich Lukas von der Seite wie er starr ins Feuer blickt. Seine Wangen sind leicht gerötet und in seinen Augen spiegeln sich die orangefarbenen Flammen des Feuers wieder. Wie kann man bloß so ein perfektes Gesicht haben? Er sieht aus wie ein Model aus einer Parfumwerbung. Diese perfekt geschwungenen vollen Lippen, die wunderschönen grünen Augen, zum drinn verlieren. Stopp, das reicht jetzt aber mal so gut sieht er jetzt auch wieder nicht aus. Ich muss mir solche Gedanken schnell aus dem Kopf schlagen.
,,Vermisst du sie?" frage ich schließlich um auf andere Gedanken zu kommen. Langsam scheint er aus seiner Trance zu erwachen. Er wendet seinen Blick vom Feuer ab und flüstert kaum hörbar: ,,Jede Sekunde." Erinnerungen von meinen Eltern schleichen sich in mein Gedächtnis. ,,Ich vermisse sie auch. Also meine Eltern," entgegne ich und schaue auf meine Hände, damit er meine glasigen Augen nicht sieht. ,,Ich wünschte es gäbe eine Möglichkeit auch sie zurück zu holen, aber nur die Seelen der Schattenwesen werden in die Unterwelt verbannt. Was mit den Seelen der Menschen nach dem Tot geschieht, weiß ich nicht," erwiedert er traurig. ,,Weißt du manchmal kann man an gewissen Dingen, die das Schicksal so vorhersieht, einfach nichts ändern. Und vielleicht ist es auch besser so, denn wären sie nicht gestorben, wäre ich jetzt nicht hier. Ihr Tot hat mich geprägt und mich zu dem gemacht was ich heute bin. Ich bereue es nicht, dass es so gekommen ist" erkläre ich ihm und versuche es so aufmunternd wie möglich rüber zubringen. Doch Lukas' Miene ändert sich nicht. Niedergeschlagen starrt er weiter in das Feuer vor sich, als er antwortet: ,,Du hast dieses Schicksal trotzdem nicht verdient." Dieser Satz lässt mich kurz nachdenken. Habe ich es verdient? Ein Schicksal, ist ein Schicksal. Nichts passiert ohne Grund. Es ist eben so, man kann es nicht bestimmen oder verändern. Wenn es so vorhergesehen war, kann jeder es verdient oder eben nicht verdient haben. Ich tippe ehr auf Letzteres. ,,Niemand hat das," flüstere ich zurück, nachdem ich meine Gedanken wieder sortiert habe.
Ein lauter Donnerschlag lässt das Haus erbeben und holt mich aus meinen Träumen. Regen prasstelt gegen das Dachfenster meines Zimmers. Der Raum wird von einem hellen Blitz erleuchtet, worauf ein weiteres Grollen folgt, dass mich zusammen zucken lässt. Es klingt kindisch, aber ja ich habe ein bisschen Angst bei Gewittern. Immer denke ich das Haus wird vom Blitz getroffen oder bricht durch das starke Donnern zusammen. Das wars dann wohl erstmal mit Schlafen. So schnell wird das heute Nacht nichts mehr, solange dieses Gewitter nicht vorbei ist. Eine Weile verbringe ich die Zeit damit mich unter der Bettdecke zu verkriechen und mir bei jedem Donnerschlag die Ohren zu zuhalten. Als ich nach mehreren Minuten, unter der Decke, drohe zu ersticken, befreie ich mich aus meinem Deckencocon und setze mich aufrecht hin. Plötzlich muss ich an Lukas denken. Was ist das jetzt eigentlich zwischen uns? Als Geschwisterliebe, kann man das ja wohl ehr nicht mehr bezeichnen. Hat ihm der Kuss etwas bedeutet oder wollte er nur, dass ich aufwache? Es gibt so viele Fragen die ich ihm am Liebsten an den Kopf schmeißen würde, doch dafür bin ich dann mal wieder zu schüchtern. Also mache ich einfach das, was ich am Besten kann. Nämlich so tun, als ob garnichts passiert wäre und einfach so weiter machen wie vorher. Wenn es mir dieser Typ bloß nicht so schwer machen würde. Mal ist er total emotionslos und ich kann mir überhaupt kein Bild davon machen, was in seinem Kopf vorgeht und dann ist er wieder total fürsorglich und lieb. Ich weiß nicht was ich von ihm halten soll. Außerdem ist da immer noch dieses seltsame Kribbeln und Herzklopfen, wenn er mich ansieht oder berührt und mich total kirre macht. Diese Gefühle sind einfach total neu und ungewohnt für mich, ich habe doch keine Ahnung wie ich damit umgehen soll.
Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, krabbel ich schließlich aus meinem Bett und schleiche hinüber zu dem kleinem Rucksack in dem sich meine wichtigsten Besitztümer befinden und krame die Kiste hervor. Ich lasse mich wieder auf dem Bett nieder und lege die Kiste auf meinen Schoß. Im Mondlicht, das trotz des Gewitters den Weg durch die Wolken findet, sind die feinen Maserungen viel besser zu erkennen. Sie scheinen fast hervor zu leuchten. Mit dem Zeigefinger fahre ich ein paar der Verzierungen sachte nach. Mir fällt ein altes Sprichwort ein, dass mir mein Vater immer gesagt hatte, um mich aufzubauen, wenn ich mir unsicher war. Ein Lächeln huscht über meine Lippen als ich es leiße vor mich hinmurmel: ,,Zweifel sind der Schlüssel zur Erkenntnis." Plötzlich fällt mir die Form eines Sterns an der Oberseite ins Auge. Irgendwo habe ich den doch schonmal gesehen. Aber wo? Ich gehe alle Dinge die mit einem Stern zu tun haben nochmal in Gedanken durch, bis mir auf einmal die Erleuchtung kommt. Warum bin ich da nicht schon vorher drauf gekommen? Mit einem Satz stehe ich wieder auf den Beinen und husche hinüber zu dem Rucksack. Aus dem Seitenfach ziehe ich den glitzernden Stern, den mir damals die weiße Eule gegeben hat, hervor und schmeiße mich wieder auf das Bett. Durch den Mondschein glitzert der Stern fast so wie die am Himmel. Vorsichtig stecke ich ihn in die kleine Vertiefung am Deckel der Kiste und lege sie vor mich hin. Nach wenigen Sekunden beginnt der Stern so stark zu leuchten, dass ich für einen Moment die Augen schließen muss. Als ich sie wieder öffne, kann ich ihnen kaum glauben. Der Stern scheint mit der Kiste verschmolzen zu sein und ist nun fest im Metall versiegelt. Plötzlich wird die Stille von einem leisen Klick durchbrochen. Wenn dieses Klick jetzt das ist, was ich denke dann drehe ich durch. Schnell greife ich wieder nach der Kiste und versuche vorsichtig den Deckel zu öffnen. Und tatsächlich, er lässt sich ohne Probleme aufklappen. Ein wunderschöner schwarz goldener Schlüssel offenbart sich mir. Langsam strecke ich meine Finger nach ihm aus, um ihn aus der Box zu nehmen. Ich rechne jeden Augenblick damit, dass ich aus einem schönen Traum aufwache, doch dann halte ich ihn in meinen Händen. Ich umschließe ihn fest in meiner Hand, aus Angst ich könnte ihn wieder verlieren. Als mir klar wird, dass das alles kein Traum ist und ich grade wirklich den Schlüssel zur Untwelt in meiner Hand halte, fällt mir etwas anderes ein. Sofort springe ich von meinem Bett, wobei ich mich beinahe auf die Nase gelegt hätte, aber mich dank meines guten Gleichgewichtsinns noch grade so vor einer Bekanntschaft mit dem Boden retten kann, in dem ich mich an der Bettkante festkralle. Müselig ziehe ich mich wieder hoch und setze einen neuen Versuch an. Dieses mal schaffe ich es bis zur Tür und renne hinüber in das gegenüberliegende Zimmer. Ohne zu klopfen stürme ich hinein und finde einen tief und fest schlafenden Lukas vor. Mir tut es fast leid ihn aus seinem friedlichen Schlaf zu reißen, aber ich muss es ihm jetzt einfach sagen. Mit schnellen Schritten durchquere ich den Raum und springe auf sein Bett. Ich hüpfe ein paar mal auf der Matratze rum, bis ich mich auf seinen Rücken fallen lasse. Er gibt ein Grummeln von sich, doch rührt sich nicht. ,,Lukas!" rufe ich leise und rüttel an seiner Schulter. ,,Jetzt wach endlich auf," versuche ich es weiter. ,,Was?" gibt er verschlafen von sich. Ich verdrehe die Augen und halte ihm den Schlüssel vor das Gesicht, den er aber nicht sehen kann, da er immer noch die Augen geschlossen hat. ,,Mach die Augen auf," flüstere ich aufgeregt. Langsam öffnen sich seine Augen. Als er versteht, was ich ihm da vor die Nase halte, weiten sich seine Augen und er sitzt kerzengrade im Bett. Dadurch werde ich von seinem Rücken geschleudert und falle ziemlich unsanft aus dem Bett. ,,Also ich hatte eigentlich einen etwas netteren Empfang erwartet,"gebe ich sarkastisch von mir und rappel mich wieder auf. Ein grinsender Lukas blickt mich an und murmelt ein "tut mir leid" bevor er mich wieder auf das Bett zieht und mich fest an seine Brust drückt. ,,Du hast es wirklich geschafft," nuschelt er immer wieder in meine Haare. Als er sich endlich von mir löst nimmt er mir den Schlüssel aus der Hand und zieht mich gleich nochmal in eine Umarmung. ,,Ok ich glaube mein Knuddelbedarf ist jetzt erstmal gedeckt," bringe ich hervor. Seine Brust wird von einem tiefen Lachen erschüttert und er lässt mich wieder los. Wir legen uns ins Bett und reden noch eine Weile darüber, wie wir als nächstes vorgehen um Lucy zu befreien, bis ich schließlich vor Erschöpfung auf Lukas' Brust ins Land der Träume abdriffte.
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Hii!
So, endlich fertig. Ich hoffe das kapitel gefällt euch, ich habe den ganzen abend dran gefeilt. Aber ich denke es ist ganz ok geworden. Es passiert zwar nicht sehr viel aber ich find es lustig :D Voted und kommentiert, wie immer und dann bis nächstes mal.
Viel spaß! ;) ♥
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Dark Secrets
FantasyEin Geheimnis, eine Aufgabe, eine Liebe... Ein Mädchen, dessen Aufgabe, von dem ersten Atemzug an vorbestimmt war. Die Freiheit wurde ihr genommen. Ihre Familie, die Freude und das Glück. Die einzige Hoffnung. Eine Familie, die sie adoptiert und ih...