Kapitel 21

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Nachdem ich mich erstmal von dem ersten Schock erholt hatte, machten wir uns endlich daran ein paar der Telefonnummer aus Victor's Notizbuch anzurufen. Sehr viele stimmten sofort zu einem Treffen zu, als ich ihnen erklärte, dass Linda und Victor in der Klemme sitzen. Worum es genau geht wollte ich am Telefon jedoch noch nicht sagen. Wer weiß ob sie sich dann überhaupt noch auf die Sache einlassen würden. Heute Mittag um 12 Uhr habe ich mit allen ein treffen, in einem verlassenen Lagerhaus hier in der Nähe ausgemacht. Dort werde ich ihnen alles erklären und meinen Plan vorschlagen.

Ich setze den Blinker und biege auf einen verlassenen Parkplatz vor dem Lagerhaus ein. Zu meiner Überraschung stehen schon drei weitere Autos auf dem riesigen Gelände. Durch die große Parkfläche muss ich mich nicht sehr anstrengen den Wagen unversert in eine der Parklücken zu buchsieren und den Motor auszulassen. Mit Lucy an meiner Seite überquere ich den riesigen Parkplatz, bishin zu der zerfallenen Halle. Sie musste wohl einmal einer Fabrik als Lagerplatz gedient haben, doch es sieht so als ob sie schon seit mehreren Jahren leer steht und der Natur überlassen wurde. Vor der Tür treffen wir schon die ersten Leute an, dessen Autos es wohl sein müssen die dort auf dem Parkplatz stehen. Ein etwas älterer Mann steht zusammen mit einer schwarzhaarigen Frau vor dem Eingang. Daneben stehen zwei Männer, wahrscheinlich mitte 40, die sich angeregt über irgendetwas unterhalten. Etwas abseits steht noch eine Frau, etwa in Lindas alter, die besorgt umherschaut und von einem Bein auf das andere tritt. Als sie uns erblickt bildet sich ein zaghaftes Lächeln auf ihrem gesicht. Mir ist sofort klar, dass ich diese Frau mögen werde. ,,Ähm, kommen sie erstmal mit rein und warten bis auch die anderen eintreffen," meine ich schüchtern und laufe gradewegs durch die offen stehende Tür. Bis auf ein paar verstaubte Maschinen ist die Halle komplett leer. Nachdem wir aus ein paar alten Klappstühlen und einem Campingtisch, die wir in einem nebenraum fanden, eine provisorische Sitzecke zusammen gebastelt hatten, ging auch schon das Gerede los. Während ich und Lucy nur stumm da sitzen, führen alle anderen laute Unterhaltungen und erfüllen das große Gebäude mit ihrem Lachen. Ich komme mir vor wie auf einem Familientreffen, nur das ich diese Leute noch nie in meinem Leben gesehen habe. Nach einer weiteren halben Stunde trudeln noch 6 weitere Personen ein und gesellen sich zu uns. Als ich mir sicher bin, dass nun Niemand mehr kommen wird, versuche ich irgendwie die aufmerksam auf mich zu lenken. ,,Ähm... hallo? Könntet ihr mal ruhig sein?" beginne ich ein wenig unsicher zu reden, doch kein Mensch hört mir zu. ,,Heeeeeyy!!" schreit Lucy plötzlich und lässt damit alle zusammen zucken. Ich wusste garnicht, dass Lucy so energisch sein kann. Ich flüstere ihr schnell ein kleines "danke" zu, ehe ich mich an die anderen wende: ,,Also, dass Linda und Victor in Gefahr sind wisst ihr ja schon. Das Problem ist nur, dass Magnus sie gefangen hält und mich damit erpressen will, wenn ich das Tor zur Unterwelt nicht öffne." ,,Du bist also die Hüterin des Schlüssels?" ruft plötzlich ein etwas rundlicher Mann von hinten. ,,Ja, das ist sie und wenn du ihr nicht helfen willst, wird die Menschheit bald nicht mehr so existieren, wie du sie kennst," antwortet Lucy für mich und lächelt zuckersüß in die Runde. Wow, dass ein 11 jähriges Mädchen eine ganze Horde Leute so im Griff hat, hätte ich nicht gedacht. Ich schlage mir diesen Gedanken aus dem Kopf und rede leicht unsicher weiter: ,,Äh ja und ich bitte euch, mir zu helfen. Für die Menschen und Linda und Victor." Keiner sagt ein Wort. Mein Herz zieht sich enttäuscht zusammen. Ohne Unterstützung werden wir keine Chance haben. Und bis heute Abend bekommen wir auch sonst Niemanden mehr zusammen. Niedergeschlagen blase ich die Luft aus meinen Lungen und blicke noch einmal hoffnungsvoll in die Runde. ,,Ich bin dabei," gibt plötzlich die zurückhaltende Frau von sich, die mir schon von Anfang an aufgefallen ist. Einer der älteren Männer stimmt nun auch mit einem "ich auch" ein. Nach und nach erklärt sich jeder einverstanden bei dem Plan mitzumachen, bis alle einstimmig dabei sind. ,,Gut," unterbreche ich lächelnd das aufkommende Gemurmel, ,,dann kommen wir jetzt zum Plan. Ich dachte mir, wir könnten es so machen, dass ich alleine vorgehe, sodass Magnus keinen Verdacht schöpft und ihr dann aus dem Hinterhalt in einem unaufmerksamen Moment angreift." Nachdem wir uns auch darüber ausgesprochen und geeinigt haben, vereinbaren wir den Treffpunkt heute Abend um halb acht vor dem Eingang. Die braunhaarige Frau, die mich von Anfang an unterstützt hat (deren Namen übrigens Sandra ist), erklärte sich bereit mich mitzunehmen. Denn bei so einer langen Strecke ist es mir dann doch noch nicht so ganz geheuer, die ganze Zeit hinter dem Steuer zu sitzen. Immerhin sind es von hier aus bis in die Sächsiche-Schweiz fast nochmal fünf Stunden.

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