Es ist so warm und kuschelig. Aber das bilde ich mir wahrscheinlich nur ein, da ich vermutlich schon halb erfroren im Wald liege. Trotzdem fühlt es sich so verdammt echt an. Ich versuche meine Finger zu bewegen und auch das funktioniert problemlos. Seltsam, denke ich mir. Schließlich überwinde ich mich doch dazu meine Augen zu öffnen. Ich erwarte, dass sich der grauenvolle Anblick von meinen tauben und abgefrorenen Gliedmaßen mir offenbart, doch stattdessen starre ich einfach nur auf eine dunkelblaue Fläche. Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite, immer noch nichts als blau. Jetzt hebe ich vorsichtig den Kopf an, doch wegen dem starken Pochen darin, lege ich mich schnell wieder hin. Jedoch nicht ohne einen kurzen Blick auf die Öffnung eines Zeltes zu erhaschen. Die unseres Zeltes. Für einen Moment wäge ich die Möglichkeiten ab, dass das Gestern alles nur ein Traum war, aber ich komme schnell zu dem Entschluss, dass es kein Traum gewesen sein kann. Dafür ist die Erinnerung zu klar und deutlich in meinem Kopf geblieben. Also gehe ich davon aus, dass das Gestern keine Halluzination war, als jemand mich aus dem Wald getragen hat. Dieser Jemand kann wohl niemand anderes gewesen sein als Lukas. Ich kann ihm anscheind doch nicht so unwichtig sein wie er es Gestern dargestellt hatte. Diese Erkenntnis lässt mein Herz einen kleinen Satz machen. Mein Kopf fühlt sich an als würde mir im Sekundentakt, von innen Jemand mit dem Hammer dagegen schlagen und den Fuß, den ich mir gestern umgeknickt habe, kann ich auch nicht mehr spüren. Zudem schwitze ich auch noch, obwohl mir kalt ist. Na toll ich habe mir wohl eine Erkältung eingefangen.
Der Stein, erinnere ich mich plötzlich. Wo ist der Stein? Gerade als ich mich aufrichten will, höre ich von draußen ein rascheln. Schnell lege ich mich wieder hin und tue so als ob ich schlafen würde. Jemand schlüpft durch den Zelteingang und setzt sich neben mich. Auf einmal spüre ich etwas kaltes, nasses auf meiner Stirn. Zuerst fühlt es sich eklig und unangenehm an, doch dann tut es richtig gut. Langsam entspannen sich meine Muskeln wieder und meine Poren saugen die Feuchtigkeit des Tuchs auf. ,,Holly, was machst du bloß für Sachen. Ich habe doch nie gewollt, dass dir etwas passiert," murmelt Lukas plötzlich mit trauriger und besorgter Stimme neben mir. Auf einmal spüre ich kalte Finger die sanft über meine Wange streichen, so als ob ich aus Porzelan wäre. Dann verschwinden sie wieder und mit einem rascheln verschwindet Lukas aus dem Zelt. Kaum hat er das Zelt verlassen, öffne ich wieder meine Augen und fasse mir an die Wange. Ich bin kurz vor einem Herzinfakt. Mein Gott Holly, er hat nur deine Wange berührt. Das stimmt aber nur diese kleinste Berührung hat ein Feuerwerk in mir ausgelöst. Gott, sonst bin ich doch auch nicht so emotional, was macht dieser Junge bloß mit mir? Verwirrt über meine eigenen Gefühle, versuche ich mich wieder ein wenig zu beruhigen, was mir aber nicht so richtig gelingen will.
Die nächsten 3 Tage verbringe ich nur mit schlafen und essen. Mir geht es schon um einiges besser, auch meinen verletzten Knöchel kann ich wieder schmerzfrei bewegen. Die einzigen Worte, die ich mit Lukas, seit meiner Rückkehr, getauscht habe sind "bitte" und "danke".
,,Hör mal" ergreift Lukas das wort als wir grade mit einer Tasse Tee vor dem Feuer sitzen. ,,Das was ich letztens zu dir gesagt habe war nicht so gemeint," beginnt er zu reden und starrt dabei auf seine Tasse, ,,es ist mir einfach so im Eifer des Gefechts heraus gerutscht, verstehst du?" Innerlich explodiere ich vor Freude, darüber, dass er es nicht so gemeint hat, doch von Außen wirkt mein Gesicht emotionslos und gleichgültig als ich kurz antworte: ,,Schon vergessen." ,,Du bist also immer noch sauer," entgegnet er mit trauriger Stimme. Ich zucke bloß mit den Schultern und starre weiter ins Feuer. ,,Wie kann ich es wieder gut machen?" fragt er mich hoffnungsvoll. Ich wende zum ersten mal meinen Blick vom Feuer ab und schaue ihm in die Augen. ,,Keine Ahnung. Vielleicht in dem du etwas netter bist und dich wieder normal verhälst," gebe ich trocken von mir. Er schwenkt den Inhalt seiner Tasse hin und her und erwiedert: ,,Ich geb' mir mühe." Ohne weiter auf seine Antwort einzugehen frage ich ihn: ,,Wo ist der Stein?" ,,Sicher verstaut in einem Rucksack. Ich weiß wo der See der Hoffnung ist. Wir können gleich morgen hinfahren," verspricht er mir. ,,Gut, aber wer soll der Auserwählte der Nacht sein?" gebe ich nachdenklich von mir. Er überlegt kurz und erwiedert dann: ,, Keine Ahnung, das werden wir schon noch früh genug erfahren." ,,Hoffentlich," antworte ich nur.
DU LIEST GERADE
Dark Secrets
FantasiEin Geheimnis, eine Aufgabe, eine Liebe... Ein Mädchen, dessen Aufgabe, von dem ersten Atemzug an vorbestimmt war. Die Freiheit wurde ihr genommen. Ihre Familie, die Freude und das Glück. Die einzige Hoffnung. Eine Familie, die sie adoptiert und ih...