Kapitel 11

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Wir haben es geschafft. Wir sind draußen. Ich hätte nicht gedacht das, dass so einfach wäre. Auf dem Flur kamen uns nur zwei Männer entgegen, die wir aber locker aus dem Weg räumten. Seltsam das uns sonst Niemand gefolgt ist. Naja egal, Hauptsache wir sind erstmal draußen. Lukas zieht mich in ein Gebüsch und wir hocken uns hin. ,,Warte hier ich geh die Kiste holen," meint er plötzlich. ,,Was? Nein, du kannst da doch jetzt nicht wieder reingehen. Wir brauchen sie doch sowieso nicht und ohne mich können sie, sie auch nicht öffnen," versuche ich ihn zu überzeugen. Lukas schaut mir schuldbewusst in die Augen und murmelt: ,,Naja, ich habe dir nicht ganz die Wahrheit gesagt. Ich brauche den Schlüssel für etwas Anderes. Aber das jetzt alles zu erklären dauert zu lange. Warte einfach hier bis ich wieder komme." Er will schon aus dem Gebüsch treten als ich ihn am Arm festhalte und ihn in eine Umarmung schließe. ,,Pass auf dich auf," nuschel ich gegen seine Brust. ,,Keine Sorge. Pass du besser auf dich auf," erwiedert er grinsend und löst sich aus meinen Armen. Er dreht sich um und steuert richtung Haus. Ich sehe noch wie seine Schattengestalt an der Wand um die Ecke huscht und schon ist er verschwunden.

Zusammengekauert sitze ich hinter dem Busch und schiele durch die Blätter. Nichts rührt sich. Alles ist still. Wann kommt der denn endlich? Ich sitze hier jetzt bestimmt schon seit 10 Minuten. So kommt es mir zumindest vor. Und sehr gemütlich ist es hier auch nicht. Meine Beine beginnen zu schmerzen und meine Füße sind eingeschlafen. Das kann doch garnicht so lange dauern. Was ist wenn sie ihn geschnappt haben? Unruhig kaue ich auf meiner Unterlippe und lasse dabei die Tür keine einzige Sekunde aus den Augen. Soll ich nach ihm sehen oder nicht? Vielleicht kommt er ja gleich. Ich warte lieber noch ein bisschen. Ich wechsel meine Position, damit sich meine Füße wieder erholen können und starre weiter auf die Tür. Plötzlich wird der Türgriff runter gedrückt und eine Gestalt erscheint im Türramen. Es ist der Braunhaarige mann, der Lukas vorhin mit dem Golfschläger misshandelt hat. Seine hellgrünen Augen suchen die Umgebung ab. Sucht er nach mir? Nein, das kann nicht sein, die müssen doch denken, dass wir schon über alle Berge sind. Außer sie haben Lukas gefunden. Ich drücke mich stärker ins Geäst, um sicher zu gehen, dass er mich nicht sieht. Ich ignoriere das Pieksen der Äste in meinem Gesicht und beobachte, wie der Mann sich meinem Versteck nähert. Nur einen Meter vor dem Busch, hält er inne und starrt genau in meine Richtung. Als ich gerade denke er hat mich gesehen, macht er auf dem Absatz kehrt und läuft zurück zum Haus. Erleichtert atme ich aus und lehne mich weiter ins Gebüsch. Das war wohl ein Fehler, denn durch das Knacken der Äste horscht er wieder auf. Nun kommt er mit schnellen Schritten auf mich zu. Shit, shit shit, was mache ich jetzt? Panisch suche ich meine Umgebung, nach etwas Brauchbaren zur Verteidigung, ab. Ich schnappe mir einen Stock, der mir ziemlich stabil erscheint und halte mich angriffsbereit. Als er nur noch wenige Zentimeter von mir enfernt ist springe ich auf und brate ihm mit dem Stock eins über. Der Mann sackt in sich zusammen, bevor er überhaupt versteht was los ist. Mit aller Kraft schleife ich ihn hinter das Gebüsch und mache mich, immer noch mit dem Stock bewaffnet, auf den Weg zum Eingang. Ich kann hier nicht länger sitzen und im Ungewissen bleiben. Ihm muss etwas passiert sein, sonst wäre er schon längst wieder da. Ich muss ihn daraus holen.

Auf Zehenspitzen schleiche ich durch die Flure. Wenn ich bloß wüsste wo dieser Raum war. Hier sieht alles gleich aus. Was ist das überhaupt für ein seltsames Gebäude? Es sieht mir eher nach einer Jugendherrberge, statt nach einem Wohnhaus aus. Vielleicht ist es das Hauptquartier von Magnus. Wo sind wir überhaupt? Sind wir denn noch auf Rügen? Wir sind auf jedenfall über eine Stunde bis hier her gefahren, also wäre es schon möglich, dass wir uns irgendwo in Norddeutschland befinden. Ist ja im Moment auch eigentlich egal, ich muss erstmal Lukas finden. Endlich sehe ich die große schwarze Tür vor mir und halte auf sie zu. Als ich davor stehe kann ich von innen Stimmen vernehmen. Ich drücke mein Ohr an das Holz, um sie besser verstehen zu können. Ich höre Magnus der anscheind irgendwas zu Lukas sagt, denn es hört sich nicht sehr freundlich an. Ok, Magnus ist nie freundlich, aber ich vermute jetzt einfach mal, dass es an Lukas gerichtet ist. Meine Überlegung bestätigt sich, als eine finstere Stimme zischt: ,,Du wirst sie nicht finden. Sie ist schon weg." Anscheind reden sie über mich. ,,Sie scheint dir wohl viel zu bedeuten was?" erwieder Magnus amüsiert. Ich? Das soll doch ein Witz sein. Jedoch kann ich von Lukas keine Antwort mehr hören.

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