Kapitel 19

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,,Ach bitte," fleht Lucy und blickt mich mit großen Augen an. ,,Nein, das ist zu gefährlich," erwiedere ich hartnäckig, was mir bei diesem Blick nicht leicht fällt. ,,Oh man, als ob ich nicht schon genug gefährliche Situationen miterlebt hätte," meckert sie beleidigt vor sich hin. Verständnisvoll sehe ich sie an und lege ihr meine Hand auf die Schulter, ehe ich meine: ,,Aber damals gab es keine andere Möglichkeit. Ich kann einfach nicht zulassen, dass dir meinetwegen etwas passiert. Bitte bleib einfach im Wagen und warte auf mich." ,,Nagut," gibt sie beleidigt von sich und lässt sich zurück in ihren Schlafsack fallen. Zufrieden knipse ich das Licht aus und lege mich hin. Morgen früh werden wir uns auf den Weg zu Magnus' Quartier machen. Ich weiß zwar nicht mehr genau wo es ist, aber es befindet sich in der Nähe von Schwerin und wie das Haus aussieht weiß ich schließlich auch noch. Das Problem ist nur, dass wir kein Auto und auch keinen Fahrer haben. Geld für ein Taxi, haben wir auch nicht genug. Aber ich habe mir während der Fahrt schon viel bei Lukas abgeguckt und auch schon ein Buch darüber gelesen (falls ich mal dringend aus dem Waisenhaus flüchten müsste). Bleibt nur noch das Problem mit dem Auto. Also ich denke die Regierung könnte mit einem entwendeten Auto leben, wenn wir dafür die Menschheit retten. Ich denke das versteht sich von selbst. Außerdem klauen wir es ja nicht sondern, leihen es nur für einen Sondereinsatz aus.

Schon Früh am nächsten Morgen beginnen wir das Zelt abzubauen und die Sachen zusammen zupacken. Nachdem ich auch den Schlüssel zurück aus dem Wald geholt habe, machen wir uns auf den Weg aus dem Wald hinaus. Mit einigen Umwegen schaffen wir es schließlich doch aus dem Wald zu gelangen und in einen nahe gelegenen Ort zu laufen. Auf einem überfüllten Parkplatz vor einem Rewe machen wir halt und überlegen uns einen Plan. ,,Geh du und schau, ob du einen Wagen findest, der nicht verriegelt ist. Wenn du es machst, wird niemand so schnell denken, dass wir ein Auto klauen wollen," erkläre ich Lucy und ziehe sie in Richtung der Autos. Möglichst unauffällig schiebt sie sich durch die Reihen und zieht an jedem der Türgriffe. Als es nach 20 Autos immer noch keinen Erfolg gibt, will ich sie schon zurück rufen, doch dann überprüft sie die Tür eines ziemlich schrottigem dunkelblauem Passat, der vermutlich irgend einem alten Opa gehört. Tatsächlich lässt die Tür sich öffnen. Hastig schiebe ich mich zwischen den Autos hindurch und lasse mich so unauffällig wie möglich auf den Fahrersitz des Wagens sacken. Lucy steigt sofort auf der Beifahrerseite ein und blickt mich erwartungsvoll an. Leider scheine ich eine Sache in meinem genialen Plan nicht ganz durchdacht zu haben, denn wie sollen wir jetzt das Auto zum Laufen bekommen? ,,Na toll, wie sollen wir denn jetzt losfahren, ohne Schlüssel?" frage ich Lucy und schlage deprimiert auf das Lenkrad. Lucy überlegt einige Sekunden ehe sie mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen erwiedert: ,,Warte, ich habe eine Idee." Sie fährt mit ihren Fingern über das Schlüsselloch und schließt kurz die Augen. Dann zieht sie die Hand wieder zurück und starrt konzentriert auf die Handinnenfläche. Plötzlich erscheint, von der einen auf die andere Sekunde, ein silberner Schlüssel in ihrer Hand. Erstaunt gebe ich ein leises 'oh' von mir und lächle sie erleichtert an. Sie reicht mir den Schlüssel und ich stecke ihn auch sogleich ins Zündschloss. Mit klopfendem Herzen starte ich den Motor und lege den Rückwertsgang ein. Ganz langsam lasse ich die Kupplung kommen und drücke auf das Gaspedal, so wie ich es auch gelesen hatte. Mit einem starken Ruck schnellt der Passat nach hinten, nur um gleich danach schon wieder auszugehen. ,,Ich dachte du wüsstest wie man Auto fährt," weist mich Lucy belustigt draufhin. Ich schenke ihr bloß einen bösen Blick und starte den Wagen erneut. Diesmal gelingt es mir zockelnd aus der Parklücke zufahren  und ohne eines der anderen Autos zu beschädigen von dem Parkplatz zu kurven. Mit weniger als 30km/h, was mir schon wahnsinnig schnell vorkommt, tuckere ich über die Landstraße. Glücklichweile sieht uns hier keine Menschenseele, sodass ich mich langsam an das Gefährt gewöhnen kann. ,,Also wenn du weiter in dem Schneckentempo fährst, sind wir morgen noch nicht da," gibt Lucy amüsiert von sich. Müsste ich mich nicht so sehr konzentrieren, um überhaupt irgendwie mit dem Ding hier voranzukommen, hätte ich ihr jetzt wieder einen bösen Blick zugeworfen, aber da es mir die Umstände zurzeit leider nicht ermöglichen zicke ich sie stattdessen an: ,,Willst du fahren?" Sie hebt bloß abwehrend die Hände und erwiedert: ,,Nein, nein. Schon ok." Damit ist es auch erstmal den Rest der Fahrt ruhig.

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