Kapitel 13

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Der Wind peitscht mir ins Gesicht und wirbelt durch meine Haare. Durch die Dämmerung reicht meine Sicht grade so aus, um die Umrisse von Lukas vor mir ausmachen zu können. Unser Weg führt über eine große Brücke, die Bastei. Wir befinden uns mitten im Elbsandsteingebirge in der Sächsichen-Schweiz. Warum? Hier muss sich irgendwo das Tor zur Unterwelt befinden. Ja, in der wohl größten Touristenattraktion in Sachsen befindet sich der Übergang zur Unterwelt. Einen unauffälligeren Ort könnte es nicht geben. Aber dieser Ort hat wahrscheinlich schon vor der Menschheit existiert. Außerdem kann ja auch nicht jeder Depp einfach so dorthin marschieren, so einfach ist das nun auch wieder nicht. Lukas hat noch irgendwas von einem Schloss und Durchgang oder sowas erzählt. Naja, ich werde es ja bald sehen.

Nachdem wir die Brücke passiert haben, geht es über einen engen Pass runter ins Tal. Der Wind lässt nun nach und ein klarer Sternenhimmel strahlt auf uns herab. Wir haben seit unserer Ankunft noch kein Wort gewechselt, aber das war bis jetzt auch noch nicht nötig. Lukas marschiert weiter voraus, während ich über das Laub hinter her stolpere. Plötzlich hält er aprubt vor einem Felsen an, sodass ich gegen seinen Rücken pralle. Ich bereite mich schon auf den Aufprall vor, als sich auf einmal zwei starke Arme um meine Hüfte schlingen und mich wieder auf die Beine ziehen. Verlegen murmel ich ein "danke" in den Saum meiner Jacke und starre vor mich auf den Boden. Lukas muss kurz schmunzeln, ehe er wieder ernst wird und sich dem Felsen vor uns zu wendet. Was soll denn das jetzt werden? Das ist doch nur ein einfacher Felsen. Dachte ich zumindes, bis Lukas irgendwelche seltsamen Wörter von sich gibt und auf dem Stein leuchtende Symbole erscheinen. Oh man, was ist bloß aus meinem traurigen, langweiligen Leben geworden, dass sogar das hier keine Überraschung mehr für mich ist? Natürlich, leuchtende Symbole auf einem Felsen, das normalste auf der Welt. Ich glaube langsam verliere ich wirklich den Verstand. Sind solche Gedanken normal? Bin ich normal?

Für solche Gedanken bleibt mir jetzt leider keine Zeit mehr, da Lukas schon einen Ring aus seiner Tasche geholt hat und ihn mit der Vorderseite gegen die Wand drückt. Dadurch scheint eine art Mechanismuss ausgelöst zu werden, durch den sich die steinerne Wand zur Seite schiebt und uns einen Durchgang freigibt. Lukas, der anscheind mal wieder an alles gedacht hat, kramt eine Taschenlampe aus seinem Ruckstack und leuchtet uns den Weg. Wir folgen dem schmalen Gang, bishin zu einer Treppe. Sie führt uns weiter hinunter in die Tiefe und mir scheint es so als würde sie nie enden, bis es dann mindestens 100 Treppenstufen später, doch der fall ist. Vor einem riesigen See halten wir an. Es führt kein Weg dran vorbei, er scheint hier zu enden. ,,Und jetzt?" frage ich und blicke in die dunklen Tiefen des Sees. ,,Warten," erwiedert Lukas und lässt sich an der Wand runterrutschen. Verwirrt blicke ich zu ihm runter und frage: ,,Worauf?" ,,Wirst du gleich sehen," meint er nur und lehnt den Kopf zurück gegen die Wand. Seufzend lasse ich mich neben ihn sinken und starre weiter auf das Wasser. Auf was denn jetzt warten? Kann er sich nicht mal etwas genauer ausdrücken? Doch meine Frage lässt sich ziemlich schnell beantworten, denn nur wenige Minuten später bilden sich leichte Wellen auf dem Wasser und kurz darauf tauchen aus der Dunkelheit die Umrisse eines Botes auf. Nicht größer als ein Ruderbot und mit einfachen Holzbrettern verkleidet. Eine schwarze Gestalt befindet sich am Heck des Botes. Das Gesicht wird von einer schwarzen Kapuze verdeckt, sodass nur, die zu einem schmalen Strich, aufeinander gepressten Lippen, zu sehen sind. In den schneeweißen Händen hält er das Ende eines Paddels, mit dem er auf das Ufer zusteuert. Seine Gestalt erinnert an den Tot selbst und wir sind noch nicht mal in der Unterwelt angelangt. Was wird uns erst da unten noch alles erwarten? Langsam wird mir schon ein wenig bange bei der Sache. Als das Bot anlegt, deutet der Mann uns mit einer Kopfbewegung an einzusteigen. Zögernd folge ich Lukas auf das wacklige Gefährt.

Geräuschlos gleiten wir dahin. Mein Blick wird von dem seltsam schimmernden Wasser angezogen. Es zieht mich in seinen Bann. Als ich gerade meine Hand ausstrecken will, um es zu berühren, hält Lukas mich auf. Verwirrt schaue ich ihn an. ,,Tu das nicht. Das Wasser bringt dich in Versuchung. Sieh es nicht an," ermahnt er mich. Ich will zu einer Antwort ansetzen, doch sein ernster, durchdringlicher Blick, lässt mich verstummen. In Versuchung bringen? Zu was soll es mich in Versuchung bringen, es anzufassen? Und was passiert dann, sterbe ich oder was? Das ist doch Blödsinn. Trotzdem lässt mich, die Strenge in seiner Stimme ein wenig unsicher werden. Also halte ich von nun an meinen Blick stur auf meine Hände gerichtet, bis wir am anderen Ufer angelangt sind. Dort befindet sich ein Steg, über den wir problemlos aus dem Bot steigen können. Der Tunnel wird breiter und an den Wänden hängen Fackeln, die den Gang in ein dämmriges Licht tauchen. Die Luft ist eisig kalt, doch trotzdem erdrückend und stickig. Ich muss mich beeilen, um mit Lukas Schritt zu halten, der mir schon mehrere Meter voraus ist. Auch wenn ich recht schlank bin, war ich noch nie eine Sportskanone. Das einzige, was mir liegt, ist das Schwimmen. Im Wasser fühle ich mich frei, einfach schwerelos, alle Sorgen sind vergessen und ich könnte mich stundenlang auf den Wellen treiben lassen. Als ich klein war, verbrachten wir mehrere Urlaube in Spanien. Es ist schon zu lange her, um mich an die Einzelheiten zu erinnern, doch die wunderschönen Tiefen des Ozeans haben mich schon damals, mit meinen 9 Jahren, fasziniert. Damals war ich glücklich. Mein Leben war normal. Und vor allem, ich war normal.

Nach gefühlten Stunden Fußmarsch, erreichen wir eine weitere, scheinbar undurchdringliche, Felswand. Lukas vollzieht die gleiche Prozedur wie am Eingang und schon stehen wir auf der anderen Seite der Wand. Der riesige Raum dahinter, erinnert ein wenig an den im Quatier von Magnus, nur das anstatt einer Statue, die Mitte von einem großen Torbogen ausgefüllt wird. Dieser hat wiederrum Ähnlichkeit mit dem Portal, dass uns zu dem See gebracht hat, nur dass er eine furchteinflösendere Ausstrahlung besitzt und kein seltsamer Nebel im Rahmen schwebt. Außerdem ist er um einiges größer und mit verschnörkelten Symbolen versehen. Wir erklimmen den kleinen Podest und erreichen das Tor. Mit den Fingerspitzen fahre ich über die Konturen des glatten Marmors. Plötzlich durchfährt mich ein Glücksgefühl. Meine Finger gleiten wie von alleine in meine Hosentasche und umfassen den Schlüssel. Schon als ich ihn nur in meiner Hand halte beginnt er zu glühen. ,,Was muss ich nun machen?" frage ich Lukas aufgeregt. Ich kann mir nicht erklären warum, aber ich fühle mich wie ein kleines Kind, dass gleich sein Weihnachtsgeschenk bekommt. ,,Du musst den Schlüssel in diese Vertiefung drücken," erklärt er und zeigt auf eine Delle an der Außenseite des Rahmens, ,,wenn die Muster auf dem Bogen aufleuchten, hälst du ihn an deine Brust und sagst 'Nocht le saol na dorchadais', das bedeutet 'offenbare die Welt der Dunkelheit' in der Sprache der Schatten." Ich antworte mit einem entschlossenem Nicken und atme nochmal tief durch. Ok, gleich werden wir die Unterwelt betreten und Lukas' kleine Schwester befreien. Ich schaff das. Für Lukas. Grade als ich den Schlüssel in das Gestein stecken will rät Lukas mir noch: ,,Du musst es wirklich wollen, um es öffnen zu können. Konzentriere dich nur auf dein Ziel und denke an nichts Anderes." Seine Worte verunsichern mich ein wenig. Was ist wenn ich es nicht schaffe? Ist mein Wille stark genug? Ich versuche mir diese Gedanken aus meinem Kopf zuschlagen, doch sie wollen nicht verschwinden. Ich ziehe das jetzt durch, ich kann doch nicht in der letzten Minute kneifen, befehle ich mir selbst. Das kann doch außerdem nicht so schwer sein. Mit neuem Mut, hebe ich die Hand an und schiebe den Schlüssel in den Schlitz. Nach wenigen Sekunden beginnen die Symbole zu leuchten und ich ziehe ihn wieder raus. Den Schlüssel auf mein Herz gepresst und mit geschlossenen Augen murmel ich leise die formel: ,,Nocht le saol na dorchadais." Ich wage es nicht meine Augen zu öffnen. Mein Herz rast und meine Atmung ist unregelmäßig. Als ich nach mehreren Sekunden immer noch keine Reaktion aus meiner Umgebung warnehme, öffne ich langsam die Augen. Ich muss ein paar mal blinzeln, um mich an das dämmrige Licht zu gewöhnen und das Tor vor mir wieder erkennen zu können. Bis auf ein leichtes Funkeln und Glitzern, kann ich keine Veränderung erkennen. Verwirrt blicke ich zu Lukas, dessen Gesicht mir zunächst keine Auskunft darüber gibt, was gerade Geschehen ist. Doch dann beginnen seine Augen plötzlich zu leuchten, als er sich zu mir umdreht und ungläubig flüstert: ,,Du hast es Geschafft. Wir werden sie zurück holen. Meine kleine Schwester, sie wird zurück kommen." Bevor ich realisieren kann was gerade passiert, nimmt er meine Hand und zieht mich durch das Tor. Von der einen auf die andere Sekunde stehen wir in einem dichten Wald. Der Himmel ist dunkelrot, es gibt weder Sterne noch Sonne oder Mond. Die Erde ist schwarz und erinnert, von der Konsestenz an Kohle. Die Bäume wirken groß und bedrohlich. Ihre Gestalten beugen sich über uns hinweg, sodass ich mich klein und wehrlos fühle. Mir kommt es so vor als würden sie uns beobachten, wollen das wir von hier verschwinden. Ach, das sind doch bloß Hirngespinste, Bäume haben keinen Willen, rede ich mir ein. Trotzdem fühle ich mich unwohl zwischen diesen ganzen Bäumen. ,,Komm, schnell! Wir haben nicht ewig zeit. Wir müssen zurück sein bevor sich das Portal wieder schließt," ruft mich Lukas, der schon losgegangen ist, während ich vor mich hingestarrt habe. ,,Aber was ist, wenn nun in der Zeit andere Wesen durch das Tor gelangen?" werfe ich besorgt ein. ,,Keine Sorge, ich habe es so abgesichert, dass Niemand durchkommt bis wir zurück sind," versichert er mir. ,,Und wie lange bleibt es jetzt noch offen?" frage ich und trabe ihm hinterher. ,,So zwei Stunden schätze ich," erwiedert er tonlos und zuckt mit den Schultern. ,,Schätzt du? Und was ist wenn es sich früher schließt oder wir es nicht rechtzeitig schaffen?" schreie ich schon fast panisch, da ich mir die Antwort schon denken kann. Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und murmelt: ,,Naja... dann werden wir wohl für immer hier unten festsitzen."

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Hey!!

Ja ich weiß das kapitel ist nicht grade gut geworden. Also ich finds kacke, aber ich hab im moment ne blockade und komm einfach nich weiter. Aber ich wollte das kapitel jetzt endlich mal fertig schreiben. Das nächste wird besser, versprochen. Ich hoffe ihr lest es trotzdem und lasst noch ein paar votes da.

Ich sag jetzt auch mal, ab 20 votes gehts weiter. Aber das ist jetzt auch nicht sehr viel. Also bitte voted! :**

Tschüssili! ;) ♡

Dark SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt