Kapitel 9: Gespräche im Sternenlicht

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Hayates Sicht:

Vielleicht war es keine so gute Idee ihr einfach in den dunklen Wald zu folgen, aber ich musste diese Situation nutzen um herauszufinden, wer dieses Mädchen tatsächlich war. Lucy rannte schneller als ich gedacht hatte, aber ich konnte ihr immer noch mühelos Schritt halten. Warum rannte sie? Verabscheute sie mich so sehr. Kopfschüttelnd lief ich weiter hinter ihr her. Ich weis nicht, warum ich in letzter Zeit so schnell sentimental wurde, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass bestimmt Matt der Grund für meine sentimentalität war. Ich verbrachte anscheinend zu viel Zeit mit diesem Idioten. Nach dem Training schwärmte er mir bestimmt noch 20 Minuten die Ohren von dieser Katy voll. Lucy wurde langsamer und bog nach rechts ab. während sie auf das kleine Tal zuging, welches wir nun erreicht hatten, versteckte ich mich im Schatten der Bäume und beobachtete, was sie nun machen würde. Sie setzte sich an den kleinen Fluß der durch das Tal mündete und schaute kurz in den Himmel, nur um dann wieder das Wasser anzuschauen. Sie sah das erstmal zerbrechlich aus. Lucy wirkte auf alle immer tapfer und willensstark, aber anscheinend gab es auch in ihr einen kleinen zerbrechlichen Teil, den sie niemanden zeigte. Schlaue Einstellung, da in dieser Welt jede kleinste Schwäche dafür verwendet wird um dich zu töten. Ohne, dass ich darüber nachdachte ging ich auf sie lautlos zu und setzte mich ebenfalls ans Ufer. Ich schaute in ihre Augen und sie erwiederte meinen Blick, mit einem überraschtem Gesichtsausdruck. "Hey" begrüßte ich sie. Also so viel Höfflichkeit musste noch sein. Sie schaute mir einfach weiter in die Augen und antwortete mir nicht. "Was machst du hier?" fragte ich weiter, aber darufhin wand sie lediglich den Blick ab und schaute wieder ins Wasser. "Ist alles in Ordnung?" fragte ich sie weiter. Mir fiehl erst jetzt auf, das unter ihren Augen tiefe Schatten lagen und dass sie ziemlich blass um die Nase war. Sonst sah sie eigentlich ganz normal aus. Sie trug anscheinend ihren Schlafanzug. Über diesen hatte sie sich einfach ein übergroßes T-Shirt angezogen. Sie war bestimmt am frieren, schoß es mir durch den Kopf. Also zog ich mir meine Jacke aus und legte diese um ihre Schultern. Erschrocken zuckte ihr Blick hoch, doch ich lächelte sie einfach an. Misstrauisch schaute sie mir weiterhin in die Augen und versuchte sich die Jacke abzustreifen. Ich hinderte sie daran, indem ich ihr Handgelenk packte und es festhielt. "Hayate. Was zum..." sprach sie ihre ersten Worten. Ihre Stimme war sehr melodisch und ich genoss es ihr beim sprechen zu zuhören. Warum? Unterbrach ich mich selbst beim denken. Warum dachte ich so einen Müll? Und dass immer nur in ihrer Gegenwart? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, redete sie auch schon weiter. "Ich friere nicht, also zieh dir gefälligst wieder deine Jacke an!" fauchte sie mich an. Misstrauisch betrachtete ich sie. Zu meinem Erstaunen hatte sie tatsächlich keine Gänsehaut und ihr Handgelenk war auch ziemlich warm, im Vergleich zu meinem. Augen verdrehend wand sie abermals den Blick ab, behielt aber zu meiner Zufriedenheit die Jacke an. Ich ließ ihr Handgelenk los und schaute so wie sie auf den Fluss. Was nützte es mir, wenn sie nicht reden wollte. Kopfschüttelnd hob ich wieder den Blick und schaute in den Himmel.
Ich wusste nicht ob ich Matthew böse sein sollte, dass er mich hier hin gezwungen hatte. Ohne ihn würde ich noch meine Zeit im Traumland verbringen. Dafür traf ich aber Lucy und ich musste zugeben, auch wenn es mir missfällt, ich genoss es mit ihr Zeit zu verbringen. Ich verbrachte noch einige Zeit in meinen und sie in ihren Gedanken. Wir saßen stumm nebeneinander und schauten abwechselnd in den Himmel oder ins Wasser, als es mich traf.
Eine Art Welle kam aus dem Fluss und schmiss sich auf mich und Lucy. Erschrocken sprang ich auf, während Lucy einfach das Gesicht verzog, als das Wasser in ihr Gesicht traf.
Hektisch sah ich mich um. Scheiße. Hier war irgendjemand mit dem Wasserelement, der uns entweder ziemlich erschrecken oder umbringen wollte.
Das schlimmste an dieser ganzen Situation war immer noch, dass Lucy noch immer kein Element besaß und ich uns wohl oder übel beide verteidigen musste. "Lucy komm. Stell dich hinter mich. Da wird uns gleich jemand angreifen" zischte ich ihr zu, worauf sie mich nur verwirrt anschaute. "Was?" fragte sie offensichtlich verwirrt. Kopfschüttelnd packte ich ihre Hand, zog sie hoch und schob sie in einer fließenden Bewegung hinter mich. Sobald sie hinter mir stand ging ich leicht in die Knie und machte mich angriffsbereit. Auf einmal flog wieder Wasser aus dem Fluss hoch. Und Lucy seuftzte.
"Lass mich raten. Du glaubst wir werden angegriffen, weil uns ebend eine kleine Welle erwischt hat. Oder?" "Was denn sonst?" fragte ich sie angespannt, während ich meine Augen über die Umgebung schweifen ließ. Noch war niemand da. Hinter mir trat Lucy hervor und schaute mir genervt in die Augen. "Alles gut. Das bin nur ich. Ich habe heute nach dem Training ausversehen mein Element selbst entdeckt und habe es noch nicht so gut unter Kontrolle. Niemand greift uns an." Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch.
Was? War es überhaupt möglich alleine sein Element zu entdecken. Na gut. Ich hatte es immerhin auch alleine geschafft, aber dass ist etwas anderes. Ich hatte damals keine andere Wahl, aber sie.... Wie?! Während all diese Gedanken durch meinen Kopf rasten seufzte sie wieder.
"Schau." sagte sie und hob ihre rechte Hand . Das Wasser folgte ihrem stummen Befehl und flog durch die Luft nach oben. Ich runzelte die Stirn. Ich konnte mir vielleicht nicht erklären, warum sie ihr Element alleine entdecken konnte, aber genau diese Situation bestätigte nur meine Vermutung, dass sie etwas besonderes war. Lucy spielte noch ein wenig mit dem Wasser, indem sie einfach ihre Hand durch die Gegend bewegte. Das Wasser folgte ihrer rechten Hand. Stumm betrachtete ich den Tanz des Wasser. Wärend ich sie so beobachtete, viel mir auf, dass ihre Aura leuchtete. Ihre Augen strahlten nun noch heller und ihr Körper trug einen eine Art goldenen Schimmer.Wunderschön. Als sie aufhörte hörte auch das schwache glimmen auf und sie lächelte das erste Mal mich richtig glücklich an. "Das Element scheint gut zu dir zu passen" antwortete ich und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Auf einmal änderte sich ihr Gesichtsausdruck von glücklich zu angespannt. Sie schaute mir nervös in die Augen. Warum? "Was ist los?" fragte ich sie geradeaus. "Ich weiß nicht." antwortete sie mir nur. Ich schaute ihr weiterhin in die Augen und versuchte ihren kompletten Emotions Umschwung zu verstehen. "Das hast du öfters. Im ersten Moment bist du glücklich und im nächsten bist du angespannt und nervös." dachte ich laut und wollte gerade fortfahren mit meinen Überlegungen als sie mich einfach Unterbrach. "Ganz einfach Hayate. Ich weiß nicht, ob ich jedem aus dem Dorf vertrauen kann. In letzter Zeit passiert mir so viel seltsames, dass ich glaube, dass ich verrückt werde. Viele Leute im Dorf hassen mich und du änderst deine Meinung über mich im Minutentackt und das Schlimmste ist momentan meine Unsicherheit darüber, dass ich einfach nicht weiß was passieren wird. Erst die tote Frau und dann dieses Schlachtfeld. Ich weiß einfach nicht mehr was oder wem ich glauben soll." Zum Ende hin wurde ihre Stimme immer leiser. Tote Frau? Schlachtfeld? Waren dass die Gründe für ihre Bewustlosigkeit heute morgen? Ich beschloss, dass es das beste ist, wenn ich ihr fragen beantwortete, die ich auch beantworten konnte. "Vertrauen und Glauben sind Dinge die man immer mit Vorsicht behandeln sollte. Aber eins kann ich dir versichern. Mir, Matt und Katy kannst du immer Vertrauen, da wir deine Freunde und deine Mitkämpfer sind. Es wäre sogar für alle gut, wenn du uns vertrauen würdest, da wir uns dann besser unterstützen könnten. Wie du mich einschätzen willst ist auch deine Sache, aber ich mag dich Lucy und ich glaube dir wenn du sagst, dass hier irgendwas seltsam ist, da ich dieses Gefühl auch schon seit längerer Zeit habe." philosophierte und erklärte ich ihr. Vor lauter konzentration klatschte auch das Wasser, welches die ganze Zeit über uns in der Luft schwebte, auf den Boden. Nach kurzer Zeit nickte sie langsam. "Ich werde mir das alles noch durch den Kopf gehen lassen, glaub mir das. Aber ich werde jetzt trotzdem gehen. " Ich nickte und schaute ihr in die Augen. "Ja ich habe auch noch einiges zum Überdenken." antwortete ich zurück. Sie drehte sich um und drehte den Kopf noch kurz in meine Richtung. "Gute Nacht. Bis Morgen!" verabschiedete sie sich noch und fing an sich Richtung Wald zu bewegen. Auch ich drehte mich um und rief noch einmal "Tschüss" und verschwand ebenfalls im Wals um nach Hause zu gehen. Ich hatte noch viel zu überdenken.

Nummer 8 - Die Kriegerin erwacht /1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt