Levis Sicht
Die ganze Nacht lang konnte ich nicht richtig schlafen, da ich noch viel zu aufgewühlt war wegen der Diskussion mit meiner Mutter und James. Außerdem ging mir dieser Hy- Junge nicht aus dem Kopf. Wieso habe ich auch nicht schneller reagiert? Vielleicht hätte er wirklich meine Hilfe gebraucht..
Seufzend schlug ich die Bettdecke zur Seite und stand langsam auf. Heute hatte ich natürlich wieder Schule. Aber zu meinem Glück war es Freitag und auch noch der letzte Tag vor den Ferien. Das heißt, dass ich endlich mal wieder Ruhe haben konnte vor diesen ganzen Idioten, welche sich meine Mitschüler nannten.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, tapste ich mit meiner typischen mürrischen Miene nach unten in die Küche. Dort war nur James, welcher gerade seinen Kaffee trank und Zeitung las. Da ich noch vollkommen in Gedanken war, sagte ich nichts zu ihm, sondern nahm einfach nur die Brotbox mit, die mir meine Mutter immer vor der Schule machte. Ich weiß, ich bin schon sechszehn und lasse mir immer noch das Essen von meiner Mutter machen, aber sie hatte sich darüber nie beschwert und außerdem ist das ja doch irgendwie süß von ihr.
"Guten Morgen sagt man, wenn man reinkommt.", sagte James plötzlich und warf mir einen stechenden Blick zu. Und schon wieder. Schon wieder führte er sich auf wie mein Vater. "Hab ich vergessen.", nuschelte ich nur, ehe ich wieder raus ging, die Brotbox in meinen Rucksack verstaute, noch meine Jacke sowie Schuhe auszog und dann nach draußen ging.
Idiot. Wieso kapierte er nicht einfach, dass ich es weder amüsant, noch gut fand, dass er sich wie mein Vater aufführte? Eigentlich hatte ich nie ein Problem mit James, er war unglaublich nett, von Anfang an. Doch sobald ich in die Pubertät kam, begann er seine nicht zugestandene Vaterrolle auszuleben. Und meine Mutter machte nie etwas dagegen. Einerseits konnte ich sie verstehen, immerhin war es für sie bestimmt nicht immer einfach einen Teenager-Jungen durch zu kriegen. Aber sie hätte James schon immer ein wenig zurück halten können, dann wäre uns einiges an Streitigkeiten erspart geblieben.
Durch plötzlichen kalten Wind wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Eigentlich sollte mich dieses Wetter nicht mehr überraschen, das war hier schließlich normal. Doch lästig war es schon immer. Ich zog meine Jacke etwas enger und vergrub meine bleichen Hände in meinen Taschen um sie etwas zu wärmen.
Der Schulweg verlief wie immer, nichts besonderes. Gelegentlich sah ich einige Schüler aber sonst nur Menschen, die sich abhetzten zur Arbeit zu gelangen. Ein Grund warum ich immer früher losging, als ich musste. Ich konnte mir Zeit lassen, konnte die wenigen positiven Dinge auf meinem Schulweg genießen und mich über die Negativen lang genug aufregen, ohne, dass es jemand mitbekommen würde.
Am Schulgebäude betrat ich natürlich voller Vorfreude und Euphorie das Klassenzimmer und wollte es am liebsten sofort wieder verlassen. Ich hasste es hier. Bis auf wenige Ausnahmen war die gesamte Klasse dumm. Nur leider nicht so dumm, dass man schon wieder darüber lachen könnte, sondern eher so dumm, dass man sich am liebsten bei einigen Worten erschießen würde. Na ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben.
Ich setzte mich auf meinen Platz, sah gelangweilt aus dem Fenster und ignorierte, dass ein Großteil meiner Klasse den Raum betrat. Erst als Erwin sich neben mich setzte und mich ansprach wurde ich wieder hellhörig. Ich drehte mich zu dem Blondschopf um und hörte ihm ein wenig zu, wie er mir irgendwas über seine Eltern erzählte. Hoffentlich hat meine Mutter sie noch nicht angerufen. Und hoffentlich kann ich ihr das noch ausreden., rief ich mir selber zu und merkte, wie die Lehrerin nach vorne kam.
Sie begrüßte uns freundlich und bekam auch schon die ersten Papierkugeln ab. Die Referendarinnen wurden von den ach so tollen Hengsten hier schon immer gedemütigt. Gerade in Modulprüfungen taten die mir immer leid, doch etwas dagegen zu sagen, das brachte auch nichts.
Der Tag zog sich einfach nur ins Endlose und ich war heilfroh, als ich mich von der Schule verabschieden konnte - und das für einige Wochen! Ich verabschiedete mich von Erwin und Farlan, der später kam, ehe ich nach Hause ging und mich mental schon auf das Gespräch mit James und meiner Mutter vorbereitete.
Auf dem Weg nach Hause, lief ich extra langsam und nahm auch einige Umwege. Völlig in Gedanken versunken, fand ich mich plötzlich wieder an dem Ort, an dem ich gestern diesen Jungen getroffen hatte.
Es war kalt und eigentlich sollte ich auch schon längst wieder daheim sein, aber ich wollte hier bleiben. Hier gab es zwar nichts Besonderes, lediglich ein paar Steinbänke, kahle Bäume und hier und da liefen ein paar Menschen. Auch Autos fuhren hier durch. Das war der eher ruhigere Teil der Stadt. Aber genau das gefiel mir hier so sehr. Außerdem schrie irgendetwas in mir, dass ich hier bleiben sollte. Somit setzte ich mich auf die kalte Steinbank und schrieb schnell meiner Mutter, dass ich später kommen würde, da ich angeblich im Buchladen sei. Ja, ich lese viel und gerne. Das würde Einigen in meiner Klasse auch nicht schaden.
Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon saß. Es begann langsam zu dämmern, was aber auch daran lag, dass wir Herbst hatten und es wieder anfing früher dunkel zu werden. Somit stand ich seufzend auf und wollte mich wieder nach Hause begeben. Mom macht sich bestimmt schon Sorgen..
Gerade als ich den ersten Schritt machen wollte, hustete irgendjemand hinter mir. Eigentlich interessierte ich mich nie wirklich dafür, wenn andere Menschen irgendwelche Geräusche machten, aber ich war hier vor ein paar Sekunden noch alleine. Langsam drehte ich mich also um und sah diesen Jungen von gestern wieder vor mir stehen. Er sah grauenhaft aus. Seine Kleidung war dreckig und zerrissen, auch seinen Wunden schien es nicht gut zu gehen.
Okay Levi, jetzt versau nicht alles. Zeig deine nicht vorhandene Sympathie! Ich räusperte mich leise und trat vorsichtig näher. "Hey..", fing ich leise an. Der Junge blickte mich nicht an, wich aber dennoch einen kleinen Schritt zurück und begann unruhig mit der Rute hin und her zu wedeln. Seine Ohren waren dabei angelegt.
Sofort blieb ich stehen."Oii, ich will dir nichts tun." Leicht legte ich den Kopf schief. "Aber willst du nicht vielleicht etwas gegen deine Wunden tun?", fragte ich. Ob er mich überhaupt verstehen kann? Es kam durchaus vor, dass manche dieser Hybriden nicht richtig sprechen konnten.
Ein klägliches Nicken kam von dem Braunhaarigen. Noch immer sah er mich nicht an. Dies störte mich jedoch nicht. Wenn er mich nicht ansehen wollte, dann war das in Ordnung für mich. Es war seine Entscheidung und ich empfand es auch nicht als unhöflich.
"Ich könnte dir helfen. Aber dafür musst du mit mir kommen. Ich kann dich schlecht hier verarzten.", gab ich ruhig von mir. Ich wollte das auf gar keinen Fall versauen. Ich wollte diesem Jungen wirklich helfen. Jedoch bekam ich keine Reaktion. Also versuchte ich es einfach anders.
"Achja, ich heiße übrigens Levi und du?" Ich versuchte wirklich freundlich - für meine Umstände- zu klingen.
"Eren."
Mich verwunderte es etwas, dass der Junge mir nun doch geantwortet hatte. Seine Stimme klang sehr kratzig, als ob er schon seit längerer Zeit nicht mehr gesprochen hätte. Aber ich musste sagen, dass dieser Name zu ihm passte und auch sehr schön klang. Allgemein war dieser Junge ziemlich hübsch. Levi, lass das., schimpfte ich mich selbst.
"Okay, Eren. Ich würde dir wirklich gerne helfen, also kommst du mit?", fragte ich wieder vorsichtig nach und kam näher.
Der Braunhaarige hob seinen Kopf und blickte mich an.
Er weinte.
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Geschrieben von: Anon & mir
Wir hoffen, es hat euch gefallen. :3
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The Hybrid.
FanfictionIch bin Levi Ackerman und lebe in einer Welt, in der es Menschen gibt, die zur Hälfte ein Tier sind. Meist sind sie zur Hälfte ein Hund, eine Katze, ein Wolf oder ein Fuchs. Wir nennen sie Hybriden. Sie sind eigentlich recht selten und haben keinen...