Levis Sicht
Als wir schließlich an unserem eigentlichen Ziel - der Stadt - ankamen, wirkte Eren unsicher. "Sicher, dass es okay ist, wenn wir hier sind?", fragte ich sicherheitshalber nach, doch Eren schien nicht über meine Sorge erfreut zu sein: "Noch mehr Fragen, oder reicht es?"
"Ist ja gut.", murrte ich nur und sah mich ein wenig in der Gegend um. Ein nicht gerade kleiner Marktplatz, einige Geschäfte, die gerade schlossen und eine Gruppe Jugendlicher. Wahrscheinlich Leute aus meiner Schule., dachte ich und loste Eren ein bisschen von ihnen weg. Natürlich wollte ich, dass der Brünette auch andere Kontakte fand, doch nicht unbedingt welche dieser Sorte.
Doch kaum hatte ich Eren in einen anderen Weg gelotst, hörte ich, dass mein Name laut gerufen wurde. Super, dann auch noch welche, die ich kenne.
"Ackerman! Wen hast'de da mitgebracht?", wurde mir ins Ohr gelallt und angewidert drehte ich mich zum Inhaber der mir bekannten Stimme um.
Jean Kirschtein. Kurze braune Haare, an den Seiten und hinten noch kürzer und dunkler. Noch mit der Bierflasche in der Hand starrte er mich an und lachte dann einfach selbstgefällig los. "Dass du mal an jemand anderen heran kommst, als an Erwin und Farlan. Und dann auch noch ein Hybrid." Wie gerne ich ihn einfach weg geschubst hätte...
"Na wie dem auch sei. Ey du, zeig mal deine Fresse! Oder siehst du vollkommen aus, wie ein Hund?" - "Immerhin nicht wie ein Pferd.", schnaubte Eren nur und auf mich wirkte es so, als würden Jean gerade alle Gesichtszüge entgleisen. Doch nach nur kurzer Zeit fasste mein Gegenüber sich wieder und räusperte sich, ehe er wieder so überzeugt von sich lachte.
"Eren, dich habe ich ja ewig nicht gesehen."
Die kennen sich? Woher sollte Eren denn jemanden wie Jean kennen? Obwohl, so abwegig war das nicht. Wenn Eren wirklich auf der Straße gelebt hatte, hatte er Jean bestimmt auf einer seiner Sauftouren mal gesehen.
"Klasse, können wir das Treffen jetzt beenden?" - "So vornehm, wie dein Alter.", grinste Jean und ich sah im Augenwinkel, wie sich Erens Miene verfinsterte, ehe er einen Schritt nach vorne machen konnte, hielt ich meinen Arm jedoch vor seinen Oberkörper und signalisierte ihm so, dass er sich lieber nicht zu weit bewegen sollte. Jean war nicht alleine und ich wusste nicht was seine Freunde im besoffenen Zustand anrichten könnten; und riskieren wollte ich nichts.
Als Jean Erens Bewegungen verstand, lachte er wieder nur und winkte seinen Freunden zu. Vermutlich das Zeichen zu gehen.
Und tatsächlich, sie gingen zu fünft in eine andere Richtung und lachten dort weiter, doch Erens Anspannung sank nicht ab. Im Gegenteil, sie schien zu steigen. Er begann zu schnauben und zu knurren, legte die Ohren an und verzog sein Gesicht zu einer wütenden Miene. "Eren, beruhige dich.", versuchte ich es und nahm sein Gesicht vorsichtig in meine Hände um seinen Blick auf mich zu richten und nicht auf Jeans besoffene Truppe. "Warum sollte ich?"
"Warum denn nicht?" - "Er hat gesagt, ich sei wie mein Vater." Nun richtete er seinen Blick auf mich und ich sah ihm - hoffentlich - beruhigend in die türkisen Augen. Und ich begann mich wieder zu fragen, ob das üblich war bei Hybriden - eine andere Augenfarbe.
"Du bist nicht wie dein Vat-"
"Woher willst du das wissen?!", fauchte er und schlug meine Hände weg. "Woher willst du wissen, dass ich nicht genauso bin wie er?! Du kennst mich doch gar nicht richtig. Du weißt das, was ich dir erzähle. Das könnte sonst was sein! Vielleicht habe ich ja auch die ganze Zeit gelogen! Vielleicht bin ich gar nicht so hilflos, wie ich tue und vielleicht verarsche ich dich nur, nutze dich aus um nicht zurück zu meinen Eltern zu müssen! Das würde meinem Vater ähnlich sehen! Wenn ich genau das mache, was du nicht wissen kannst, bin ich genau wie er Levi! Wenn ich dich ausnutze, dir etwas vorspiele und dich dann einfach verletze, dann bin ich wie er!"
"Aber ich bin mir sicher, dass du das nicht machst.", entgegnete ich ruhig. Ich habe früh gelernt, dass es meist nichts brachte sofort zurück zu schreien.
"Also wirke ich hilflos?!" - "Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube nicht, dass du so bist wie dein Vater, Eren. Das, was man von ihm mitbekommt, ist für mich widerlich, ein Charakter, den man nicht fälschen oder überspielen kann."
"Du hast es selber gesagt, dass was du mitbekommst. Was kriegt man schon mit?! Man hat ja nicht mal mitgekriegt, dass er seinen Sohn jahrelang in einem geheimen Keller eingesperrt hat, weil dieser Gene eines Hundes in sich trägt und damit das perfekte Bild der Jägers ruinieren würde! Man hat ja nicht mal mitgekriegt, dass das Haus einen Keller hat! Man hat nicht mitgekriegt, dass dieser Junge jahrelang dort gelebt hat, bis ein blödes Dienstmädchen die Tür aufgelassen hat! Man hat ja nicht mal mitgekriegt, dass Hundefänger, Psychiater, Tierärzte, Forscher und Dienstmädchen sich nur um diesen Jungen gekümmert haben, Tag ein Tag aus zu ihm sind und an ihm Tests durchgeführt haben! Das was du mitkriegst ist sein widerlicher Charakter, das was dahinter steckt, ist meine persönliche Hölle."
Ich war sprachlos. Noch nie hatte Eren mich so angefahren und noch nie hatte ich ihn so erlebt. Irgendwie machte mir sein Verhalten ein wenig Angst, doch dann packte mich die Wut. Er sollte bloß nicht der Meinung sein, dass ich mich von seinen Worten unterkriegen lasse. Ich konnte auch anders, so wie er.
"Woher soll ich denn das wissen, hm?! Du redest ja nicht mit mir!", konterte ich nun mit abweisender Stimme. "Nein, immer weichst du meinen Fragen aus, redest kaum ein Wort mit mir über dich und ich soll dir dann einfach vertrauen?! Ja, sicher, Eren. So läuft das ganz bestimmt in unserer Gesellschaft, aber davon hast du ja überhaupt keine Ahnung. Du spielst lieber den dummen Hund, der angeblich über nichts bescheid weiß, ja, du hattest ein scheiß Leben bisher, aber ich versuche dir zu helfen und so dankst du es mir?! Indem du mich verarschst und mich belügst und dann auch noch was von Liebe redest?! Du weißt doch überhaupt nicht was Liebe ist!" Die letzten Worte waren mir einfach herausgerutscht, aber ich sah, welche Wirkung sie auf Eren hatten.
Erschrocken starrte der Braunhaarige mich mit seinen großen türkisen Augen an, die langsam glasig wurden und sich schließlich mit Tränen füllten. "E-eren..ich..i-ich wollte ni-" Doch bevor ich etwas sagen konnte, stürzte er sich schon auf mich. Gerade noch so konnte ich meinen Arm heben und blockte ihn ab. Dennoch durchzuckte mich ein stechender Schmerz, welcher von meinem Unterarm ausging.
Eren hatte sich knurrend in meinem Arm fest gebissen.
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Geschrieben von Anon & mir. Hope u like it. xD
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The Hybrid.
FanfictionIch bin Levi Ackerman und lebe in einer Welt, in der es Menschen gibt, die zur Hälfte ein Tier sind. Meist sind sie zur Hälfte ein Hund, eine Katze, ein Wolf oder ein Fuchs. Wir nennen sie Hybriden. Sie sind eigentlich recht selten und haben keinen...