Levis Sicht
Es waren einige Tage vergangen seit dem ich keinen Kontakt mehr zu Eren hatte. Ich hatte ihn weder gesehen, noch wusste ich, wo er sich gerade aufhielt. Aber ich musste mir langsam eingestehen, dass ich Sehnsucht nach ihm hatte. Ich wollte wissen, wie es ihm geht, ich seine Stimme hören, ich wollte ihm außerdem auch noch sagen, dass mir manche Dinge, die ich gesagt hatte, leid taten. Aber irgendwie hatte ich auch das Gefühl, als wäre es dafür schon längst zu spät. Mal wieder hatte ich also einen Menschen, der mich anscheinend doch ziemlich mochte, vergrault.
Leise seufzend kickte ich einen Stein vor meinem Fuß weg und beobachtete ihn dabei, wie er ins Gras kullerte. Ich war gerade tatsächlich auf dem Weg zu Hanji. Ich wollte wissen, ob sich Eren noch bei ihr aufhielt und wenn ja, dann würde ich mich bei ihm entschuldigen und mit ihm reden.
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Ich wusste nicht, wie lange ich vor der Tür stand - wahrscheinlich zu lange. Eigentlich wollte ich ja klingeln, aber irgendwie auch nicht. Ich hatte Angst davor, was passieren würde. Und wahrscheinlich auch Angst davor, dass Hanji mir sagen würde, dass Eren abgehauen ist. Dass ich versagt hätte, denn das hatte ich definitiv. Ich wollte ihn sozialisieren und hab ihn dann von mir weggestoßen, weil ich gemerkt hatte, dass das alles nicht so einfach war.
Letztendlich überwand ich mich doch, endlich den Klingelknopf zu drücken. Nun hieß es warten. Am liebsten wäre ich nun einfach wieder weg gerannt. In mir stieg die Nervosität, als ich Schritte hörte, die sich langsam auf die Tür zu bewegten.
Eigentlich erwartete ich Hanji, welche mir die Tür öffnete, doch stattdessen stand nun Eren vor mir, welcher mich lächelnd ansah und leicht mit der Rute wedelte. "Hallo, Levi." Er machte einen Schritt zur Seite und bat mich herein.
"Hallo.", entgegnete ich ruhig und Eren schloss die Tür hinter mir. "Falls du zu Hanji wolltest, die ist nicht da.", der Blick des Brünetten ging zu Boden und er ließ die Ohren hängen. "Ich wollte nur sicher gehen, dass du hier bist." - "Warum, du hast doch gesagt, dass ich hier bleiben soll. Wo sollte ich denn sonst hingehen, wenn du mich nicht haben willst?"
"So meinte ich das nicht-", erklärte ich sofort doch brach dann ab. Eigentlich meinte ich es genau so. Ich wollte ihn in diesem Moment einfach nicht sehen, nicht bei mir wissen. Ich wollte ihn nicht haben. "Nicht? Warum hast du es dann gesagt? Hast du gelogen? Willst du mich doch sehen?"
Eine Weile schwieg ich. Gekonnt vermied ich den Blickkontakt, doch Eren nahm mein Kinn sanft in seine Hand und lenkte meinen Blick so auf sich. "Willst du mich doch sehen, Levi?", wollte er erneut wissen und ich nickte ergeben. "Du trittst nachts immer. Mir fehlen die blauen Flecke.", schwach lächelte ich und merkte, wie auch seine Lippen sich zu einem leichten Lächeln zogen, was mich glücklich machte. Vielleicht hatte Hanji ja doch Recht. Vielleicht mag ich ihn ein bisschen zu sehr. Aber nur rein freundschaftlich.
Plötzlich wurde ich in eine feste Umarmung gezogen, Erens starke Arme schlangen sich um meinen Rücken und sein Kopf legte sich in meine Halsbeuge. "Es tut mir leid, Levi. Ich werde dich nicht mehr anlügen, versprochen."
"Mhm.", machte ich nur und genoss diesen kurzen Moment. Erens Anwesenheit löste in diesem Moment pure Euphorie in mir aus und für mich wäre es am Schönsten gewesen, wenn dieser Moment niemals geendet hätte. Ich wollte das weiterhin fühlen. Absolute Vollkommenheit, das Gefühl genug zu sein und vor allem aufrichtig geliebt zu werden, tat einfach nur gut.
"Kann ich wieder zu dir? Hanji ist verrückt.", murmelte er leise und ich nickte nur unsicher. Was wird meine Mutter dazu sagen? Eren hatte mich gebissen. Sie würde ihm das nicht einfach verzeihen. Nun würde sie nur noch kritischer Eren gegenüber sein und die Vorurteile auf ihn projizieren.
Die Sorgen, die sich in meinem Kopf festgesetzt hatten waren berechtigt. Dennoch war es mir auch egal. Sie konnte es nicht mehr verhindern. Ich wollte Eren bei mir haben. Er machte mich trotz allem glücklich. Menschen hatten in meinen Augen eine zweite Chance verdient, sollte Eren diese jedoch auch verbocken, dann wäre es das. Diese zweite Chance sollte er nutzen, nicht nur um den Biss und seine Lügen wieder gutzumachen, sondern um sozialisiert zu werden.
"Du Eren?", murmelte ich und drückte den Älteren leicht von mir weg. "Ja?"
"Ich möchte, dass du meine Freunde kennen lernst. Du sollst Kontakt mit anderen Menschen lernen. Ich glaube, dass es nicht so gesund sein kann, wenn nur Hanji, meine Eltern und ich in deinem Umfeld sind.", forderte ich und sofort nickte Eren. "Gut, wenn du das möchtest."
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Geschrieben von Anon & mir.
Danke für's lesen! Wir haben die 10k Reads geknackt. *-*
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The Hybrid.
FanfictionIch bin Levi Ackerman und lebe in einer Welt, in der es Menschen gibt, die zur Hälfte ein Tier sind. Meist sind sie zur Hälfte ein Hund, eine Katze, ein Wolf oder ein Fuchs. Wir nennen sie Hybriden. Sie sind eigentlich recht selten und haben keinen...