Levis Sicht
Entgeistert starrte ich in seine türkisen Augen und brachte keinen Ton heraus. Es tat weh - und wie verdammt, immerhin hatte Eren ziemlich fest zugebissen.
Ich sah ihn einfach nur an. Erschrocken, enttäuscht und wahrscheinlich auch ein wenig wütend musste ich ausgesehen haben.
Eren selber schien noch nicht realisiert zu haben, dass er mir gerade in den Arm gebissen hat. Er starrte mich nur weiterhin wütend an und machte den Eindruck, als würde er sich gleich noch meinem anderen Arm und dann jedem Gliedmaße zuwenden wollen.
"Eren, hör auf damit.", versuchte ich es und probierte irgendwie seinen Kopf von mir zu schieben ohne mich dabei noch mehr zu verletzen. Doch es brachte nichts. Stattdessen biss er nur noch fester zu und begann wieder zu knurren. "Verdammt, Eren! Lass mich!", brüllte ich nun und versuchte ihn zu treten, doch auch das brachte nichts.
Die Schmerzen zogen sich meinen gesamten Arm hoch. Dass der Brünette nicht locker ließ, verbesserte meine Lage auch nicht wirklich und ich kam mir hilfloser denn je vor. Wie oft passiert es auch schon, dass sich jemand in deinem Arm festbeißt? Werden Hybriden deshalb als gefährlich angesehen, weil sie schnell ausrasten können und dabei Menschen verletzen? Das würde jedenfalls dieses Vorurteil erklären. James meinte das ja bestimmt auch nicht ohne Gru- was mache ich, wenn die beiden das irgendwie mitkriegen?!
Weiter nachdenken konnte ich nicht, da ich erneut hörte, wie mein Name gerufen wurde, doch nicht wie bei Jean in dieser unfreundlichen, gehässigen Tonlage, sondern mehr in einer panischen und aufgeregten Art.
"Leviii!", kreischte diese Stimme. Noch bevor ich irgendwas tun oder sehen konnte, ertönte ein lautes Gongen und Eren kippte plötzlich zur Seite.
Erschrocken starrte ich auf den Hybriden, bevor meine weit aufgerissenen Augen auf die Person vor mir richtete. Hanji. In ihrer Hand hielt sie eine Bratpfanne.
"Du hast ihn nicht gerade ernsthaft mit einer Bratpfanne bewusstlos geschlagen?" Ich konnte es nicht fassen. Wie kam man nur auf so einer bescheuerten und klischeehaften Idee?
"Doch, natürlich." Hanji sah mich verwundert an. "Das ist doch vollkommen harmlos. Außerdem hat er dich gebissen und nicht losgelassen. Da musste ich etwas unternehmen!", erklärte die Brillenträgerin mit einem breiten Grinsen. "Ich bin deine Heldin!"
Am liebsten wäre ich einfach weg gerannt, allerdings war da noch Eren. Den konnte ich da nicht einfach bei der Verrückten auf den Boden liegen lassen. Zumal ich definitiv noch mit ihm reden wollte. Das war nicht der Eren, den ich kannte. Mein Eren war ganz anders. Wieso betitel ich ihn schon als 'mein Eren'? Schnell verdrängte ich diesen Gedanken wieder.
"Du solltest die Wunde reinigen.", riss mich die besorgte Stimme von Hanji wieder aus meinen Gedanken. "Das könnte sich übel entzünden. Vielleicht könntest du auch eine Blutvergiftung bekommen!", sagte sie aufgedreht. "Komm, ich kümmere mich um deine Wunde und um Eren." Sie beugte sich nach unten und hob den Hybriden mit Leichtigkeit über ihre Schulter, ehe sie schon los lief.
Wie stark ist diese Frau bitte? Ich musste zugeben, dass ich wohl nicht so stark gewesen wäre und Eren einfach über meiner Schulter hätte tragen können, was mir auch etwas peinlich war. Aber eigentlich war ich schon immer ein Schwächling. Klein, dürr und blass. Ja, das beschrieb mich am besten.
Hanjis Haus sah tatsächlich von innen aus, wie man es von ihr erwarten konnte. Überall lagen irgendwelche Dinge, die meiner Meinung nach lieber in ein Labor gehörten, Klamotten, Atemmasken, Bücher, Papiere, Lupen, etc. Wie kam diese Frau überhaupt an solche Dinge? Ist sie überhaupt sowas wie eine Professorin?, fragte ich mich insgeheim.
Sie führte mich zu einem Raum, welcher wirklich einem Labor glich. War das überhaupt legal? Ich wusste es nicht, aber ich fragte auch nicht weiter. Das wäre auch irgendwie unhöflich. Hanji legte Eren auf den metallenen Tisch und wandte sich dann zu mir.
"Komm, ich behandel deine Wunde." Sie lächelte mich an und bot mir einen Stuhl an, auf welchem ich Platz nahm. Nervös blickte ich mich um, während die Brillenträgerin die Dinge zum Verarzten heraussuchte.
Nachdem meine Wunde also endlich verarztet war, schenkte ich Eren wieder meine Aufmerksamkeit. "War der Schlag mit der Bratpfanne eigentlich wirklich nötig?", fragte ich mit einem skeptischen Blick. Langsam bekam ich wirklich Schuldgefühle.
"Natürlich war das nötig! Er hat dich angegriffen und wollte dich nicht mehr los lassen!", verteidigte sich Hanji. "Wieso trägst du überhaupt eine Bratpfanne mit dir herum?", wollte ich wissen. Sowas war ja eigentlich eher nicht normal. "Ich habe eine neue gebraucht, weil ich meine Letzte abgefackelt habe.", erwiderte die Braunhaarige leicht grinsend. "Die Neue hat schon mal eine gute Qualität. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn echt K.O. schlage." Ich fand das ganz und gar nicht lustig. Vielleicht würde Eren ja nicht mehr aufwachen und wir müssten ihn ins Krankenhaus bringen.
"Und was sollen wir machen, wenn er aufwacht?", fragte ich und hob skeptisch eine Braue. "Er wird sauer, verwirrt und vermutlich sehr verängstigt sein. Er könnte mich wieder angreifen oder vielleicht auch jemand anderen. Er könnte abhauen und sonst was machen."
Nun verstand ich zum ersten Mal, dass James und meine Mutter zum Teil Recht hatten. Eren war gefährlich. Aber nur, wenn man ihn provozierte. Ich bin mir sicher, dass er mir erklären kann, warum er mich gebissen hat. Vielleicht hat er ja auch einfach Panik bekommen. Möglich wäre es. Ich möchte mir nicht eingestehen, dass Eren mir vielleicht schaden wollte.
"Ich weiß nicht, was wir dann machen. Wenn er sauer ist, müssen wir ihn beruhigen. Verängstigt braucht er nicht sein, hier ist fast alles ungefährlich.", dabei grinste die Brillenträgerin scheinheilig und es lief mir eiskalt den Rücken runter.
"Und er wird niemanden angreifen, wenn wir ihn beruhigen können.", fuhr sie fort und klopfte mir dann aufmunternd auf die Schulter.
Das kann ja was werden.
___
Geschrieben von Anon and meeeeh.~

DU LIEST GERADE
The Hybrid.
FanfictionIch bin Levi Ackerman und lebe in einer Welt, in der es Menschen gibt, die zur Hälfte ein Tier sind. Meist sind sie zur Hälfte ein Hund, eine Katze, ein Wolf oder ein Fuchs. Wir nennen sie Hybriden. Sie sind eigentlich recht selten und haben keinen...