Teil 4

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Levis Sicht

Er weinte?

Ich wusste nicht wie ich damit umzugehen hatte. Nie weinte jemand in meiner Gegenwart. Zu meiner Verwunderung nickte er auf meine Frage hin und ging einen kleinen Schritt auf mich zu. Mit einem gewissen Abstand, den sowohl er als auch ich wohl für wichtig erachteten, traten wir den Weg zu mir nach Hause an. Was Mum und James wohl dazu sagen werden? Sie hatten mir eigentlich immer gesagt, dass Hybriden normale Menschen seien, nur mit einigen Defiziten. Doch ich glaube, dass wenn sie einen Hybriden sehen würden, anders reagieren würden.

Schweigend gingen wir nebeneinander her und mein Blick viel leider ziemlich auffällig oft auf seine braunen Ohren, die am Kopf lagen und sich stetig bewegten. Hörte er etwas oder kam das durch den leichten Wind. "Levi?", seine Stimme holte mich aus meinen absurden Gedanken und ich sah in sein Gesicht. Sein Blick war nach vorn gerichtet und er schien kalt. Fast so kalt wie ich. Durch sein Äußeres, also die Wunden und die verdreckte Kleidung, wirkte er jedoch etwas zerbrechlich.

"Ich wäre dir durchaus dankbar, wenn du mich nicht die ganze Zeit anstarren würdest.", murmelte er und sah dann kurz zu mir herunter. Ich verfluchte meine Größe schon seit einiger Zeit, nun ist auch dieser Junge größer als ich.

Ich nickte nur und sah schon das Haus, in welchem ich mit meiner Mutter und James lebte. Ihre Autos standen in der Einfahrt und das Licht brannte im Küchen- und Wohnzimmerfenster. Ich hoffe sie werden es gut auffassen. "Du lebst nicht alleine, richtig?" - "Nein.", antwortete ich ihm und öffnete die Haustür, ehe ich ihm deutete die Treppe hinauf zu gehen. "Levi!", rief die dunkle Stimme James' und urplötzlich stand er vor mir.

Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Deine Mutter und ich haben entschieden, dass der Hausarrest verlängert werden sollte. Jede Stunde, die du nicht pünktlich hier bist, rechnen wir oben drauf." Entgeistert sah ich ihn an. Meine Mutter hätte dem nicht einfach so zugestimmt. Sie hasste die Strafe 'Hausarrest', da sie sie selber als Kind durchleben musste. Sie fand die Methode nie gut, aber wenn James sie mal wieder dazu überredete, musste ich halt drunter leiden.

Gerade wollte James wohl noch etwas sagen, als sein Blick auf den Jungen hinter mir fiel. Ich musste fast ein wenig schmunzeln, als sich ein geschockter Ausdruck in seinem Gesicht breit machte.

Ich drehte mich ebenfalls zu Eren um, welcher mit angelegten Ohren, wedelnder Rute und finsteren Blick James anstarrte. Und dieser starrte zurück.

Bevor die ganze Sache noch eskalieren würde, meldete ich mich zu Wort. "Ähm..ja, das ist Eren. Ich habe ihn vorhin gefunden und will ihm wegen seinen Wunden helfen." James war Tierarzt und kannte sich aus. Jedoch wollte ich mich selbst um Eren kümmern. Dazu bezweiflte ich, dass der Braunhaarige es zulassen würde, dass mein Stiefvater ihn anfasste. Mir vertraute er schließlich auch noch nicht so sehr.

Ohne auf ein weiteres Wort von James zu warten, nahm ich einfach Erens Hand und ging mit diesem ins große Bad. Dort ließ ich ihn sofort los. "Tut mir leid, ich musste das machen, sonst hätte James dich vielleicht nicht herein gelassen.", erklärte ich. Mir war es auch ein bisschen unangenehm einfach seine Hand zu nehmen. Das hatte ich sonst nur bei meiner Mutter gemacht - damals zumindest.

"Okay..also, ich würde jetzt deine Wunden säubern, damit die sich nicht entzünden.", begann ich vorsichtig. "Und ich würde dir dann neue Klamotten geben." Ich hatte einige Klamotten, die mir eigentlich zu groß waren, das lag daran, dass ich es mochte, große Pullis oder T-Shirts anzuziehen und eine Jogginghose von mir müsste ihm eigentlich auch passen.

Vorsichtig schob ich ihn zu einem kleinen Hocker, auf welchem er sich setzte und holte anschließend alle nötigen Sachen.

"Ich berühre dich jetzt, okay?" Ich wollte ihn lieber vorwarnen, damit er sich nicht irgendwie bedrängt fühlte. Von Eren kam nur ein Nicken.

Vorsichtig fing ich an, die Schürfwunde an seiner Wange mit einem Wattepad zu säubern. Dabei merkte ich, wie sehr sich Eren anspannte und versuchte ruhig zu bleiben. "Ich bin gleich fertig.", sagte ich leise.

Nachdem ich die Schürfwunde gesäubert hatte, machte ich mich nun an die Wunde an seiner Lippe. Bei dieser war ich äußerst vorsichtig. "Das könnte jetzt etwas mehr weh tun.", warnte ich Eren vor.

Kurz winselte der Braunhaarige auf, als ich seine Wunde berührte. Sofort zog ich meine Hand zurück. "Hey, beruhige dich!", sagte ich schnell. "Ich will die nur säubern, ja? Ich versuche dir nicht weh zu tun!"

Als ich es auch endlich mal geschafft hatte, seine Lippe zu säubern, holte ich dem Jungen neue Klamotten.

"K-kann..kann ich einfach nur eine Unterhose haben?", fragte Eren schüchtern. "Was?" Ich ließ fast die Klamotten fallen. "W-warum..also ich..äh.." Zugegeben: Ich war ziemlich überfordert damit. "Ich mag Klamotten eigentlich nicht. Und..und..normalerweise trage ich auch nichts...allerhöchstens eben eine Boxershorts..oder so..", erklärte der Hundejunge und legte dabei unsicher seine Ohren an.

"Achso.." Für mich machte das schon irgendwie Sinn. Schließlich war er zur Hälfte ein Hund. Zwar hatte er kein Fell, aber vielleicht war er mehr immun gegen Kälte als ich? "Dann..hier..." Ich hielt ihm die Boxershorts hin, welche er nahm und begann sich auszuziehen.

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Geschrieben von: Anon & mir :3
Hope u like it!

The Hybrid.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt