Levis Sicht
Mit einem lauten Klirren fiel das Glas auf den Boden und zersprang, während sich das Wasser seinen Weg auf den Boden suchte. Zunächst starrten alle am Tisch, einschließlich mir, auf das zerbrochene Glas. Eren war wieder mit der Gabel weggerutscht und hatte somit sein Glas Wasser vom Tisch gestoßen, was natürlich keine Absicht von ihm gewesen war.
"Tut mir leid!", stieß der Hundejunge komplett aufgelöst aus. Er stand auf und kniete sich zu den Scherben hinunter. "Eren nicht!", versuchte ich ihn noch aufzuhalten, doch da hatte er schon die Scherben in die Hand genommen und wie das Schicksal es so wollte, hatte er sich geschnitten. Klar, woher sollte er auch wissen, dass Scherben seine Haut aufschneiden können?
Total überfordert blickte mich Eren an. In seinen Augen standen bereits Tränen. Sofort stand ich auf und kniete mich zu ihm hinunter. "Jame, bitte bring schnell ein Tuch und Pflaster oder irgendwas!", herrschte ich ihn an, was jedoch nicht meine Absicht war. Ich war einfach ziemlich überfordert. "Sssh, Eren. Alles gut. Du hast dich nur geschnitten.", versuchte ich den Hybriden zu beruhigen, welcher mittlerweile vor Aufregung zitterte.
Meine Eltern sagten irgendwas, bevor sie sich endlich bewegten. Mom holte ein Küchentuch und einen kleinen Kehrbesen, damit sie die Scherben sowie das Wasser entsorgen konnte. Ich hatte mich mit Eren schon ein bisschen zur Seite begeben, damit wir sie nicht störten. Schließlich kam James zu uns mit Desinfektionsmittel, Verband und Pflaster. Zu unserem Glück war er Tierarzt, weshalb er sich mit solchen Dingen auskannte. Vielleicht war auch das der Grund, warum er so kritisch gegenüber Eren war.
"So, zeig mal her.", sagte der Freund meiner Mutter und blickte den Hundejungen leicht lächelnd an. Jedoch weigerte dieser sich und drückte sich an mich. "Eren, du musst James deine Wunde zeigen, sonst kann er dir nicht helfen. Er ist Tierarzt, er weiß was er tut und er wird dir nicht weh tun. Wenn doch, dann bekommt er Ärger von mir." Bei diesen Worten warf ich einen kurzen Blick zum Dunkelhaarigen vor uns. Ich sagte das ja nur, damit Eren keine Angst mehr hatte.
Sehr zögerlich und äußerst langsam, streckte er seine Hand zu James hin. Dieser beäugte die Wunde kurz und sagte, zu meiner Erleichterung, dass es kein tiefer Schnitt wäre und Eren nochmal Glück gehabt hätte. Schließlich stoppte er zunächst die Blutung, ehe er die Wunde desinfizierte. Dadurch winselte Eren laut auf. "Es hört gleich auf.", sagte ich leise und beruhigend. Sanft drückte ich ihn etwas an mich.
Endlich war James fertig und ich konnte deutlich spüren, wie Eren sich wieder entspannte, als sich der Tierarzt von uns entfernte. "Komm, wir gehen erst mal in mein Zimmer.", murmelte ich zu dem Braunhaarigen und half ihm hoch. "Ich komme gleich wieder.", sagte ich noch zu meinen Eltern gewandt, ehe ich mit Eren nach oben ging.
"Tut mir leid, ich habe alles versaut!", winselte der Hybrid und verkroch sich in meinem Bett in die hinterste Ecke. "Ich glaube nicht, dass meine Eltern irgendwie enttäuscht sind. Sonst hätten sie irgendetwas gesagt." Sanft streichelte ich ihm durchs braune Haar. "Du konntest nichts dafür und das Wichtigste ist, dass es dir gut geht." Ich rang mich zu einem leichten Lächeln ab. Eren sollte nicht merken, dass ich mir unsicher war und ich hoffte, dass er das auch nicht durch seine 'Hundegene' bemerkte. "A-aber deine Alphas hassen m-mich bestimmt jetzt.", gab der Brünette wimmernd von sich. "Beruhige dich erst mal. Es wird schon alles gut." Ich streichelte ihn noch ein wenig, bevor ich mich von ihm entfernte. "Ich komme in ein paar Minuten wieder.", gab ich dem Jungen bescheid. Wobei ich mir nicht mal wirklich sicher war, ob dieser wusste, was genau Stunden und Minuten waren, oder ob er das abschätzen konnte. Vermutlich nicht.
Mit einem mulmigen Gefühl begab ich mich nach unten in die Küche. Meine Mutter stellte gerade die Spülmaschine ein und James saß nachdenklich am abgeräumten Tisch. Etwas zögerlich setzte ich mich ebenfalls an den Tisch, was mir meine Mutter dann auch gleich tat.
"Eren tut das wirklich sehr leid mit dem Glas. Ich..naja, er konnte noch nicht so gut mit Besteck umgehen..", fing ich vorsichtig an. Ich wagte es schon fast gar nicht meine Eltern anzuschauen.
"Was kann er denn noch alles nicht?", wollte James mit einem spitzen Unterton wissen. Mom meldete sich natürlich erst mal gar nicht zu Wort. "Vieles.", konterte ich. "Genau deshalb möchte ich ihm helfen. Ich möchte einem Menschen helfen, der am Boden lag.", fügte ich noch hinzu. Mein Blick war stechend und meine Worte besaßen ebenfalls einen spitzen Unterton. "Er ist doch nicht mal ein Mensch.", entgegnete der Freund meiner Mutter. Langsam reichte es mir. Zorn brodelte in mir auf und nun konnte ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten.
"Ich habe sowas von die Schnauze voll davon!", fuhr ich den dunkelhaarigen Mann an. "Eren ist also kein Mensch, ja?! Was ist er denn dann?! Er ist ein Lebewesen, genau wie wir. Er läuft auf zwei Beinen, hat Gefühle, lacht, weint und hat ein Recht darauf genauso behandelt zu werden, wie ein normaler Mensch! Klar, er hat vielleicht die Gene eines Hundes in sich, hat Schlappohren und eine Rute, was ja deiner Meinung nach nicht normal ist, aber was ist denn schon normal? Wer hat zu entscheiden, was normal ist und was nicht?! Wer gibt dieser beschissenen Gesellschaft das Recht, jemanden als abnormal, als Missgeburt oder sonst irgendwas zu bezeichnen?!"
Einige Sekunden lang blieb es vollkommen still zwischen uns. Die Atmosphäre war deutlich angespannt und ich war mir sicher, dass Eren das alles durch seine guten Ohren hören konnte, doch das war mir eigentlich egal. Er sollte wissen, dass er mir wirklich wichtig war und ich ihn mochte. Vielleicht auch ein bisschen zu sehr, doch darüber wollte ich gar nicht erst nachdenken.
"Okay. Eren bleibt hier.", sagte meine Mutter plötzlich. Eine Welle der Freude überkam mich. Auf meinem Gesicht war wohl eines der glücklichsten Lächeln, die ich je hatte. Meine Mutter konnte sich wohl gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutete - wie viel das für mich bedeutete.
"Unter einer Bedingung!" Fordernd blickte sie mich an. "Ich möchte, dass du deine Aufgabe ernst nimmst. Du bist jetzt verantwortlich für ihn. Das heißt, du hast dafür zu sorgen, dass er alles Nötige lernt, um irgendwann mal selbständig leben zu können." Ich nickte schnell. "Und das heißt auch, dass Partys, etc. für dich gestrichen sind." Nun verging meine gute Laune etwas. Ich war zwar sowieso nicht so gerne auf Partys, eigentlich so gut wie gar nicht, aber ich ging schon gerne mal mit meinen Freunden etwas trinken. "James und ich werden dir natürlich zur Seite stehen.", fuhr sie fort und wechselte einen vielsagenden Blick mit ihrem Lebensgefährten. "Aber dennoch bist du der Hauptverantwortliche für Eren." Etwas nachdenklich begann ich, auf meine Unterlippe herumzukauen. Zwar war es mir schon wichtig, dass ich mit meinen Freunden mal weggehen konnte, doch irgendwie war es mir im Moment doch ein wenig wichtiger Eren zu helfen.
"Okay.", sagte ich also schließlich.
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Geschrieben von mir :3
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The Hybrid.
FanfictionIch bin Levi Ackerman und lebe in einer Welt, in der es Menschen gibt, die zur Hälfte ein Tier sind. Meist sind sie zur Hälfte ein Hund, eine Katze, ein Wolf oder ein Fuchs. Wir nennen sie Hybriden. Sie sind eigentlich recht selten und haben keinen...