Teil 29

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Levis Sicht

Durch einen starken Tritt gegen meinen Oberschenkel wurde ich wach und schreckte nach oben. Leise zischend fasste ich mir an die schmerzende Stelle und legte nebenbei Erens Bein aus meinem Radius. Noch einen Tritt könnte ich nicht gebrauchen.

Dadurch wurde der Brünette jedoch wach. Er gähnte, setzte sich auf und sah mich verschlafen an. "Morgen.", murmelte er müde und streckte sich, ehe er sich auf meine Beine legte und wieder die Augen schloss. Meine Hand fand den Weg in Erens weiche Haare, ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass wir ziemlich lange geschlafen hatten. 10:37

"Können wir essen? Ich habe Hunger.", gähnte Eren laut und sah zu mir rauf. Ich nickte nur und schob seinen Oberkörper von mir herunter, schwang meine Beine aus dem Bett, sah kurz nach meinem Oberschenkel - es würde mich wundern, wenn sich kein blauer Fleck bilden würde - und gab Eren dann das Zeichen voran zu gehen.

Der Ältere streckte sich ausgiebig, ehe er die Treppenstufen herunter ging und den Weg zur Küche ansteuerte. Dort saßen schon James und meine Mutter, welche an ihren Handys entweder etwas schrieben oder die Nachrichten lasen. Das machten sie jeden Morgen. Meine Mutter beantwortete Nachrichten auf Facebook, Whatsapp und co, James las die neumodische Zeitung.

"Guten Morgen.", sagte Eren freundlich, weshalb die beiden von ihren Smartphones aufsahen und uns ebenfalls einen guten Morgen wünschten. Seit wann sagte er denn zu jedem "Guten Morgen"? Das ist neu. Vermutlich hat ihm Hanji das beigebracht.

Eren und ich setzten uns an die Theke, aßen jeder ein Brötchen und unterhielten uns ein bisschen, wo selbst meine Mutter und James einstiegen.

-

Gerade als ich Eren nach oben schickte, das benutze Geschirr und Besteck weggeräumt hatte und ich dem Hybriden folgen wollte, fing James mich ab. "Du scheinst es mit ihm wirklich gut hinzukriegen. So gut wie heute hat er sich bisher noch nicht benommen. Was hast du mit ihm die letzten Tage denn gemacht?" - "Nichts besonderes.", da war mir endgültig klar, dass meine Mutter James tatsächlich gar nichts gesagt hatte.

Dennoch wurde mir auf dem Weg in meinem Zimmer bewusst, dass das eigentlich gar nicht meine Arbeit war, sondern die von Hanji. Eren wurde erst so, als er bei der Braunhaarigen war. 

Etwas geknickt betrat ich mein Zimmer und ließ mich schließlich auf mein Bett plumpsen. Mal wieder hatte ich versagt. Ich wollte Eren sozialisieren und habe es nicht geschafft. Stattdessen hatte es Hanji für mich gemacht und da gerade mal nur in ein paar Tagen. Ich hatte dafür Wochen gebraucht.

"Was ist los?", fragte Eren mich leise und schmiegte sich an mich. Seufzend streichelte ich ihm kurz durchs Haar. Durch diese Geste wurde mir bewusst, wie sehr wir uns eigentlich wie ein Paar verhielten. Ob das gut war? Ich bezweifelte es, weshalb ich ein wenig Abstand von Eren nahm und meine Hand langsam zurückzog. 

"Hat Hanji dir das alles beigebracht?", schaffte ich es über meine Lippen zu bringen. Bedrückt blickte ich auf meine Füße. Ich konnte Eren einfach nicht in die Augen schauen. Irgendwie fühlte ich mich, wie ein großer Versager. Nichts nennenswertes, hatte ich jemals in meinem Leben erreicht.

"Hm? Was meinst du?" Verwirrt blickte mich der Braunhaarige an. Dabei hatte er -wie ein Hund- seinen Kopf schief gelegt. Und wieder stellte ich in diesem Moment fest, dass Eren unglaublich niedlich war.

"Na dein nahe zu perfektes Verhalten. Du redest anständig, wünscht allen einen guten Morgen, isst vernünftig und bist auch einfach so perfekt. Hast du das alles gelernt, als du bei Hanji warst?", erklärte ich aufgebracht und stützte meinen Kopf auf meine angewinkelten Arme.

"N-nein. Das habe ich von dir. Weißt du doch. Du hast mir doch beigebracht, wie man mit Besteck isst, du hast mir gezeigt, wie man vernünftig redet. Ich habe sogar abgelehnt, als Hanji mir etwas beibringen wollte. Ich möchte nur von dir lernen, Levi. Als ich bei Hanji war, habe ich überlegt was ich tun kann, damit du mich wieder zurück nimmst. Ich wollte mich so gut wie möglich präsentieren. Und wenn dir das gefällt, dann bleibe ich auch so. Hanji hat mir lediglich nur ein paar...kleine Tipps und Hilfen gegeben. Sie hat das 'Feinschliffe' genannt."

Lügt er mich an um meine Gefühle nicht zu verletzen? Obwohl da gab es ja keine außergewöhnlichen Gefühle.

"Ich möchte wirklich nur etwas von dir lernen.", beteuerte er erneut und setzte sich neben mich, schmiegte sich an mich und seufzte wohlig auf, als ich nur nickte.

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Geschrieben von Anon und mir. ^-^
Vorletztes Kapitel. Das nächste wird das Ende dieser Geschichte.~

The Hybrid.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt