Teil 10

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Levis Sicht

Als ich wieder die Treppen hoch ging, baute sich ein mulmiges Gefühl in mir auf. Sollte ich Eren sagen, was möglicherweise passieren könnte, wenn er sich nicht so benahm, wie es meine Eltern sich vorstellten? Ich denke nicht. Ich würde ihn nur unnötig verschrecken.

Ich öffnete meine Zimmertür und kaum hatte ich sie hinter mir geschlossen, saß Eren vor meinen Füßen und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. Dabei fielen seine braunen Haare ein wenig schräg, was ihn sehr süß- äh ahnungslos wirken ließ. "Was ist los, Levi?" Was haben deine Alphas gesagt?", fragte er dann und ich seufzte, ließ mich auf die Knie sinken und strich ihm durch die braunen Haare, woraufhin er seinen Kopf gegen meine - vergleichsweise - kleine Hand drückte und mit der Rute zu wedeln begann. Freute es ihn wirklich so sehr, wenn ich das machte?

Da er mir so kühle Luft ins Gesicht wedelte, hielt ich seine braune Rute fest, woraufhin er sofort in seine Bewegungen stoppte und stattdessen errötete. Sogleich befand sich sein Gesicht in meiner Halsbeuge und ich hätte schwören können, dass Eren an mir roch. Er schien eine Weile über etwas nachzudenken, weshalb ich mein Anliegen nochmal im Kopf durchging.

Wenn ich ihm sage, was passieren könnte, versetze ich ihn dann nicht nur unnötig in Panik, falls das nicht eintrifft? Und würde sich das negativ auf sein Verhalten meinen Eltern gegenüber auswirken?

"Eren, ich glaube, wir haben ein Problem." Als hätte ich gerade die schlimmsten Worte meines Lebens gesagt, wie dass ich ihm den Tod wünsche oder so etwas in der Art, rutschte er von mir weg und sah aus, als würde er sich am liebsten in eine Ecke kauern und nie wieder aus dieser heraus kommen wollen. "W-wieso?", stammelte er dann wimmernd und ich meine gesehen zu haben, wie seine Augen zu glitzern begannen. Ging er etwa davon aus, dass ich ihn wegschicken würde? Ich seufzte kurz, kam ihm aber nicht näher - es musste ja seinen Grund haben, warum er plötzlich weggerutscht war. "Meine Eltern wollen dich kennen lernen, heute Abend noch. Das Problem ist nur, dass sie wissen wollen, wie du isst.", erklärte ich dann und der Brünette nickte nur.

Erneut schien er über meine Worte angestrengt nachzudenken, weshalb ich mich ihm unauffällig näherte. Er hatte noch Platz um wegzurutschen; ich wollte es ja nur versuchen. "Glaubst du, dass du das heute Abend schaffst? Also mit Messer und Gabel zu essen?", fragte ich dann leise und er schien wieder zu sich zu kommen und meinen Worten folgen zu können. Kurz hatte ich das Gefühl, dass Eren mir in die Augen starren würde, doch das verflog schnell, als er begann zu reden: "I-ich weiß es nicht. Was ist, wenn ich es nicht schaffe?"

Das wollte ich mir gar nicht ausmalen. Ich wollte nicht daran denken, dass er wieder auf der Straße leben musste, verwahrlost und alleine. Nein, das wollte ich nicht! Auch, wenn es für ihn überraschend und für mich eine unglaubliche Überwindung war...Ich wagte den Schritt und schloss ihn einfach in meine Arme. Irgendwie wollte ich ihm vermitteln, dass er sich keine Sorgen machen müsste und ich mich dafür einsetzen würde, dass er hier bleibt, dass ich ihn nicht einfach gehen lassen würde sondern mehr dafür kämpfen würde. Meinetwegen würde ich dafür sogar Strafen hinnehmen, doch das wäre mir egal.

Da gestand ich mir ein, dass ich Eren mochte. Sehr sogar.

-

Am Abend war es dann schließlich so weit. Den ganzen Nachmittag über, hatte ich heimlich mit Eren geübt, wie man sich wenigstens halbwegs anständig beim Essen benahm. Eigentlich hatte sich der Braunhaarige nicht schlecht angestellt. Jedoch klappte das Essen mit Messer und Gabel noch nicht so gut. Auch das Trinken nicht. Dennoch war ich mir sicher, dass wir das schaffen würden. Meine Eltern mussten ihn einfach akzeptieren.

Seufzend richtete ich das T-Shirt des Braunhaarigen und musterte ihn dann nochmal kurz. Nervös blickte mich Eren an, wodurch ich nochmal seufzen musste. "Hey, es wird schon alles gut. Sie können dich nicht einfach so rauswerfen.", versuchte ich ihn aufzumuntern. Dabei war ich mir jedoch selbst nicht so ganz sicher. "Ich merke, dass du unsicher bist." Shit. Ich hatte ganz vergessen, dass Hunde und somit auch Eren merken, wenn etwas nicht stimmte.

Ich sagte jedoch nichts mehr, sondern nahm ihn einfach am Handgelenk und ging mit ihm runter. Mit jedem Schritt den wir nach unten gingen, wurde ich aufgeregter. Es fühlte sich fast so an, als ob ich meinen Eltern gerade erklären müsste, dass ich schwul wäre und Eren mein Freund ist. Wobei diese Vorstellung nicht mal so schlimm wäre. Levi, lass das!, schimpfte ich mich selbst.

"Hallo Levi.", begrüßte meine Mutter mich, als ich mit Eren in die Küche kam. Ihr Blick schweifte zum Hybriden. "Hallo..", fing sie an und schien nochmal zu überlegen, wie der Junge neben mir hieß. "Eren.", sagte ich und sah sie mit einem leicht stechenden Blick an, schließlich setzte ich mich mit dem Braunhaarigen hin. Nach ein paar Minuten kam auch James herein. Dieser begrüßte uns erst gar nicht, sondern beäugte Eren einfach nur kritisch.

Meine Mutter stellte den Topf voller Spaghetti auf den Tisch und die dazu gehörige Hackfleischsoße, ehe sie sich auch setzte. Diese angespannte Atmosphäre machte mich wirklich wahnsinnig und ein kurzer Blick zu Eren verriet mir, dass er sich genauso fühlte wie ich. Aber wahrscheinlich fühlte er sich noch viel schlimmer. Er tat mir schon irgendwie leid.

Ohne etwas zu sagen, tat ich dem Braunhaarigen die Nudeln und die Soße auf den Teller. Dabei tat ich extra wenig drauf. Ich wollte ihn nicht gleich überfordern. 

"Also, Eren. Wie alt bist du denn überhaupt?", fing James nach einigen Minuten an, nachdem wir alle langsam begonnen hatten zu essen. Eren tat sich leider ziemlich schwer mit dem Messer und der Gabel. 

"I-ich..ich..glaube achtzehn.", antwortete der Hybride nuschelnd und blickte nervös zu mir. Moment, er wusste nicht mal wie alt er überhaupt war? Ich hatte ihn zuvor nie solche Dinge gefragt. Jedoch beunruhigte mich dieser Fakt doch ein wenig. 

James wechselte einen vielsagenden Blick mit meiner Mutter, ehe er sich wieder seinem Essen widmete. Gerade wollte Eren auch seine Spaghetti auf seine Gabel tun, da rutschte sie ihm weg. Mit leicht geröteten Wangen, nahm er das Besteck schnell wieder in die Hand. 

Irgendetwas musste ich doch für ihn tun können..

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Geschrieben von: Anon & mir ;3

The Hybrid.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt