Kapitel 5

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Langsam - sogar eine Schnecke wäre schneller gewesen - drehte ich mich zitternd um. Mein Handgelenk wurde wirklich festgehalten.

"Warum bist du hier?", fragte er krächzend. Sein Hals musste trockener sein als der Sand in Sunagakure. "Und wie lange war ich bewusstlos?"

Ich starrte Kakashi einfach nur an und brachte kein Wort heraus. "Ich...", sagte ich, kam aber nicht weiter. "Tsunade...hat mich verdonnert, den Medic-Nins hier bei dir zu helfen. Und ich...durfte dein Zimmer nicht verlassen. Du warst drei Wochen bewusstlos und hattest...hohes Fieber. Das wiederum kam davon, dass sich die Wunde e...entzündet hatte."

Ich stotterte unbeholfen vor mich hin und versuchte, ihm eine einigermaßen verständliche Erklärung zu liefern. Ich entriss meine Hand aus seinem Griff, drehte mich um und wollte das Zimmer verlassen.

"Warum?", hielt er mich zurück. "Was meinst du?", fragte ich und versuchte, meiner Stimme keine Emotionen zu entlocken. "Warum hast du dich nicht, so wie du es sonst öfter tust, Tsunades Befehl wiedersetzt?"

Diese Frage brachte mich zum Nachdenken. Ich wusste es selbst nicht genau. "Ich...wollte keinen Ärger", antwortete ich kühl und trat hinaus auf den Flur.

Sakura kam mir entgegen, ihr Blick mir gegenüber war zwar nicht mehr kalt, aber abweisend und enttäuscht. "Sakura...Kakashi ist...aufgewacht", teilte ich ihr stotternd mit. Das Grün ihrer Augen begann freudig zu leuchten.

"Wirklich? Ist das wahr?", fragte sie vorsichtshalber nach. "Ich würde dich nie anlügen", gab ich zurück und sie stürmte an mir vorbei. "Sakura warte. Wo ist Naruto?" Die Kunoichi hielt an.

"Er ist trainieren gegangen. Er müsste auf Trainingsplatz 3 sein. Ich hole ihn später", antwortete sie und betrat Kakashis Zimmer. Ich lief schnell zur Rezeption und gab die Neuigkeiten weiter, worauf die Ärztin Tsunade rufen ließ.

Meine Arbeit hier war getan. Endlich konnte ich hier raus und mich meinen eigenen Dingen widmen. Ich war froh, nicht mehr Tag ein Tag aus auf Kakashi aufpassen zu müssen. Allein seine Anwesenheit brachte mich auf die Palme.

Oder doch nicht? In der letzten Woche war ich eigentlich beruhigt gewesen und hatte mich auch nicht bei Tsunade beschwert. Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass es mich nervte und ich sein Gesicht schon nicht mehr sehen konnte.

Mit wirren Gedanken verließ ich die Konohaklinik. Ich sprang auf ein Dach, um schneller zu meiner Wohnung zu kommen. Später würde ich zum Godaime gehen und fragen, wie es jetzt weiter geht. Kakashi würde sicher noch ein bis zwei Wochen brauchen, um wieder völlig gesund zu sein.

Ich schloss meine Wohnungstür auf und betrat den dunklen Flur. Das letzte mal, als ich hier war, hatte ich alle Vorhänge zugezogen. Zuerst ging ich in die Küche und machte dort die Gardinen auf. Danach das Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer.

Ich zog mir meine schwarze Anbuhose und ein dunkelblaues T-Shirt mit Kapuze an und warf meine alten Klamotten in den Wäschekorb.

Gedankenverloren fiel ich in mein Bett und starrte an die Decke. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Und das war lästig. Ich mochte ihn nicht und unser letzter Kampf würde sicher nichts daran ändern.

Leider waren mein Kopf und mein Herz noch nie einer Meinung. "Das darf doch alles nicht wahr sein!", seufzte ich resigniert und rollte mich auf den Bauch.
Ich schrie in ein Kissen und haute mit der Faust einmal kräftig auf meine Matratze.

Ich quälte mich aus meinem Bett. Ich musste zum Godaime, ob ich wollte oder nicht. Ich schleppte mich zu meiner Haustür, sperrte sie von außen ab und schlurfte los zum Hokageturm.

Ich setzte meine Kapuze auf und steckte die Hände in die Taschen meines T-Shirts. Müde und mit gesenktem Kopf ging ich durch die Straßen von Konoha. Ich kam an Ichirakus vorbei und erkannte seine Stimme sofort.

Ich betrat Ichirakus Nudelsuppenrestaurant und setzte mich an den Tresen. Naruto drehte seinen Kopf zu mir, doch als er mich erkannte, wandte er sich demonstrativ ab.

"Kakashi ist wieder aufgewacht. Ich hatte angenommen, dass Sakura dich vom Training abholt. Das hat sie mir zumindest so gesagt", teilte ich auch ihm mit und bestellte eine Misosuppe mit Schweinefleisch.

Naruto schluckte seine Nudeln herunter. "Das weiß ich schon. Sakura hat es mir erzählt, aber ich wollte Sensei Kakashi nicht besuchen. Er braucht Ruhe und wenn ständig jemand in sein Zimmer platzt, bekommt er die nicht und muss umso länger bleiben", antwortete er und meine Augen weiteten sich überrascht.

Solche gewissenhaften und vorallem erwachsenen Worte hätte ich nicht von ihm erwartet. Aber anscheinend kannte ich diese Seite von Naruto noch nicht.
Er wollte seine Suppe bezahlen und gehen, aber ich hielt in zurück.

"Lass ruhig. Ich übernehm das." Narutos Blick konnte ich nicht deuten. "Ich bin nicht nachtragend, aber glaub ja nicht, dass ich dir so schnell verzeihe. Trotzdem danke." Und dann war er auch schon weg.

Teuchi stellte mir meine Suppe hin und wünschte mir einen guten Appetit. "Danke." Ich begann zu essen, ich war schneller fertig als sonst und zahlte schnell das Essen. "Ich muss gehen. Machts gut", sagte ich und lief ein wenig motivierter zum Hokageturm.

Ich sprang mit einem Satz auf das Dach und begab mich dann zu den Fenstern. Eins war sogar offen. Ich schwang mich hinein, erschreckte Shizune und Tonton und stellte mich vor den Schreibtisch.

"Tsunade, wie geht es jetzt weiter? Ich meine, mit Team Kakashi? Er braucht sicher noch eine Weile, um wieder fit zu sein. Was sollen Sakura und Naruto in dieser Zeit machen?", sprach ich sofort meine Bedenken aus, ohne auf eine Begrüßung zu warten.

"Ganz einfach, wir führen die Missionen wie gewohnt durch. Nur eben mit dir", ertönte da die Stimme, die ich am wenigsten erwartet hatte, hinter mir.
Ich drehte mich überrascht um.

"Kakashi?"

941 Wörter.

Kaputter_Stern

Not without you... (Kakashi Ff) {Abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt