Kapitel 26

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Nach weiteren drei Tagen ging es mir wieder viel besser und ich war stark genug, um Sunagakure auf eigenen Beinen wieder verlassen zu können. Leider haben wir in dieser Zeit auch die Nachricht erhalten, dass die Verstärkung, bestehend aus Kiba, Hinata, Shino und Kurenai es nicht geschafft hatte, die Feinde weit genug wegzulocken.

Wir mussten auf einen Angriff vorbereitet sein. Gaara übergab uns gestern Abend die Schriftrolle und heute waren wir bereit zum Aufbruch. "Arigato. Für alles", sagte ich zum Kazekage, der nickte daraufhin nur und wir verabschiedeten uns.

Trotz allem hatte ich ein schlechtes Gewissen und war wütend auf mich selbst. So schwach war ich noch nie und ich hatte mich nie von einer Erkältung fertig machen lassen.

Aber das hing auch alles damit zusammen, dass meine Lunge noch immer angeschlagen vom Rauch der letzten Mission war. Und ausgerechnet die Vogelscheuche hatte sich um mich gekümmert. Ich seufzte resigniert und wohl etwas zu laut.

Sakura ließ sich zurückfallen und kam zu mir. "Sensei Yuriko, ist alles in Ordnung?", fragte mich die junge Kunoichi. Ich setzte ein Lächeln auf, damit sie meine Wut nicht sah. "Hai. Ich habe nur das Gefühl, total nutzlos gewesen zu sein. Aber jeder ist mal krank, nicht wahr?", sagte ich optimistisch.

Sakura sah mich mit einem komischen Blick an. "So kenne ich dich ja gar nicht. Du besitzt eigentlich keinen Optimismus. Was ist los?", erriet Sakura und ein leichter Rotschimmer trat in mein Gesicht.

"Weißt du, Kleine, ich mag es nicht, wenn ich nichts tun kann. Ich hasse es schwach zu sein und von anderen bemitleidet zu werden. Und ich komme nicht damit klar, dass Kakashi sich um mich gekümmert hat. Das passt nicht in meinen Kopf rein."

Der Ausdruck in den grünen Augen Sakuras veränderte sich. War sie wütend? Oder traurig? Kurz darauf bekam ich die Antwort.

"Du solltest dankbar sein, dass er seine Zeit nur damit verbracht hat, an deiner Seite zu sein. Ich habe in der Nacht, als wir angekommen sind, etwas an Sensei Kakashi gesehen, was ich zuvor noch bei keinem anderen gesehen habe", fing sie an, ihre Stimme war ein wenig bedrückt.

Verwundert sah ich sie an. "Und was war das?", flüsterte ich, da ich es irgendwie ahnte und nicht wollte, dass er es mitbekam. Sakura lachte traurig auf. Sie flüsterte auch, als sie mir antwortete.

"Sensei Kakashi war am Ende, als er dich so gesehen hat. Dein Anblick muss etwas in ihm ausgelöst haben, dass der Schmerz zu viel wurde. Ich habe gesehen dass er geweint hat und das war das erste mal, seit ich ihn kenne. Und ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der so einen Schmerz ertragen musste."

Ich hielt so plötzlich an, dass ich selbst fast über meine eigenen Füße gestolpert wäre. Mit meiner Hand hielt ich Sakura am Arm gepackt fest. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich starrte sie ungläubig an.

"Er hat was?", fragte ich und achtete darauf, dass weder er noch Naruto etwas hörten, denn die zwei waren ebenfalls stehen geblieben. "Er hat geweint", wiederholte sie und sah mich traurig an. Ich ließ sie los.

Ich ging an ihr vorbei und deutete so an, dass wir weitergehen konnten. Ich glaubte das nicht. Ich wollte es nicht glauben. Mein Blick wurde leer und ich starrte die ganze Zeit über auf den Boden, bis dieser sich von Sand in Gras umwandelte.

Wir hatten das Windreich verlassen. Schon bald würde es dunkel werden und wir müssten irgendwo ein Lager aufschlagen. Der erste Tag war rasend schnell vergangen und ich hatte seit dem Gespräch mit Sakura nichts mehr gesagt.

Sobald wir auf einer gut geschützten Lichtung anhielten, entfernte ich mich von meinem Team. Nicht zu weit, aber wenn ich bleiben würde, würde ich in ein Gespräch um die Wache verwickelt werden und darauf hatte ich keine Lust.

Mir war gerade überhaupt nicht nach Reden und ich stellte meinen Rucksack an einem Baumstumpf ab. Ich legte wie immer eine dicke Decke auf den Boden und eine etwas dünnere darüber.

Ich hörte Schritte hinter mir, wandte mich aber nicht zu dem Ninja um. "Die erste Wache übernimmt Sakura. Die zweite ich, die dritte Kakashi und die letzte du." Es war also Naruto. Ich nickte zur Bestätigung und legte mich dann hin.

Leider fiel es mir schwer Schlaf zu finden. Das was mir Sakura gesagt hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Sensei Kakashi war am Ende, als er dich so gesehen hat. Dein Anblick muss etwas in ihm ausgelöst haben, dass der Schmerz zu viel wurde. Ich habe gesehen dass er geweint hat und das war das erste mal, seit ich ihn kenne. Und ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der so einen Schmerz ertragen musste.

War es meine Schuld? Vage erinnerte ich mich daran, dass ich seine Hand gehalten hatte. Vielleicht weil ich so das Gefühl hatte, nicht ganz allein zu sein. Ich fühlte mich in dieser Zeit sicher und irgendwie geborgen. Wie ein kleines Kind, welches nachts zu den Eltern ins Bett krabbelt.

Ich verschränkte meine Hände hinter dem Kopf und rollte mich wie ein Igel zusammen. Meine Gedanken waren so durcheinander wie die Akten von Tsunade, wenn sie sie im betrunkenen Zustand versuchte zu ordnen.

Und meine Gefühle? Mit denen stand ich auf Kriegsfuß. Mein Kopf sagte was anderes als mein Herz und mein Bauch zog sich jedesmal schmerzlich zusammen, wenn ich Kakashi gegenüber so distanziert und gefühlskalt war.

Als sich am mittlerweile entfachten Feuer etwas regte, schielte ich unauffällig in diese Richtung. Wachablösung. Waren schon zwei Stunden vorbei? Lag ich jetzt wirklich so lange wach?

Naruto setzte sich ans Feuer und guckte in den Himmel. Ich stand seufzend auf, nahm mir meinen schwarzen Mantel und ging zu dem Jinchurikii. Ich setzte mich neben ihn und starrte gedankenverloren in die Flammen.

"Sensei Yuriko..." - "Lass das 'Sensei' weg Naruto. Ich bin nicht euer Sensei und auch nicht euer Teamführer. Ich bin nur ein Mitglied eures Teams und habe Sai und Yamato ersetzt", unterbrach ich ihn sanft.

"Äh okay. Yuriko, du hast jetzt noch keinen Wachdienst." Ich lächelte stumm. "Ich kann nicht schlafen." Naruto erwiderte nichts mehr, aber die Stille währte nicht lange.

"Sag mal. Du und Sensei Kakashi. Ich glaube, du magst ihn mehr als du denkst",  sagte er und ich verschluckte mich an meinen imaginären Nahrungspillen.

"Lass den Mist Naruto. Das was du da sagst ist ungefähr genauso wahr, als wenn ich behaupten würde, dass Tsunade keinen Sake mehr trinkt", antwortete ich kalt.

"Aber..." - "Halt die Klappe Kleiner."
"Nein. Und weißt du warum? Ich weiß wie es ist, immerzu alleine zu sein. Ich weiß wie es sich anfühlt ausgeschlossen zu werden und wenn sich keiner für einen interessiert! Aber sogar ich habe kapiert, dass Sensei Kakashi in dich verknallt ist! Wie kann man denn bitte so blind sein?! Hör doch endlich mal auf dich selbst zu belügen, sowas kann ich nicht ausstehen!", schrie er mich an und ich fragte mich gerade ernsthaft, ob ich mich verhört hatte.

Mit offenem Mund starrte ich Naruto an.

Erst sagte mir Sakura, dass er geweint hatte.

Und dann kam Naruto damit, dass er mich lieben würde.

Und ich dachte ich sei verrückt geworden.

1185 Wörter.

Kaputter_Stern

Not without you... (Kakashi Ff) {Abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt