Kapitel 21 - Die Entscheidung eines Shinobi

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Ich hatte ihn einfach stehen lassen. Und es tat mir so unglaublich weh, so kalt und abweisend zu ihm zu sein. Ich schlurfte durch die dunklen Straßen von Konoha, ich ließ mich von meinen Beinen einfach irgendwohin tragen.

Wenn der Kopf leer ist, das Herz jedesmal aufs neue bricht und man nicht selbst entscheidet, wo man hinläuft, dann bekommen die Beine ein eigenes Bewusstsein. Und diese brachten mich zu den Steingesichtern der Hokage.

Ich setzte mich auf den Kopf des Yondaime. "Sensei Minato, du würdest mich jetzt bestimmt dazu überreden, mit ihm zu sprechen", murmelte ich leise. Ja, der gelbe Blitz war auch mein Sensei. Und er war sein ganzes Leben lang ein vernünftiger Mensch.

Ganz anders als ich. So dumm wie ich war nicht einmal Naruto, auch wenn er sich immer gleich ohne nachzudenken ins Geschehen warf. Ich seufzte, zog die Beine an meinen Körper und umschloss sie mit meinen Armen.

Ein kühler Luftzug jagte mir die Gänzehaut auf den Körper. Trotz meines Mantels war mir kalt und ich zitterte ein wenig. Aber das Dorf lag so schön ruhig unter der Decke des Nachthimmels da und der Anblick war einfach ungemein beruhigend.

Aber die Dunkelheit, in der man praktisch nichts sehen kann, riss an meinen Emotionen und holte sie an die Oberfläche. Trauer, weil ich nicht reden konnte. Wut, weil ich so feige war. Schmerz, weil ich ihm aus dem Weg ging.

Und all das zusammen zu verbinden, trieb mir die Tränen in die Augen. Ich fühlte mich so nutzlos, unbrauchbar, unsichtbar. Man kann dem ganzen zusammen auch ein einziges Wort geben.

Traurig. So fühlte ich mich. Die Last, allein zu sein, war schwer und lange würde ich sie nicht mehr tragen können. Ich erinnerte mich an etwas, dass mein Bruder mal zu mir gesagt hatte.

Wir sind Zwillinge. Aber trotzdem sind wir normale Geschwister. Und eins sind wir ganz bestimmt. Beste Freunde! Ich werde immer für dich da sein und du für mich. Das müssen wir versprechen!

Mir lief eine Träne die Wange herunter. Wir waren jung, dumm und naiv. Und noch klein. Viel zu klein, um zu sterben, aber für meinen Bruder war das wohl so bestimmt gewesen. Und trotzdem hatte er mit sieben Jahren schon das Gedächtnis eines Jonin und die Fähigkeiten eines Hokage.

Und als ich dann auch noch meinen besten Freund verlor, wollte ich von da an schon so oft einfach gehen. Und nie hatte ich es getan. Mehr Tränen liefen über mein Gesicht und ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich damals schon gegangen wäre.

Erschöpft schloss ich meine Augen und legte den Kopf auf meine Knie. Der Wind wehte erneut pfeifend über Konoha. "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte diese Stimme, die ich in den letzten Wochen so sehr vermisst und doch versucht hatte, zu verdrängen.

Ich antwortete nicht und sah hoch in den dunklen Himmel. Viele kleine Sterne spickten diesen und erwiesen dem Vollmond ihre Ehre. Wortlos ließ er sich neben mir nieder, doch zeigte ich keine Reaktion.

Ich senkte meinen Blick wieder auf das Dorf. Es wurde zunehmend kälter und ich zog meinen Mantel fester um meinen Körper zusammen. Ich würde sicher krank werden, wenn ich noch länger hier bleiben würde. Aber das war mir egal.

Ich wollte gehen. Hier und jetzt. Lange hatte ich darüber nachgedacht und diesen Gedanken immer wieder verdrängt. Doch jetzt, nachdem ich hier war, hatte ich mich von all meinen Gedanken befreien können.

Und ich war mir meiner Entscheidung sicher. Langsam stand ich auf und spürte seinen Blick, der jede meiner Bewegungen verfolgte. Noch während ich lief sagte ich etwas, dass alles und doch nichts verraten würde.

Ich drehte mich um und sah ihn an. Und bevor er realisierte, was ich vorhatte, ließ ich mich mit diesen Worten fallen:

"Vergiss mich nicht."

Ich schloss meine Augen und konnte seit langer Zeit wieder ehrlich lächeln. Jetzt wusste ich, wie sich Freiheit anfühlte.

"Yuriko!" Sein Schrei schnitt mir schmerzhaft ins Herz, obwohl ich dachte, dass jetzt alles vorbei wäre. Noch während ich fiel verlor ich das Bewusstsein.

Kakashi. Glaube mir, es ist besser so.

679 Wörter. Nein, es ist nicht zu ende.

Kaputter_Stern

Not without you... (Kakashi Ff) {Abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt