Kapitel 22

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Kakashis Sicht

Sie hatte sich fallen lassen. War sie denn verrückt geworden?! Ich sprang ihr hinterher und schaffte es erst im letzten Moment, sie aufzufangen.

Als ich auf dem Boden landete, rutschte ich nach hinten. "Was machst du denn für einen Unsinn?", murmelte ich und sah sie an. Sie war bewusstlos. Ich brachte sie ins Krankenhaus, aber warum, sagte ich den Ärzten nicht. Es musste nicht jeder wissen, was Yuriko vor hatte.

Mir wurde ein Zimmer gesagt, das noch frei war und ich lief den entsprechenden Gang entlang. Irgendwie schaffte ich es auch, die Tür zu öffnen, ohne sie fallen zu lassen.

Ich legte sie auf dem Bett ab und deckte sie zu. Ob es Trauer war, die mein Herz erdrückte oder etwas anderes, wusste ich nicht. Nur kamen immer wieder die Erinnerungen von Rin's Tod zurück, wenn ich Yuriko so sah.

Und eigentlich verdrängte ich diese Erinnerungen immer. Es war meine Schuld, dass sie nicht mehr lebte und die Albträume verfolgten mich noch bis heute.

Ich drehte mich um, ging zur Tür und verließ das Zimmer. Mit den Händen in den Hosentaschen trat ich in die kalte Nacht und guckte hoch in den Himmel. Nach einer weile machte ich mich auf den Weg nach Hause.

Yurikos Sicht

Geräusche, so wie das Zwitschern von Vögeln, drangen an meine Ohren. Bin ich tot? Ich bewegte mich leicht, unter mir war es weich. Ich machte meine Augen auf. Weise Wände.

Ich bin im Krankenhaus?, dachte ich verwirrt und ein bisschen enttäuscht. Wie war ich denn hierher gekommen? Ich stieg aus dem Bett und stellte mich ans Fenster. Draußen schien die Mittagssonne und erwärmte das Zimmer und mein Gesicht.

Ich sah an mir herunter. Ich hatte keine einzige Verletzung. Es klopfte an der Tür und ich zuckte zusammen, bevor ich die Person nach drinnen ließ. Ich drehte mich nicht um, sondern sah weiter aus dem Fenster.

"Sie sind also wieder wach, wie schön", sagte eine weibliche Stimme. "Können Sie mir sagen, wie ich hierher gekommen bin?", fragte ich die Schwester. Die kicherte kurz und mir wurde klar, dass sie mehr wusste als ich wissen wollte.

"Um ehrlich zu sein ja. Gestern Nacht kam Kakashi mit Ihnen auf dem Arm durch den Eingang gelaufen. Es schien nicht dringend zu sein, aber Sie waren bewusstlos. Er hat uns aber nicht gesagt, warum und wir haben nicht gefragt", erklärte sie mir und ich wandte mich doch um.

"Kakashi war das?", fragte ich sie ungläubig, als mir wieder einfiel, dass er gestern Nacht auch bei den Steingesichtern war. "Warum werden Sie denn rot im Gesicht? Haben Sie Fieber?", fragte die Frau scheinheilig und kicherte wieder.

"Was ist so lustig?", fragte ich sie giftig und sah sie aus kalten Augen an. "Nichts", antwortete sie und das Lächeln auf ihren Lippen verschwand. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch und machte sie wieder auf.

"Tut mir leid. Im Grunde können Sie ja nichts dafür. Aber ich glaube, ich hab gestern was ziemlich dummes gemacht", meinte ich freundlicher und lächelte leicht.

"Nun ja. Eigentlich wollte ich Ihnen nur sagen, dass Sie gehen können."

Ich nickte. Sie war eine fremde Person und ich war nicht von der Sorte Menschen, die jedem alles erzählte, aber vielleicht sollte ich ihr sagen, warum ich ohnmächtig war. Und bevor ich mich für was anderes entscheiden konnte, waren die Worte schon aus meinem Mund abgehauen.

"Ich wollte mich umbringen. Nur deshalb war Kakashi hier." Ihre Augen weiteten sich entsetzt, aber ich wandte den Blick nicht ab. Sie fragte glücklicherweise nicht nach, warum und weshalb und ich war sehr froh darüber.

Da ich sowieso nach Hause durfte, ging ich mit der Schwester zusammen aus dem Zimmer. Draußen auf dem Flur blieb sie stehen, als ob ihr etwas eingefallen wäre. "Ach ja, das sollte ich Ihnen ausrichten. Sie sollen zum Hokage kommen, sobald sie die Klinik verlassen."

Ich nickte dankend und löste mich mit Shunshin no Jutsu auf. Ich tauchte auf dem Dach des Hokageturms wieder auf. Konnte ich denn nicht einmal vor dem Gebäude landen? Ich sprang zum Eingang hinab und lief schnellen Schrittes den Gang zu Tsunades Büro entlang.

Vor ihrer Tür klopfte ich und sie bat mich herein. "Ah Yuriko. Mit dir muss ich unbedingt reden", sagte sie ernst und ich schluckte unmerklich. Ich nickte.

"Yuriko, Kakashi kam gestern mitten in der Nacht zu mir nach Hause. Der Grund dafür war, dass er mit angesehen hat, wie du dich vom Kopf des Yondaime hast fallen lassen. Wenn er dir nicht hinterher gesprungen wäre, hätte Konoha einen starken Jonin verloren. Eine Kunoichi, die klug, stark und gewissenhaft ist. Warum hast du das gemacht?", erzählte sie mir direkt.

Mein Blick senkte sich auf den Boden und ich schwieg zuerst. "Wenn's dir nichts ausmacht, würde ich das gerne für mich behalten. Ich hatte meine Gründe", murmelte ich zurückhaltend und Tsunade seufzte.

"Nun gut. Ich kann dich nicht zwingen, es mir zu erzählen. Aber ich finde, dass eine Person ein gutes Recht auf eine Erklärung hat", antwortete sie und forderte mich auf, sie anzuschauen. Ich hob meinen Kopf und sah in zwei ernste braune Augen.

"Vielleicht ist das so. Aber ich kann das nicht", sagte ich wahrheitsgemäß. Tsunades Blick wurde scharf wie ein Shuriken. "Hast du auch nur ansatzweise eine Ahnung, wie er sich fühlt? Und wie er sich gefühlt hat? Ich kenne ihn sehr gut und er zeigt selten seine Gefühle, aber das gestern hat sogar mich fassungslos dastehen lassen. Er war nicht nur extrem aufgewühlt, sondern auch traurig. Du kennst seine Vergangenheit, du warst auch mit Rin und Obito befreundet. Und dann mutest du ihm so etwas zu."

Mein Blick wurde kalt und meine Stimme so schneidend wie die Klinge meines Katanas. "Weißt du, Tsunade, er kann mich nicht leiden und ich kann ihn nicht leiden. Und nichts wird das je ändern können."

Der Blick des Godaime wurde wütend. "Und weißt du, Yuriko, dass ich dir kein einziges Wort mehr glaube?! So blind kann man doch wohl nicht sein! Sogar die kleinsten im Dorf können sehen, was zwischen dir und Kakashi läuft!", schrie sie und ich trat einen Schritt zurück.

"Lass es, Tsunade. Lieber bin ich blind", sagte ich kalt. Dass mir dieser Satz mehr weh tat als wenn mir jemand ein Kunai in den Körper stieß, ließ ich mir nicht anmerken.

"Und ich sehe den Schmerz in deinen Augen", gab sie zurück. Um vom Thema abzulenken, fragte ich sie, ob wir eine neue Mission hatten.

"Ja. Ihr müsst eine geheime Schriftrolle aus Sunagakure entgegen nehmen und sie sicher nach Konohagakure bringen. Die anderen aus deinem Team wissen es schon. Die Mission geht morgen früh los, bereite dich gut darauf vor."

1105 Wörter.

Kaputter_Stern

Not without you... (Kakashi Ff) {Abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt