Kapitel 10 ~ Die Elemente

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„Meine Familiengeschichte?" wiederholte Paris.

„Es wäre glaub ich gut, wenn du mir einfach nur zuhören würdest. Glaub mir, die Geschichte ist unglaublich. Unglaubwürdig. Du solltest dich besser hinsetzten." Meinte Damon und ging zum Schrank um sich ein neues Glas zu holen um dieses wieder mit Bourbon zu füllen. Als er das getan hatte ließ er sich erschöpft ins Sofa fallen und sah in den Kamin. Zögerlich setzte sich Pairs neben ihn und sah in das flackernde Feuer. Er zuckte kurz zusammen als er sich einbildete dort Gestalten zu sehen. Dann begann Damon zu erzählen.

„Du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, aber ich bin nicht aus dem bloßem nichts entstanden. Nein. Den Menschen mag es schwer fallen, zu glauben, dass das Licht und die Finsternis eine materille Gestalt haben können. Genauso schwer fällt es ihnen zu akzeptieren, dass auch die Elemente Gestalt annehmen können.

Am Anfang da gab es die vier Elemente. Die gab es schon immer. Feuer, Erde, Luft und Wasser. Sie sind der Bestandteil der Erde. Sie sind die Existenz all dessen das wir kennen.

Damals, als die Menschen noch an die tatsächliche Existenz der Elemente als materielle Gestalt glaubten, wandelten die Elemente auf der Erde. Sie sahen die Gestalt der Menschen und lebten so mit ihnen.

Doch das Mensch sein währt nicht ewig. Es musste etwas für die Menschen nach den Tod geben. Sie sollten nicht vom Feuer verbrannt, vom Winde verweht, vom Wasser ertrunken oder von der Erde verschluckt werden.

Dich sollte es nicht wundern wenn ich jetzt sage, die Finsternis entstand aus dem Feuer und der Erde. Trotz der Dunkelheit existiert hier frische unverdorbene Erde. Und das fließende Feuer ist doch auch nicht zu übersehen. Das Licht entstand aus dem Wasser und der Luft. Dort ist denke ich mal alles hell und klar, wie auf Wolken wobei kristallklare Flüsse fließen.

Wie dem auch sei, nach dem Tod gingen die Menschen nun also ins Licht oder in die Finsternis. Das waren nur Begriffe. Und Eovin und ich wurden die materielle Inkarnation davon.

Die Elemente zogen eine klare Linie zwischen Licht und Finsternis. Die guten Menschen kamen ins Licht, die nicht so guten in die Finsternis. Gut und böse war immer klar zu unterscheiden, zu definieren. Es gab keinen Grad zwischen Gut und Böse. Gut und Böse konnte nie eins sein. Weil Licht und Finsternis auch nicht dasselbe sein konnte.

Zugegeben, ich hatte schon immer meine Ansicht von Gut und Böse. Jeder hält das für gut auf dessen Seite er steht. Das andere war immer jeweils das Böse. So sah ich mich selbst nicht als böse an. Aber ich erkannte auch dass ich nicht gut war. Ich sah Eovin. Sie war vollkommen. Unschuldig, rein, ehrlich, treu. Sie war die pure Inkarnation von gut. Ich dagegen war impulsiv, aggressiv und zerstörerisch.

Ich und Eovin wandelten zwischen den Menschen als gehörten wir dazu. Sie wussten zwar wer wir waren, aber es machte ihnen nichts aus. Den Elementen machte dass auch nichts aus. Sie wanderten ja selbst zwischen den Menschen umher.

Aber auch wenn wir unter den Menschen wandelten, äußerlich schienen wie sie, waren wir dennoch anders. Eovin und ich waren etwas Höheres. Nicht so hoch wie die Elemente, aber weit aus gehobener als die Menschen.

Eovin und ich verbrachten viel Zeit deshalb miteinander. Uns war klar, dass wir unterschiedlicher nicht sein konnten. Dennoch konnten wir uns aber auch nicht ähnlicher sein.

Es war normal gewesen mit menschlichen Körpern zu wandeln, bloß hatte keiner von uns gerechnet, dass mit dem menschlichen Körper auch menschliche Instinkte und Gefühle entstehen würden.

Ich und Eovin haben paar Jahrtausende gebraucht um das zu entwickeln. Als uns dann aber klar war was los war...

Uns wurde beiden klar das menschliches Hingezogen Sein zwischen uns beiden entstanden ist. Anfangs taten wir, als wäre das nichts Bedeutendes. Eovin und ich waren beide irritiert von diesem merkwürdigen Gefühl. Wir wussten nicht was damit anzufangen war und existierten einfach weiter.

Wir sahen aber wie die Menschen lebten. Wir sahen wie Menschen mit Gefühlen umgingen. Wir sahen wie sie mit Liebe, Freude, Wut und Trauer umgingen. So entwickelten sich dann mein und Eovins Charakter. Unsere Charaktereigenschaften wurden stärker. Wir beide fingen auch an zu begreifen wie extrem dieses Band namens Liebe sein konnte. Wir hatten beide das Gefühl durchzudrehen.

Wir trauten uns aber nicht den Elementen gegenüber irgendetwas davon zu erzählen. Sie erwarteten von uns dass wir sie nicht enttäuschten. Und Eovin und ich wollten dass auch auf gar keinen Fall. Wir hofften, dass es nie dazu kommen würde. Aber eines Tages verfielen wir dann doch dem menschlichen Instinkt.

Eovin geriet sofort in Panik. Sie war kaum zu beruhigen. Wir wussten beide was wir getan hatten war falsch. Wir wussten es beide und es war uns beiden egal. Bis zu dem Tag als Eovin nicht mehr grundlos panisch war.

Als die Elemente erfuhren das Eovin schwanger war, schrien sie uns als wären wir zwei törichte Kinder gewesen. Sie hatten uns doch klar und deutlich gesagt gehabt, dass es zwischen Licht und Finsternis eine Grenze gab. Das Licht und Finsternis nicht eins sein konnten. Es konnte kein Gut und gleichzeitig Böse geben.

Die Elemente beschlossen dass es in uns kein Vertrauen mehr gab und wollten uns beide wieder vernichten. Da erkannte ich dann wie sehr ich deine Mutter verdorben hatte. Der Gedanke daran nicht mehr zu sein versetzte sie so in Panik, dass sie Verrat begann. Früher hätte sie sowas nicht getan. Sie hätte die Schuld auf sich genommen.

Sie heulte dem Feuer vor, dass sie das nicht gewollt hatte und dass es alles bloß meine Schuld sei. Ich protestiere. Aber es stand Aussage gegen Aussage. Und da sie ja das treue ehrliche unschuldige Licht war...

Die Elemente sperrten uns beide jeweils weg in die Verbannung. Eovin hatte ja nichts verbrochen und die Existenz weiterhin verdient. Aber der eine kann nicht existieren während der andere eliminiert wird. Es muss immer ein Gleichgewicht herrschen. Also schickten sie uns beide in die Verbannung.

Unsere eigenen Eltern haben uns verbannt und weggesperrt. Wegen Eovins Verrat leben wir nun beide in Gefangenschaft. Eovin ist der Grund für all das einsame Leid dass ich ertragen muss. Ich schwor mir, falls ich sie jemals wieder sehen würde, dass ich sie töten würde. Sie und die Elemente."

Paris hatte während Damons ganzen Vortrags stumm in den Kamin gestarrt. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er wusste nicht einmal ob er was sagen wollte.

„Eovin hat dich anscheinend behalten dürfen.", setzte Damon wieder an. „Als ich von deiner Geschichte gehört habe, dass du bei den Anirys warst, wie du dich im Älter werden zum Demire entwickelt hast, wie impulsiv und streitlustig du wurdest. Dass du Perlmuttfarbenes Blut hattest und Flügel, diese aber aus Obsidian und nicht aus Kristall waren. Mir war sofort klar wer du bist.

In dir steckt sowohl Licht als auch Finsternis. Wie du existieren kannst ist ein Wunder. Und dennoch existierst du und trägst Licht und Finsternis, Erde und Feuer, Wasser und Luft in dir. Du bist alles. Und das macht dich zum höchsten aller Existenzen."


°°°

Hoffe ihr versteht Paris' "Abstammungslinie". :D Was haltet ihr eigentlich von Damon? Würde mich ganz gern interessieren. Freue mich auch auf viele weitere Kommentare von euch. ^-^

♥ Alex

Bracelet (2) - Go into darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt