Kapitel 29 ~ Von Bekannten, Vertrauten, Fremden und Feinden

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„Hörst du das?" unterbrach ich Gabriel. Er hielt verwirrt mitten im Reden inne und sah mich misstrauisch an. Aber ich ignorierte ihn einfach. Ich versuchte mich auf das Geräusch zu konzentrieren. Es war nur ganz leise, ganz fein. Es hörte sich an wie...

„Das Kristall." Murmelte ich und stand von der Fensterbank auf.

„Penelope, was redest du da?" wollte Gabriel wissen und trat lautlos hinter mich. Ich sah unentwegt auf den Boden unter mir und versuchte mir einzureden dass ich kein ganz harmloses vibrieren spürte. Tat ich aber.

„Wir müssen hier weg.", Sagte ich entschlossen und ging langsam rückwärts um die Risse die sich auf dem Boden bildeten nicht aus den Augen zu verlieren. „Ich befürchte der Boden bricht hier gleich ein..." Im nächsten Moment gab ich auch schon einen spitzen Aufschrei von mir als das Kristall unter mir wegbrach. Hätte Gabriel mich nicht sofort gepackt und weggezogen wäre ich dort eingebrochen.

Ohne zu zögern, liefen wir aus dem Zimmer. Ich brauchte nicht zurück zu blicken um zu wissen was passierte, ich hörte wie der Boden hinter uns zu Staub zerfiel. In diesem Moment, war mir nicht wirklich bewusst dass mich der Sturz in die Tiefe nicht töten würde. Ich hatte einfach nur Angst. Weshalb ich gar nicht sagen konnte, wie viel Zeit vergangen war als ich und Gabriel draußen standen. Mir kam es vor als wäre erst ein Wimpernschlag vergangen.

Draußen angelangt versuchte ich erstmal zu Atem zu kommen und sah mich in der Umgebung um da es totenstill wirkte. In weiter Ferne, erkannte ich jedoch dann eine Gestalt die in der Wiese kniete. Ich stupste Gabriel an und zeigte auf die Person in weis. Wir wechselten einen kurzen Blick und beschlossen dann zu ihr zu gehen. Als wir dann näher waren, hörte ich wie sie schluchzte. Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben und uns den Rücken zugewandt. Sie hatte langes platinblondes welliges Haar, und ohne die Kristallkrone die darauf thronte hätte ich sie so nicht erkannt.

„Alicia." Rief ich und lies mich vor ihr ins Gras fallen. Sie hob ihren Kopf und wischte sich ihre Tränen aus den Augen.

„Was ist denn los?" fragte ich sie und musterte sie besorgt. Bei dem Gedanken was sie mir antworten könnte verdrehte es mir den Magen. Ich sah aus den Augenwinkeln wie Gabriel Alicia verunsichert musterte.

„Es ist Dayla.", schluchzte Alicia „Sie provoziert ihn. Sie lockt ihn aufs Aschefeld. Dayla wird uns noch alle töten. Alle. Sie wird nicht nur das Böse auslöschen sondern auch das Gute. Dayla hat den Verstand verloren, sie ist nicht mehr zu retten."

***

Ich und Gabriel waren sofort mit Alicia aufs Aschefeld gegangen. Erst als ich dort war, fiel mir auf dass ich mir zuvor kein Bild davon gemacht hatte. Ich hatte das Wort Aschefeld vernommen gehabt und hatte mir einfach eine weite flache verbrannte Ebne vorgestellt. Nun, das traf keineswegs auf das Aschefeld zu.

Natürlich, das Aschefeld war Teil von Darkness, demnach brannte hier und da mal ein Feuer aus unerklärlichen Gründen. Wo keine Steinschluchten und schwarze Felsen in der Hügellandschaft waren, wuchs tatsächlich Gras, aber es war wie Michael es gesagt hatte verbrannt. Es wuchs graues verbranntes Aschegras auf dem Aschefeld. Die Spitzen der Grashalme glommen vom roten Feuer und vor meiner Nase schwirrte ab und an ein graues Teilchen vorbei. Asche nun mal.

Das alles sah ich als ich aus dem Wald raustrat, und die ganzen Anirys und Demires in weiter Ferne die sich bekämpften. Es war ein wirres durcheinander. Eine Mischung aus schwarz und weiß. Alles schien zu grau zu verschwimmen. Das strahlende Feuer und der umherfliegende Ruß machten alles noch viel schwieriger zu erkennen und zu unterscheiden.

„Ich bin dann mal fort.", ertönte es von Alicia. Sie drehte sich zu uns und hatte ein trauriges Lächeln auf dem Gesicht. „Im Normalfall sage ich immer, möge das Licht siegen, aber zum ersten Mal ist das nicht mein Herzenswunsch. Ich hoffe nur inständig auf eine bessere Welt. Viel Glück euch beiden, und wenn es nicht von eurer Seite weicht wird das nicht unser letztes Gespräch sein." Dann lief sie den Wald entlang und verschwand in der Hügellandschaft. Ich sah ihr solange hinterher bis ich sie nicht aus den Augen verlor und nicht mehr wusste welcher weiße Punkt Alicia war.

Bracelet (2) - Go into darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt