„Marc!“, schrie sie, sobald sie die Tür geöffnet hatte. Sie wollte die Tür zuknallen, doch er hatte bereits seinen Fuß drinnen und drückte sie auf.
Es war ein Fehler, sich nach Klopfzeichen zu richten, das wusste sie jetzt.Und diesen Fehler bezahlte sie jetzt mit der Tatsache, dass Marc im Haus war.
Durch die Kraft, mit der er die Tür aufstieß, wurde sie ein paar Meter zurückgestoßen. Er war im Haus! Sie musste so schnell wie möglich weg! Sie musste einen der Notschalter erreichen, der sie und die anderen von Marc abschotten würde!
Cassie rannte ohne groß nachzudenken los. Sie hatte die Hälfte des Flurs durchquert und war gerade an ihrem Zimmer vorbei, als sie das Klicken hörte. Das Klicken, das ihr alles verriet und ihren Magen verkrampfen ließ. Das Klicken einer Pistole. Sie wusste was das hieß! Ein Klick, bedeutete Waffe entsichert und das wiederum hieß sie musste schneller laufen!
Während das zweite und letzte Klicken ertönte, hörte sie Marc lachen.
„Ich würde stehen bleiben und mich umdrehen!“, sagte er. „Es sei denn du willst die Kugel in deinem hübschen Hinterteil wieder finden! Das könnte aber später peinlich werden!“
Cassie hatte die Treppe erreicht. Die Treppe und einen der Knöpfe. Würde sie ihn betätigen, würde sich die Tür zwei Meter entfernt vor der Treppe schließen. In sechs Sekunden zwei Meter zu laufen war machbar!
„Cass?“, hörte sie die Stimme, die sie gefrieren ließ, statt sie wie üblich zum Schmelzen brachte. „Was machst du da unten für einen Lärm?“
Blitzschnell wandte sie den Blick die Treppe hinauf und starrte Niall an.
Niall! Er sah so verschlafen aus. Vermutlich war er durch den Krach aus einem wunderbaren friedlichen Traum geschreckt.
Sie wollte ihn warnen, ihm etwas zurufen, doch die Angst um ihn schnürte ihr die Kehle zu.
Wie einen Film sah sie die Bilder aus ihrem Traum vor sich ablaufen. Noch einmal sah sie seine weit aufgerissenen Augen, als er wusste, dass sie sterben würde. Wieder sah sie, wie er rückwärts fiel und dann mit diesem klaffenden Loch in der Stirn leblos mit geöffneten leeren Augen da lag.
Auf keinen Fall durfte es Wirklichkeit werden.
Cassies Kopf schnellte wieder zu Marc, der langsam und grinsend mit einer Pistole in der Hand auf sie zukam.
Er würde gleich in Nialls Sichtfeld geraten. Sobald er in den runden Flur kommen würde, wäre er in Nialls Blickfeld und Niall in seinem.
Drei Schritte noch. Zwei Schritte noch. Einer.
Und dann hörte sie auch schon, wie Niall die Luft einsog und ihren Namen rief.
Cassies Kopf schnellte wieder zu Niall. Er hatte die Augen weit aufgerissen. Und rief ihr etwas zu, doch sie hörte ihn nicht. Sie hörte nichts mehr. Nahm nichts mehr um sie herum wahr. Sie sah nur ihn und einen Schemen seines leblosen Körpers, wenn ihm etwas passieren würde.
„Es tut mir Leid!“, flüsterte sie, war sich aber sicher, dass er es in ihrem Blick würde lesen können. Und dann mit einer schnellen gezielten Bewegung knallte sie mit ihrer Hand auf den Knopf. Die Tür begann sich zu schließen, doch Cassie bewegte sich nicht. Marc hatte eine Pistole, sie würde es ohnehin nicht zu Niall schaffen. Jetzt zählte nur noch die Sicherheit ihrer Freunde.
Sie sah, wie Niall auf sie zu gerannt kam, etwas schrie und dann war die Tür zu. Er war weg. Nein, nicht weg, er war hinter der Tür. Er war, genau wie die anderen vier, in Sicherheit. Doch die Angst, die in seinen Augen gelegen hatte, würde sie nie vergessen. Dieser Anblick gefror sie bis ins Mark. Sie wollte ihn nicht so sehen! Niemals! Aber in diesem Augenblick war es ihr lieber, als ihn noch ein einziges Mal wie in ihrem Traum sehen zu müssen.

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Unsere Welt
Fanfiction!!!Fortsetzung von >Eine völlig neue Welt!<!!! Nach der Beerdigung von Cassie müssen ihre Liebsten lernen weiterzuleben. Doch was ist, wenn man nicht loslassen kann oder will? Werden ihre Freunde mit der Zeit lernen mit dem Schmerz umzugehen...