Der Sklavenhändler schien zu bemerken, dass ich mich für seine Ware interessierte, denn er fuhr die Frauen an. ,,Heh, präsentiert euch! Der Herr da möchte eure Vorzüge bewundern!" Innerlich freute ich mich total über das eben gesagte, der Plan scheint zu funktionieren, jetzt müssten nur noch die anderen Crewmitglieder davon überzeugt werden.
Der Händler nickte 'dem Kunden' zu, doch dieser starrte nur mit finsterer Miene zurück.
Jaydens Magen ballte sich zusammen, denn er konnte kaum mitansehen, wie der junge Mann litt und gegen eine Ohnmacht ankämpfte. Wie viele Stunden kniete er schon in dem Käfig? Seine Haut war an zahlreichen Stellen krebsrot und an seinen Schultern blätterte sie bereits ab. Er musste lange Zeit in der Sonne verbracht haben. Die spröden Lippen zeigten Jayden, dass er kurz vor dem Austrocknen stehen musste und auf der Brust zeichneten sich seine Rippen mehr als gewöhnlich ab, obwohl er nicht schmächtig war.Flatternd öffneten sich seine Lider, die geschwollen und rot umrandet waren. Als sein Blick meinen traf, legte mein Herz an Tempo zu. Smaragtgrün traf auf Sturmgrau. Mich selbst musste ich zwingen, den Blick zu lösen, um einen letzten Seitenblick auf den Steckbrief zu werfen. Schwarze Haare, graue Augen, ja selbst mit Sonnenbrand, verdrecktem Gesicht und ausgemergelten Körper, wusste ich. Der Mann vor mir ist Trafalgar Law
und ein Pirat.Aber seltsamerweise verschwendete er daran keinen weiteren Gedanken. Auch nicht daran, dass er alle Piraten hasste, genauso wie die meisten Mitglieder seiner Mannschaft und dass sie sich als Ziel gesetzt hatten, sämtliche Kopfgelder der Piraten einzusacken, hatte er in dem Moment bereits vergessen, als er den Steckbrief des jungen Erwachsenen zum ersten Mal sah - zumindest für diesen Piraten. Erst vor 6 Tagen hatten sie erneut einen Piraten abgeliefert und eine gewaltige Belohnung von 280 Berry bekommen, ob die Ware bei der Anlieferung Tod oder lebendig war, wusste er zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Dafür hatte er bereits zu viele Piraten vorbeigebracht, ja die Marinesoldaten kannten ihn sogar schon beim Vornamen.
Die kurze Zeit in der Jayden ihm nicht in die Augen geschaut hatte, fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, aber jetzt trafen sich ihre Blicke erneut. Zielgerichtet und klar schaute "dem Käufer" ein graues Augenpaar entgegen. Trafalgar musste einen eisernen Willen besitzen, denn er wirkte keineswegs gebrochen. Mochte sein Körper auch geschwächt sein, in Trafalgars Augen lag eine Entschlossenheit, die Jayden schon bei anderen Gefangenen gesehen hatte. Solche Menschen brachten ihre Peiniger früher oder später um.
Froh, dass der junge Mann offensichtlich noch einen gesunden Geist besaß, atmete Jayden auf und ging um den Wagen herum. Dann hielt er dort die Plane zur Seite gerutscht ist, an.
"Wie viel für den Schwarzhaarigen da?", fragte er den Händler, wobei Jayden versuchte, seine Stimme möglichst autoritär klingen zu lassen. Unauffällig steckte er das Papier weg und wischte sich die feuchten Finger an der Hose ab.
,,Was? Ihr meint den Mann? Der ist nicht verkäuflich", murmelte der Händler.
,,Das glaube ich nicht. Jeder hat seinen Preis, nennt mir einen!"
,,Hunderttausend Berry und er gehört Euch." Der Verkäufer entblößte grinsend seine braunen Zähne. Er rechnete wohl fest damit, dass ihm der Gefangene genau so viel Wert war.,,Hunderttausend Berry für den halb verhungerten Burschen?", empörte sich Jayden. ,,Das ist Wucher!" Jayden musste verhandeln, weil er nicht so viel Geld bei sich trug. ,,Wo kommt der überhaupt her?"
Die Augen des Händlers wurden groß, dann kratzte er sich an seinem stoppelbärtigen Kinn. ,,Ähm, ich hab ihn ein paar Fischern abgekauft. "Ich weiß nicht, woher er kommt." Der Hüne schien genau zu wissen, was für eine Strafe ihm wegen Sklavenhandels gebührte und erst recht, wenn er einen Blaumeerer gefangen hielt. Zudem war ihm sehr wohl bewusst, welcher Nationalität Trafalgar angehörte, das stand ihm ins Gesicht geschrieben. Bevor der Händler jedoch mit Sack und Pack verschwinden konnte, musste Jayden unbedingt den Mann befreien, also wechselte dieser schnell das Thema.
,,Er sieht krank aus", sagte er, auch um den Preis zu drücken. ,,Der macht es wohl nicht mehr lange." Tatsächlich wirkte Trafalgar nicht wie das blühende Leben, aber viel Flüssigkeit sowie eine deftige Mahlzeit und er wäre bald wieder der Alte, hoffte Jayden. Dann sah er jedoch die aufgerissenen Fußsohlen.
Um Trafalgars wunderschönen Körper nicht zu verstümmeln, hatte ihm der Sklavenhändler die Fußsohlen ausgepeitscht. Der Junge würde kaum laufen können, wenn er überhaupt noch die Kraft dazu besaß. Eine plötzliche Übelkeit stieg in Jayden auf und dieser musste sich beherrschen, den widerlichen Kerl nicht auf der Stelle umzubringen. Aber er würde es dem Bürgermeister überlassen, sich die Hände schmutzig zu machen.
Jetzt riskierte er einen weiteren Blick auf die anderen Gefangenen, die auch nicht besser aussahen. Wenn Jayden gekonnt hätte, würde er sie alle retten. In vielen Teilen dieser Welt war die Sklaverei schon abgeschafft worden, auch auf den Kolonien, aber es wurden immer noch billige Arbeitskräfte gesucht und die Weltregierung hatte schlichtweg keine Zeit, sich jede Woche um neue Sklavenhändler zu kümmern. Denn kaum war der eine im Gefängnis, tauchte ein neuer auf. ,,Mein werter Herr Kapitän, ich kann Euch versichern, dass dieser Bursche gesund ist", säuselte der Hüne, wohl oder übel wurde mir bei diesen Worten warm ums Herz, ob man mir wirklich ansah, dass ich Käpt'n bin? aber er schien sich plötzlich selbst nicht mehr sicher zu sein, ob der Mann gesund ist, denn seine Augen huschten prüfend über Trafalgars nackten Körper. Zitternd blinzelte der Gefangene zu ihnen herüber und öffnete den Mund, aber es kamen nur unverständliche Worte heraus.
,,Außerdem", fügte der Händler leiser an, sodass nur Jayden ihn hören konnte, ,,ist er noch unberührt. Falls Ihr ein enges Loch ..."
,,Wer garantiert mir das?" unterbrach Jayden ihn barsch. Sah er denn aus, als wolle er den jungen Erwachsenen fürs Bett? Nun gut, er würde mitspielen, denn wenn der Kerl herausfand, dass auf den Piraten eine hohe Belohnung ausgesetzt war, würde er diese sicherlich selbst einstreichen wollen. ,,Mehr als fünfzigtausend Berry ist er mir nicht wert!"Mit angehaltenem Atem wartete Jayden darauf, was für ein Urteil der Sklavenhändler fällen würde, aber schließlich nickte der, nahm ihm gierig das Geld ab, sprang auf den Wagen und zerrte Trafalgar aus dem Käfig direkt in Jaydens Arme. ,,Er gehört Euch. Hat mir eh nur Scherereien gemacht. Er braucht eine harte Führung, wenn Ihr ihm Herr werden wollt. Hier, mischt ihm das ins Essen und er ist lammfromm wie ein Schoßhündchen."
Ohne dem Händler zu antworten, entriss Jayden ihm dem dargebotenen Kräuterbeutel. Er würde das Zeug von seinem Schiffsarzt untersuchen lassen. Anschließend zog Jayden Trafalgar an sich und fühlte die Hitze, die der junge Mann ausstrahlte.
Trafalgar, der beinahe so groß war wie er, nur etwas schlanker, blickte ihm unverwandt in die Augen. Ein loderndes Feuer brannte in den grauen Tiefen, und Jayden wäre beinahe darin versunken. Ja, der Sklavenhändler hatte recht, der Junge war ein Rebell. Dieser Umstand hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.
,,Kannst du laufen?", fragte Jayden ihn.
Er nickte nur und starrte ihn weiterhin mit aufgerissenen Augen an.
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Himmel und Hölle zugleich || Trafalgar D. Water Law
FanfictionGestrandet, Verschollen, Vermisst, Verschleppt und Verkauft. Nach all dem, ohne Gedächtnis und ohne seine Teufelskräfte, gerät Law an eine Piratenjäger Crew. Und was hat das alles mit der Weltregierung zu tun? Wird seine Crew ihn finden und von den...