[14] Er hasst es

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Das erste dessen Law sich bewusst wurde, war die Stimme. Es war dieselbe Stimme, die ihn bereits in seinen Träumen verfolgt hatte. Die Stimme, die ihn daran gehindert hatte den letzten Schritt in das was nach dem Leben kommt, zu betreten. Blinzelnd öffnete er die Augen und runzelte die Stirn als er sich in einem fremden Bett wiederfand. Dicke Decken hüllten seinen geschundenen Körper ein. Einen Moment lag er einfach nur da und beobachte das Spiel der Schatten über ihm. Während er versuchte sich daran zu erinnern was, geschehen war. Er erinnerte sich an die Schreckens Schreie der Frauen, an die Hilflosigkeit seiner Seits und an die schrecklichen Schmerzen, die durch seinen Körper fuhren, an das Brechen von Knochen und über allem der kupferhaltige Geruch von Blut. Er hätte gar nicht mehr am Leben sein dürfen, wie also war er in dieses Bett gekommen. Viel wichtiger jedoch war, wieso war er noch am Leben. Seine Glieder fühlten sich taub an, als gehörten sie gar nicht zu ihm und er konnte kaum einen Finger bewegen, geschweige denn den Kopf heben. Für einen Augenblick bekam er es mit der Angst zu tun, was wenn sein Zustand von Dauer war, wenn die Ärzte ihm nicht helfen konnten, denn er wusste, wenn er sich nicht bewegen kann, sind selbst seine Teufelskräfte nutzlos. Er verdrängte die düsteren Gedanken rasch bevor sie ihm den Mut rauben konnten und ließ seinen Blick stattdessen umher schweifen, über endlose Regalreihen voller Bücher und Schriftrollen. Bis er den anderen Mann bemerkte. Der ihn schweigend betrachtete, der Fremde hatte ungewöhnlich helles Haar, nicht gänzlich weiß aber helles Blond. Die Augen seines Gegenübers waren jedoch das faszinierenste, stechendes Grün, welches sich zur Mitte hin mit Cyan traf und zu Aquamarin verschmolz. Es war ein beinahe unheimlicher Anblick. ,,Wer ... seid ihr?" Brachte Law mühevoll hervor. Seine Kehle war wie ausgedörrt und jedes Wort schmerzte in seinem Hals. Der Fremde blinzelte verwirrt und wich Laws Blick aus. ,,Mein Name ist Jayden." Murmelte sein Gegenüber ohne dabei seinem Blick zu begegnen.
,,Du befindest dich auf meinem Schiff." Ein Hauch von Röte erschien auf seinen Wangen und verlieh ihm ein jungenhaftes Aussehen. Er konnte kaum älter als Law selbst sein vielleicht sogar ein wenig jünger.

Law sah auf als sich Schritte dem Bett näherten, Jaydens Schritte stoppten kurz, als er Laws Blick​ begegnete und er sah rasch zur Seite ehe er sich vor dem Bett auf die Knie sinken ließ. Er schien ungewöhnlich scheu für jemanden in seiner Position zu sein. ,, Hier," sagte Jayden leise und schob einem Arm unter seine Schultern, bevor er ihm einen Becher an die Lippen setzte, ,,dies wird euch helfen wieder zu Kräften zu kommen." Die Medizin ran wie flüssiges Gold Laws ausgetrocknete Kehle hinunter und hinterließ eine zuvor nicht gekannte Wärme in seinem Dickdarm. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, als sein Retter ihm half sich wieder in die Kissen zu legen, dennoch biss er schmerzerfüllt die Zähne zusammen. Die Bewegung erinnerte ihn schmerzlich, dass er nur knapp den Tod überlebt hat. ,,Verzeiht mir." Murmelte Jayden, dann spürte er eine kühle Hand auf seiner heißen Stirn. Law wusste, dass er das Fieber so schnell wie möglich senken musste, bevor es weiter steigt und damit er sich richtig erholen konnte. Blinzelnd beobachtete er misstrauisch, wie Jayden wortlos ein Tuch in eine Schüssel tunkt, die er erst jetzt bemerkte. Er ließ es zu, dass sein Retter ihm half. Wissend dass er selbst nicht in der Lage dazu war, wenn seine steifen Glieder jegliche Bewegung verhinderten. Trotzdem war ihm ganz und gar nicht wohl dabei, so auf Jemandes Hilfe angewiesen zu sein. Was der Andere wohl von ihm denken musste, so schwach und hilfsbedürftig wie er vor dem gut gekleideten, sportlichen Mann lag.
,,Ihr habt mich gekauft." Jayden warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu und nickte dann. ,,Was soll ich für euch tun, Jayden?" Jayden erstarte in der Bewegung, bevor er langsam den Kopf drehte, um ihn mit sichtlichem Erstaunen anzuschauen. ,, Ich weiß, dass mein Körper nicht mehr lange mitgemacht hätte, vermutlich wäre ich noch am selben Abend gestorben, hättet ihr mich nicht gekauft und mich behandelt. Also sagt mir Jayden, welche Aufgaben soll ich für euch erledigen, putzen, kochen, die Wäsche reinigen,... oder habt ihr mich aus dem selben Grund gekauft, aus dem auch die Frauen angeboten wurden?" Jayden biss überrascht die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. ,,Ihr schuldet mir nichts, ich bin froh, dass ich euch noch rechtzeitig helfen konnte." Mit dieser Antwort hätte der Verletzte nicht gerechnet. Er blieb still liegen, rührte sich nicht, nicht dass er dazu in der Lage gewesen wäre und starte die hölzerne Decke über sich an. Über diese Antwort musste er erstmal nachdenken. Am besten lange und allein. Nicht zuviel Aufmerksamkeit​ erregend schaute er wieder zu dem Blonden. Dieser war gerade dabei seine sich abschälende Haut mit einer Sonnenbrand Creme einzucremen, ganz vorsichtig fuhren die schlanken Finger über seine empfindliche Haut. Wie er es hasste von anderen gepflegt zu werden, so schwach und hilflos da zu liegen, dem Feind jederzeit ausgeliefert. Innerlich kochte er vor Selbsthass, Scham und Hass auf seinen schwachen Körper. Äußerlich lag er bewegungsunfähig da.
,,Ich fürchte," kurze Pause, ,,ihr müsst in nächster Zeit mit der Gesellschaft meiner Männer und mir vorlieb nehmen müssen, bis es euch besser geht." Sagte Jayden aus dem Nichts. Teilnahmslos schaute Law ihm in die Augen. Er sagte nichts, Jayden erwartete ein Kommentar und schwieg. Law blieb stumm.
Jayden erhob sich und kam kurz darauf mit einer Schale in der Hand zurück. ,,Es wäre gut, wenn wir etwas Nahrung in euch bekommen würden. Bevor ihr wieder einschlaft." Was denkt sich dieser Mann eigentlich, Law hatte ganz bestimmt nicht vor so schnell wieder einzuschlafen, er wollte Antworten und zwar nicht gerade wenige. Dennoch schwieg er, weil er, ein Arzt, wusste, dass sein Körper tatsächlich die Nahrung brauchte.
,,Fühlt ihr euch dazu in der Lage?" Law nickte einmal.

Er konnte spüren, wie die kräftigende Brühe, seine steifen Knochen lockerte und seine Muskeln entspannten, sein verkrampfter Magen, nahm die Suppe misstrauisch auf, doch durch ihre milde und trotzdem nährende Zubereitung, entspannten sich auch bald seine Verdauungsorgane. Entspannt ließ er sich zurück in die Kissen sinken. Seine Augen wanderten zu dem Bullauge gegenüber seines Bettes. Sogar vom Bett aus könnte er sehen, wie die sanften Wellen gegen das Bullauge schlugen, er spürte das leichte hin und her schaukeln des Schiffes, welches ihn unweigerlich müde machte. Krampfhaft versuchte er sich an seine Fragen zu erinnern. Erfolglos. Er beschloss nur kurz seine Augen zu entspannen und sobald er hörte wie sich die Tür öffnen würde, würde er die Augen öffnen und seine Fragen stellen. Mit diesem Vorhaben schloss er die Augen und wurde nach wenigen Augenblicken, durch das sanfte wiegen des Schiffes in einen leichten Schlaf gezogen.
Bis er nach einigen Minuten tief und fest schlief.

Himmel und Hölle zugleich || Trafalgar D. Water LawWo Geschichten leben. Entdecke jetzt