Kapitel 6

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Am nächsten Morgen werde ich davon wach, dass ich ein komisches Geräusch wahrnehme. Zuerst versuche ich zwar, noch mal zu schlafen, aber bei diesem Lärm...Versuch zwecklos! Also schäle ich mich gähnend aus der Decke und tappe in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Eigentlich hasse ich Kaffee ja, aber manchmal ist das die einzige Möglichkeit, nicht in der nächsten Minuten erneut in den Tiefschlaf zu fallen. Auch von der Küche aus kann man die sonderbaren Laute gut hören. "Was zum...", murmle ich und bin kurzzeitig von meiner Trauer um Steffi abgelenkt. Was ist denn das? Wie auf der Jagd nach einem Mörder mache ich mich auf die Suche nach der Quelle der Geräusche. Schnell folge ich den Tönen und schon bald ist mir klar, wer der Ruhestörer ist. "Chris! Warum musst du immer so laut unter der Dusche singen? Da kann ja kein Mensch ruhig schlafen!" Genervt schlage ich mit der Faust gegen die Badezimmertür. Dabei berühre ich das kleine Bild, das an der Tür befestigt ist. Ein kleiner Fisch, den Michel mal auf seine unverkennbare Art gezeichnet hat. Michel ja...Seinen Blick, als ich so in das Zimmer gestürmt kam, werde ich nie vergessen...
>Alle sehen mich an. Die einen liebevoll und traurig (Moritz, Michel und Lotta) die anderen entgeistert und bösartig (Saskia und André). Saskia wirft mir gerade einen besonders giftigen Blick zu und befiehlt mir etwas wie "Raus jetzt, sofort!", aber ich nehme die Worte gar nicht richtig wahr. Meine ganze Aufmerksamkeit ruht auf Steffi und den Kindern. Ihr Anblick versetzt mir immer noch Stiche ins Herz. Sie sieht so klein aus. So elend. Was habe ich nur getan? Wie von selbst laufen Tränen über meine Wangen. Ein lautes Schluchzen lenkt mich in dem Moment ab. Moritz und Michel haben genau gleichzeitig angefangen zu weinen. "Kommt her!", fordere ich meine Kleinen auf, knie mich auf den Boden und sie gehorchen sofort. Schluchzend stürzen sie sich in meine Arme. "Papa!", weinen sie wieder gleichzeitig. Da beginnt auch Lotta zu heulen. "Ich will auch zu Papa!", brüllt sie und windet sich auf Saskias Arm. "Hey, alles gut, meine Kleine!" Saskia wiegt sie hin und her. Sie denkt gar nicht daran, sie runter und zu mir zu lassen. "Meine Kleine!" Pah, das ich nicht lache! Sie ist nicht ihre Kleine, sie ist meine Kleine! "Sie muss sich eh daran gewöhnen, dass sie nicht immer zu dir kann! In den nächsten Wochen wird sie bei uns wohnen, genauso wie Moritz und Michel! Das war so abgemacht und daran ändert sich durch die neue Situation auch nichts!", meint sie nun. "Was?", frage ich und richte mich mit einem Mal auf. "Ihr wollt die Kinder trotzdem in den nächsten Tagen mit aufs Land nehmen wie es ganz normal für die Ferien geplant war? Ohne mich? Obwohl die Kinder gerade ihre Mutter verloren haben?! Das ist egoistisch! Einfach nur egoistisch!" Meine Stimme ist, während ich geredet habe, immer lauter geworden. "Die Kinder bleiben natürlich bei mir! Bei ihrem Vater!", schreie ich. "Das hättest du wohl gerne! Sie kommen mit zu uns! Auf unserem Bauernhof gibt es ganz viele Tiere, die sie von dem Geschehenen ablenken können! Wir können Ihnen allgemein mehr bieten! Und außerdem- Sie müssen sich sich daran gewöhnen, ohne dich bei uns zu sein! Oder wo sollen sie hin, wenn du auf Tour bist?" Saskias Stimme ist doppelt so fest und sicher wir meine, was mich furchtbar ärgert. Aber wie können die sich denn jetzt auch Gedanken über ihren Hof machen, wenn vor ihnen gerade ihre tote Tochter liegt? Mein Blick schweift wieder zu Steffi und sofort füllen sich meine Augen erneut mit Tränen. Meine Frau! Meine Geliebte! Warum muss sie jetzt hier liegen? Ich fühle mich so leer, so ausgesaugt, so hilflos. Ich konnte gar nichts tun, um sie zu retten. Gar nichts. Na gut, ich hätte schneller einen Notarzt rufen können, aber selbst da habe ich komplett versagt! Ich konnte mich nicht einmal richtig von ihr verabschieden. Dabei hat sie mir so viel geschenkt. So viel Kraft, so viel Mut und so viel Liebe. Und die Kinder. Ich kann und ich will nicht ohne Steffi leben! Niemals! "Papa, ich will hier weg!", weint Moritz hinter mir. "Ja, klar, wir gehen auch!", sagt Saskia und macht auf der Stelle kehrt. "Komm, André!" Sie übergibt Lotta André und packt jetzt Michel und Moritz an ihren Armen . "Aber...", versucht André, ihr zu widersprechen. Doch er bricht ab. Voll Trauer beugt er sich noch einmal weinend über Steffi und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Wenigstens er zeigt im Gegensatz zu seiner Frau mal Gefühle! Dann verlässt er hinter den anderen den Raum. "Aber, das sind doch meine Kinder! Ich möchte, dass sie bleiben!", rufe ich ihnen nach, aber Moritz wirft mir nur noch einen unglücklichen Blick zu, dann fällt die Tür hinter ihnen ins Schloss. Warum gehen meine Kinder denn bitte so einfach denen mit? Das können die doch nicht machen! Wahrscheinlich der Schock. Verzweifelt falle ich vor Steffi auf die Knie und fange an, bitterlich zu weinen. Das wird alles zu viel! Doch in dem Moment schwingt die Tür zu meinem Überraschen wieder auf. Erschrocken hebe ich den Kopf. Saskia steht wieder in der Tür. "Meine Handtasche, ich habe sie vergessen!", erklärt sie ihre Rückkehr und macht einige Schritte auf einen Besucherstuhl neben mir zu. "Ach ja, lieber Andreas, falls du es nicht weißt... Ich war früher Chefärztin! In genau diesem Krankenhaus. Ich kenne alle Ärzte hier gut und bin eng mit ihnen befreundet. Also sind sowohl alle Pfleger als auch alle Ärzte voll und ganz auf meiner Seite. Sie glauben mir alles und so habe ich Ihnen ein paar schöne Geschichten erzählt. Von dir und...Naja, es sind nicht gerade schöne Geschichten und sie entsprechen auch nicht alle ganz der Wahrheit, aber... Sie glauben sie mir alle! Und so werde ich mich dafür rechen, dass du mir meine Tochter genommen hast, du..." Sie funkelte mich böse mit ihren grünen Augen an. "Du wirst hier jedenfalls nicht mehr lange sitzen können, das versichere ich dir!" Sie wollte bei diesen Worten wohl hämisch grinsen, doch ich habe die Tränen in ihren Augen nicht übersehen. Immerhin weiß ich jetzt, dass es auch ihr nicht gut geht. "Nun ja, ich werde dir die Kinder wahrscheinlich irgendwann wieder vorbei bringen, ich weiß noch nicht genau, wann! Bis dann, lieber Schwiegersohn!" Mit dem Satz marschiert sie an mir vorbei zur Tür und verschwindet durch diese. Ich atme tief aus. "Ach, Steffi, hilf mir doch! Bitte!" Ich lege meinen Kopf auf ihre Brust und beginne wieder zu weinen. "Bitte!"<

Die Magie des Kämpfens❤ (Ehrlich Brothers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt