Stille. Im Wartezimmer. Mal wieder. Habt ihr eine Idee, über was man sich da unterhalten könnte? Also mir fällt in der Situation immer überhaupt nichts ein! Dabei gibt es doch unendlich viele Sachen, über die man reden könnte...Naja, man muss ja nicht immer gesprächig sein, oder? Wie wäre es stattdessen mit einer dieser super interessanten Zeitschriften auf den kleinen Tisch neben mir...Die Barbara, die Bildzeitung und die Brigitte. Oh, eine schwere Entscheidung...Interessiert mich alles ungefähr gleich wenig! So ein Pech. Noch während ich zwischen Der Bild und der Barbara schwanke, stupst Chris mich an. Er sitzt neben mir. An meiner Seite. Wie immer. Mein kleiner Bruder. "Du weißt, wie du ihr unsere Situation schildern willst?" Ich nicke. Das habe ich mir heute Vormittag genau überlegt. Um nicht vor der Psychologin anzufangen, herum zu stottern und im schlimmsten Fall noch zu weinen. Ich muss doch stark sein. Für Moritz. Meinen Sohn. "Und du weißt auch, was du tust, wenn sie uns kennt? Also, wenn sie die Ehrlich Brothers kennt?", fragt Chris nun leise. Im Wartezimmer hocken ja auch noch andere. Erneut nicke ich. Besser gesagt, es wäre mich relativ egal. Hauptsache sie hilft meinen Sohn. Ehrlich Brothers hin oder her. Die sind wir gerade nicht. "Na dann!" Ich kann deutlich sehen, wie Chris einmal tief durchatmet. Er ist auch angespannt. Das spüre ich. Gerade will ich irgendetwas sagen, was meinen Bruder beruhigen könnte, da schwingt auch schon die Tür auf und eine Sprechstundenhilfe steckt den Kopf herein. "Andreas Reinelt wäre jetzt dran!", gibt sie durch und automatisch spannt sich mein Körper an. Meine ganzen Muskeln. Noch ein Seufzen, dann stehe ich auf. Und verlasse dicht von Chris verfolgt den Raum. Immer der Sprechstundenhilfe nach. Erst einen langen Flur entlang und dann noch durch eine Tür. "Die Fr.Doktor müsste gleich da sein! Sie können sich ja schon mal setzten!", bietet die junge Frau uns an und deutet auf zwei Stühle vor einem großen Schreibtisch aus Holz. Es riecht gut hier. In dem Zimmer. Das ist irgendein Gewürz...So ähnlich wie Salbei...Was ist denn das? Irgendwie beruhigend. Chris und ich nehmen mehr oder weniger motiviert auf den zwei Stühlen Platz. Eigentlich sogar ganz gemütlich. Und warten. Wieder still. Kennen wir ja schon. Klack, schon fliegt die Tür wieder auf und eine Dame, ungefähr in unserem Alter, tritt in den Raum. Freundlich lächelt sie uns an und hält mit ihre Hand hin. "Guten Tag, Herr Reinelt!", begrüßt sie mich. Woher weiß sie bitte, dass ich Hr. Reinelt bin und nicht Chris? Also ich meine, sie kann ja nicht wissen, dass wir Brüder sind! Naja, Psychologin halt. Hat es mir wahrscheinlich angesehen. "Guten Tag!", begrüßt sie nun auch Chris und gibt auch ihm die Hand. "Soooo..." Sie lässt sich auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder. "Also...Schildern Sie bitte noch einmal genau Ihre Situation und das Verhalten Ihres Sohnes!", bittet sie mich und zückt Notizblock und Stift. Ich schlucke. Ja. Wird gemacht. "Also, wir sind Magier! Mein Bruder und ich!" Dabei deute ich auf Chris neben mir. "Und wir haben eine Show..." Ich erkläre ihr alles. Jedes Detail. Und komischer Weise ist diesmal mein Hals gar nicht verstopft oder so...Ganz frei ist er! Und meine Stimme fest. Erstaunlich! Als ich fertig bin, nickt die Psychologin. Als hätte sie nun verstanden, worum es geht. "Okay, dann beginnen wir nun mal mit ein paar Grundsätzlichen Regeln!" Ich nicke. Das ist ein guter Anfang. "Also...Bleiben Sie ruhig! Wenn sie sich riesige Sorgen machen, merkt das Ihr Kind und das gibt ihm nicht gerade ein wunderschönes Gefühl. Ich weiß, Sie fühlen sich um Moment sehr hilflos und haben natürlich Angst, Ihr Sohn könnte noch so einen Versuch wagen, aber das werden wir verhindern! Dafür bin ich jetzt da!" Oh, wie sie mit mit der Beschreibung meines Zustandes aus dem Herzen spricht! Genau so fühle ich mich! Genau so. Hilflos. "Nun, der erste Schritt ist der schwierigste und wichtigste! Sie müssen mit Ihrem Kind über alles reden. Vor allem über seinen Suizidversuch. Das ist schwer, aber nur so bekommt er wieder Hoffnung! Nehmen Sie sich ganz viel Zeit für ihn und hören Sie ihm einfach zu. Das hilft, das verspreche ich Ihnen!" Sie lächelt mich aufmunternd an. Ja, dieser Schritt kann wirklich schwierig werden. Ich habe das Thema Selbstmord gestern Abend und heute gemieden so gut es ging. Und Moritz wird sicherlich nicht super gerne mit mir darüber sprechen. Aber ich muss es einfach hinkriegen. "Und wenn Sie erst einmal mit ihm über alles gesprochen haben, werden Sie schon bald eine gute Möglichkeit finden, ihn zu einem Besuch bei mir zu bewegen! Wenn Sie das geschafft haben, melden Sie sich bitte wieder bei mir! Dann machen wir für ihn eine Termin aus! Aber lassen Sie sich Zeit, um mit Moritz zu reden!" Wieder nicke ich. Wie ein Kind in der Schule. "Hier ist noch ein Zettel mit ein paar Tips für Redewendungen und Gesten, wie Sie ihm zeigen können, dass Sie für ihn da sind!" Die Frau hält mir einen Zettel hin. "Danke!", sage ich und nehmen ihn entgegen. "Dann höre ich von Ihnen, wenn er kommen möchte?" "Ja, genau!", stimme ich zu und falte den Zettel einmal in der Mitte. Ja. Das wird schon alles. Irgendwie. Ja. Ich sollte zuversichtlich sein.
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Die Magie des Kämpfens❤ (Ehrlich Brothers Fanfiction)
Fanfiction"Komm, Chris, die letzte Show vor der Tourpause rocken wir nochmal so richtig! Das wird die geilste Show unseres Lebens!", zischte Andreas seinem Bruder noch zu, bevor die Beiden auf die Bühne traten. Ja, so war das der Plan. Doch es kommt alles gan...