Luke rannte so schnell und so leise wie möglich durch müllgefüllte Gassen. Er kletterte über und unter Metallzäune und hielt hin und wieder an um sicher zu gehen, dass er nicht verfolgt wurde. Nur weil eine Straße oder Gasse leer aus sah, hieß das nicht, dass dem auch so war. Überzeugt dass sich - im Moment - keine Slum Ratte heranpirschte, zog er an den Stricken seines Rucksacks um sich zu überzeugen, dass er sicher und fest verschnürt war. Dann zog er den improvisierten Gürtel, der seinen zerschlissenen Mantel geschlossen hielt, fester, um die Kälte am Eindringen zu hindern. Erst dann setzte er den langen und schweren Weg fort, der zu dem Ort führte, an dem sich Guy verbarg.
Die verlassenen Abwasserkanäle von Ceres. Verlassen selbst von den Mongrels. Niemand ging hier rein. Der Grund waren die unregelmäßigen Fluten, die die meilenlangen Tunnel füllten und alle Ecken und Winkel ausspülte, was es jedem unmöglich machte sich darin zu verstecken und zu überleben... beinah.
Vor Jahren entdeckten Riki, Guy und er eine Lukentür tief in dem gewaltigen Labyrinth. Bei ihren weiteren Entdeckungstouren, bei denen sie ständig mit dem Tod spielten, angetrieben von ihrer Langeweile, fanden sie ein richtiges Versteck. Dort konnten sie ihre Waren lagern ohne Gefahr zu laufen, dass sie weggespült oder geklaut wurden. Sie stolperten darüber als sie „Todeslauf" spielten. Das war das Spiel der Slums um herauszufinden, wie weit man rennen konnte, bevor man das Wasser kommen hörte und zurück in Sicherheit rannte. Eine Lukentür, die sich zu einem großen Raum öffnete und sie vor dem Wasser schützte, als sie einmal einen falschen Weg einschlugen und beinah eingeholt wurden.
Dort gab es genug frische Luft, die aus den Tunneln kam, die wiederum von irgendwo herkamen. Also mussten sie nur die Lukentür öffnen und sie kam rein. Der Raum was so groß, dass dort zehn Leute wohnen konnten, ohne sich ständig gegenseitig zu belagern. Für sie war es ein Himmel, den sie als Geheimnis unter sich bewahrten. Nicht mal der Rest der Bande wusste davon. Es dauerte sehr lange, bis sie das ganze Zeug hin gebracht hatten. Zeug wie Bauholz und Bettzeug und andere Scheiße um es wie ein zu Hause wirken zu lassen. Damit sie für den Fall, dass sie weglaufen und sich verbergen mussten, nur noch hier her kommen mussten ohne vorher irgendwo Halt zu machen.
Endlich erreichte er den Eingang zu den Abwasserkanälen. Luke warf einen letzten Blick rundum, dann setzte er eine Nachsichtbrille auf und schoss unter dem Zaun und dem Schild mit der ehemaligen Aufschrift ‚Achtung! Unregelmäßige Flutungen. Gefahr!' hindurch. Aber bereits vor langer Zeit wurde es mit der Slumversion einer Warnung übermalt: ‚Der Tod öffnet seine Arme um euch alle willkommen zu heißen. Kommt her, alle die ihr nach ewiger Ruhe strebt'.
Die Karte war für alle Ewigkeit in sein Gedächtnis eingebrannt und mit der Nachtsichtbrille konnte Luke durch die 10'x 6' Tunnel fliegen. Nach ein paar Mal links und rechts erreichte man den letzten sicheren Punkt. Wenn du umdrehen wolltest, was das die Stelle, an der du es tatst. Nach diesem Punkt war ertrinken das schlimmste was dir passieren konnte. Denn das bedeutete, dass du lange genug am Leben warst um zu spüren wie jeder Kochen brach, wenn du gegen die Zementwände geschleudert wurdest, während dich das Wasser wegspülte und dich durch das dunkle Wasser warf, das dich Gott weiß wohin brachte. Von allen Mongrels die in diesen Tunneln verschwanden, wurde noch keiner wieder gefunden.
Luke versuchte seine Atmung zu beruhigen und lauschte angestrengt. Er kniete sich auf alle Viere und presste sein Ohr auf den Boden in dem Versuch herauszufinden, ob ein Donnergrollen ihm die Ankunft des Wasserwalles ankündigte. Alles war ruhig, was bedeutete, dass er vielleicht fünf Minuten bis eine Stunde Zeit hatte, bevor es kam. Und was die Zeit betraf gingst du immer, immer, von den fünf Minuten aus. Die Dummköpfe die glaubten, sie hätten mehr Zeit, waren immer die ersten die starben.
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Forever Caged - Buch 1: Abschied
FanfictionWer den Anime "Ai No Kusabi" gesehen hat, kennt das Ende... Aber ist es wirklich das Ende von Riki und Iason? Würde Jupiter Iason einfach so sterben lassen? Und was ist mit Riki? Wird er Guy jemals wiedersehen? Diese Fanfiction beginnt nicht sofort...