Ich will keinen Streit!

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Ihr Ehegatte war scheinbar bereits im Ferienhaus, vielleicht war er müde geworden und hatte sich schon ins Bett gelegt; jedenfalls war er hier draußen nicht mehr zu sehen. Dass er ihr nicht Bescheid gesagt hatte, dass er rein geht, wunderte die 52-Jährige zwar ein wenig, aber ärgern tat sie sich darüber nicht. Und da auch sie sich schlagartig müde fühlte, klappte sie das Tagebuch zu und erhob sich, um ebenfalls ins Haus zu gehen.

Nachdem sie Haustür von innen abgeschlossen hatte, durchquerte sie die kleine Küche wie auch das kleine Wohnzimmer und betrat das Schlafzimmer. Maximilian war wirklich schon im Bett, schlief jedoch noch nicht sondern las noch ein Buch. Sie legte das lederne Tagebuch auf dem kleinen Nachttisch ab und bemerkte dabei nicht, wie ihr Ehegatte dem Buch böse Blicke zu warf.

Sie zog sich ihr Negligee an, legte sich dann neben ihn und kuschelte sich an ihn ran. Er legte das Buch beiseite, nahm seine Lesebrille ab und kuschelte mit ihr. Noch immer ließ er es sich absolut nicht anmerken, dass es ihm rein gar nicht passte, dass seine Ehegattin eines Tagebücher ihrer verblichenen Mutter in den Urlaub mit genommen hatte.

Auch wenn er seine Schwiegermutter sehr wohl geschätzt und auch geliebt hatte, so fand er es falsch, dass seine Frau nicht mal im Urlaub an etwas anderes denken konnte, als deren Tagebücher. Schließlich waren sie ja in die Bretagne gefahren, um auf andere Gedanken zu kommen und sich zu erholen. Doch scheinbar konnte Emily nicht mal auch nur für 2 Wochen eine Pause einlegen und sich in dieser Zeit mal mit was anderes beschäftigen als mit der Vergangenheit ihrer verstorbenen Mutter. Und ebendies ... bei allem Respekt ... störte Maximilian inzwischen doch ein wenig.

Selbstverständlich liebte er seine Ehegattin nach wie vor und würde es auch weiterhin tun, bis ans Ende aller Tage. Er fand einfach, dass diese ... nun, man konnte es wohl nur noch als eine Art Besessenheit bezeichnen ihr absolut nicht gut tat. Denn er hatte ja bereits gesehen, welche seelisch-emotionale Belastung schon allein das zweite Tagebuch auf sie gehabt hatte. Und hatte Emilys' Mutter im dritten Tagebuch auch noch weiter traurige Erlebnisse niedergeschrieben, was dann mit Sicherheit die Gleiche Wirkung haben würde. Während er noch über diesen Punkt im Dunklen nachgrübelte, schlief sie bereits ein und schließlich siege auch bei ihm die Müdigkeit und er fiel in einen tiefen Schlaf.

Auch beim Frühstück am nächsten Morgen bzw. am frühen Vormittag draußen auf der Terrasse (wo sie wieder die schöne Aussicht genossen) herrschte weiterhin die übliche Harmonie ihrer langjährigen Ehe - doch das insgeheim nur noch die Ruhe vor dem Sturm. Nachdem sie fertig waren, räumten sie den Gartentisch ab und überlegten dann kurz, was sie heute unternehmen konnten.

Da jedoch heute Sonntag war und wahrscheinlich so ziemlich alles in den Städten geschlossen war, gab es wohl nicht viel, was man an diesem Tag groß unternehmen konnte. Am Ende beschlossen Emily und ihr Ehegatte, mit dem Auto Richtung Küste zu fahren und ein wenig am Meer spazieren zu gehen. Und obwohl sie sich nicht sicher, war ob sie die Sachen auch benutzen würde, packe die 52-Jährige die Badesachen auch mit ein. So fuhren sie dann schließlich los, wobei sie alle 4 Fenster ganz runterlassen mussten, da es durch die Sonne sehr sehr heiß war im Wagen.

Natürlich hätte Emily während der Fahr die Straßenkarte zu Rate ziehen und so nach dem schnellst möglichsten Weg zum Meer suchen können. Doch da sie im Urlaub waren und es gar nicht eilig hatten, fuhren die beiden jetzt einfach der Nase nach und orientierten sich einfach anhand der hiesigen Landschaft, die sie umgab. Auf diese Weis brauchten sie vielleicht etwas länger bis sie an ihrem Ziel angelangten, aber dafür sahen sie wohl auch mehr von der schönen Natur und der bretonischen Küstenlandschaft.

Einige Stunden später gelangten sie schließlich an einem Sandstrand und beschlossen ohne großes Überlegen hier zu halten und spazieren zu gehen. Nachdem sie auf einem kleinen Parkplatz den Wagen abgestellt hatten, gingen sie los und ließen die Badesachen im Kofferraum zurück. Da es keinerlei Hinweisschilder gab, wie man am besten runter zum Strand kam, mussten die beiden eine kurze Weile suchen, sie einen Weg fand.

Auf den Spuren meiner MutterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt