Am späten Nachmittag war dann endlich alles soweit; Essen und Trinken stand als kleines Buffet auf einem extra Tisch auf der Terrasse und der Tisch war fürstlich gedeckt. Inzwischen war auch Britney wieder zurück mit ihrem Freund Michael, welchen sie nun ihre Tanten und Onkeln zum ersten Mal vorstellte; davor hatte Aubrey ihren Geschwister vor einigen Wochen nur von ihm erzählt, was aber auch nicht viel war ... denn – wie sie ihnen gleich zu Anfang gestehen musste – ihre Tochter hatte ihn auch lange Zeit vor ihren Eltern mehr oder weniger verheimlicht und so wusste ihre Mutter selbst auch kaum mehr als nur seinen Namen und dass Britney (wobei sie von allen eigentlich immer nur Brit oder Bri genannt wurde) ihn über eine Freundin aus der Schule kennen gelernt hatte. Es war also auch für ihre Schwester wohl das erste Mal, dass sie den Freund ihrer Tochter kennen lernte, vermutete Emily.
Er war so etwa im Alter wie ihre Nichte, schätze die 52-Jährige, die ihm beim Essen gegenüber saß und ganz offenbar war er ein wenig schüchtern. Denn er wirkte nervös, was aber angesichts dessen, dass er mehr oder weniger als Fremder hier war und wahrscheinlich zum ersten Mal die gesamte Familie seiner Freundin sah, durchaus nach voll ziehbar war.
Zunächst blieb er recht schweigsam und zurückhaltend, doch je im Laufe der nächsten Stunden wurde er hier und dann von Britney oder ihrer Mutter immer wieder mal kurz in ein Gespräch verwickelte und beteiligte sich dann noch etwas später auch selbst an den am Tisch laufenden Unterhaltungen.
Neben Limonade wurde jetzt natürlich auch Alkohol konsumiert - und wenn man wie Emily eher selten als oft etwas derartiges konsumiert, so reagierte man darauf umso empfindlicher. Daher war es jetzt auch nicht verwunderlich, dass die 52-Jährige erst irgendwann zwischen Mittag und frühen Nachmittag des nächsten Tages aufwachte und ihr dann sogar noch erst mal der Schädel dröhnte, weshalb sie noch eine Weile brauchte bis sie das Aufstehen schaffte.
Irgendwie schaffte sie es dann, sich ins kleine Gästebadezimmer zu schleppen. Dort drehte sie den Wasserhahn auf und hielt dann den Kopf so weit wie möglich in den Wasserstrahl. Nachdem sie den Schockmoment überwunden hatte - das Wasser war eiskalt - genoss sie die Kühle noch einige Augenblick und zog dann schließlich den Kopf wieder zurück.
Während ihr schulterlanges Haar jetzt nass am Kopf und im Gesicht klebte und das Wasser ihr überall am Körper hinab lief, drehte Emily mit einigem Gefummel den Hahn wieder zu und suchte dann nach einem Handtuch, um sich abzutrocknen. Auch wenn sie durch diese Aktion nicht wirklich wacher geworden war, so hatte zumindest das Schädelbrummen um einiges nach gelassen.
Plötzlich Schritte, ein Klopfen an der Tür und dann die Stimme ihres Ehegatten, "Schatz bist du da drin?" Sie rubbelte sich mit beiden Händen ein letztes Mal mit dem Handtuch über Kopf und Haare und hängte es dann ordentlich wieder weg. Abermals Klopfen an der Tür und wieder rief er nach ihr. "Ja, warte," erwiderte sie jetzt, drehte den Schlüssel rum und öffnete. Direkt vor ihr stand jetzt Maximilian.
"Alles ok, Darling?" fragte er, "du hast lange geschlafen." "Ja, alles gut. Habe nur ein wenig Kopfschmerzen," erwiderte sie und gab ihm einen Kuss. Dann gingen die beiden den Flur entlang und er führte sie auf die Terrasse, wo ein Teil der Familie am Gartentisch saß und gerade das benutzte Geschirr vom Mittagessen wegräumte. Nach der Begrüßung sah die 52-Jährige ihre große Schwester mit einer Sonnenbrille auf der Nase auf der Liegen beim Swimmingpool liegen und scheinbar schlafen.
Sie ging zu ihr und kitzelte sie am Fuß, um sie zu wecken. "Verdammt," zickte Aubrey gleich rum, "lass mich schlafen. Ich hab Kopfschmerzen." Emily kitzelte sie erneut und legte sich dann auf die freie Liege direkt neben ihr.
Auch sie hatte ihre Sonnenbrille noch schnell aus dem Zimmer geholt und aufgesetzt, bevor sie ihrem Ehegatten weiter auf die Terrasse gefolgt war. Doch im Gegensatz zu ihrer Schwester, konnte sie nach der eiskalten Abkühlung ihres Kopfes eben nun nicht mehr schlafen. Dennoch schloss sie für einige Zeit die Augen.
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Auf den Spuren meiner Mutter
Ficción históricaHildegard Brown hat die Tyrannei des Nazi-Regimes sowie auch den zweiten Weltkrieg überlebt. Nun ist sie im Beisein ihrer 5 Kinder friedlich entschlafen. Bei der Auflösung des Haushaltes, um das Haus der verblichenen Mutter zu verkaufen, entdeckt ei...